Seit dem Jahr 1973 ist eine Atomrakete aus den Händen der Israelis verschollen, nachdem ein Kampfflieger über der Wüste Israels abgeschossen wurde. Im Jahr 2002 wird sie zufällig bei Ausgrabungen entdeckt und zu einer fürstlichen Summe an den Unterhändler Olson (Colm Feore) verkauft. Indes regt sich in der Arbeit von CIA-Analytiker Jack Ryan (Ben Affleck) etwas, als es einen Umschwung in der russischen Politik gibt und mit einem Mal ein neues Landesoberhaupt die Macht hat. Die Beziehungen zwischen US-Präsident Robert Fowler (James Cromwell) und dem neuen russischen Präsidenten Nemerow (Ciaran Hinds) werden bald überschattet, als die israelische Atombombe, durch mehrere Hände gehend, zum Einsatz kommt. Die USA glauben, dass die Russen hinter dem Einsatz stecken... und nur Jack Ryan glaubt, die Wahrheit zu kennen.
Nein, eine richtige Fortsetzung zu den ersten drei Filmen rund um Jack Ryan (der einmal von Alec Baldwin und schließlich zweimal von Harrison Ford verkörpert wurde) ist dies nicht. Die Umbesetzung der Hauptrolle hin zu "Paycheck"-Star Ben Affleck verpasst der Reihe somit auch einen klaren Reboot, wobei die Familiengeschichte des CIA-Analytikers ebenso ignoriert wird wie die Beziehung Ryans zu seinem Vorgesetzten. Also ein klarer Neustart auf diesem Wege, der einige neue Wege aufmacht und sich somit auch nicht zwingend als Teil der Reihe verstehen muss. Nur die Titelfigur, die ist noch immer da und hat sich diesmal mit einem Fall zu beschäftigen, der nah dran an einer Weltenrettung ist. Gegenüber den sicherlich spektakulären, aber nicht zwingend weltbedrohlichen Fällen der "Vorgänger" ist dieser drohende Ausbruch eines erneuten Atomkrieges nun eine ganze Ecke größer. "The Angriest Man in Brooklyn"-Regisseur Phil Alden Robinson nutzt diese Vorlage von Thriller-Autor Tom Clancy dann auch, um eine spannende Jagd zu eröffnen, die den anderen Filmen rund um Jack Ryan in keinster Weise nachstehen muss.
Dabei ist "Der Anschlag" in seinem allgemeinen Plot und auch dessen Ausführung weniger ausladend und bemüht als noch "Das Kartell", aber auch nicht so geradlinig wie noch "Die Stunde des Patrioten". Tatsächlich fällt der Actionanteil regelrecht gering aus, da es von Anfang an um die Beziehungen zweier Supermächte geht, die aufgrund eines konkreten Vorfalls mehr als nur zu wackeln beginnen. Es mag etwas überzeichnet sein, hier den einen Analytiker als den einzig möglichen Retter in solch einer Krise darzustellen, doch die Ausübung des Konflikts zwischen zwei Präsidenten, denen nach und nach immer mehr Hinweise und Sorgen ihrer jeweiligen Berater zugerufen werden, wirkt angenehm ungeschönt und lebensnah. Dass dabei keine der Parteien als Held gezeichnet wird, man sich lieber in stimmigen und teilweise auch sehr kritischen Grauzonen bewegt, muss positiv angemerkt werden und verleiht "Der Anschlag" zumindest in Ansätzen eine Art politischer Tiefe, die man von einem Film wie diesem nun nicht unbedingt erwartet hätte. Die zwischenmenschlichen Ebenen lotet der Film dafür weniger genau aus, auch wenn gerade im ersten Drittel noch immer Zeit für leisen Humor bleibt, den hier der mal wieder großartige Morgan Freeman leichtfüßig und unaufdringlich einbringt.
Für Actionfans gibt es trotz der überraschend nachdenklichen Handlung aber dennoch genug zu staunen. Trotzdem ist Titelheld Jack Ryan erneut kein Übermensch, wird in die wenigen Actionvehikel eher hineingeschubst, was ihn weiterhin greifbar und sympathisch macht. Angesichts der enormen Katastrophe, die nun auf dem Spiel steht, haben aber auch die Visual-Effects-Macher nach rund einer Stunde ordentlich Gelegenheiten, um sich auszutoben. Da erwarten einen dann keine CGI-Marathons a la "Armageddon", aber das Gesehene hat dennoch ziemlich Wucht... auch, da die großen Kracher stets im Dienste der Geschichte stehen, kurz und knackig abgehandelt werden und Auswirkungen auf die allgemeine Dramaturgie haben. Eben jene Dramaturgie wird letztendlich auch bis zum Äußersten ausgereizt - das ist spannend, doch droht der Film in diesen gern etwas überzeichneten und zu melodramatischen Momenten ein wenig den Boden zu verlieren.
Fazit: Hinter seinen Vorgängern im Geiste muss sich "Der Anschlag" keineswegs verstecken - spannendes, spektakuläres und weitestgehend glaubwürdiges Thriller-Kino. Dramaturgisch dabei dicht, wenn auch mit dem Hang zur Überzeichnung.
Note: 2-
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