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Sweet Home Alabama - Liebe auf Umwegen

Melanie Carmichael (Reese Witherspoon) scheint in ihrem Leben alles erreicht zu haben. Sie leitet eine große Modekollektion und brachte es in New York zur Berühmtheit, wird von Kollegen und sogar von der direkten Konkurrenz geachtet, hat Geld, Freunde... und mit Andrew Hennings (Patrick Dempsey), dem Sohn der einflussreichen Bürgermeisterin Kate Hennings (Candice Bergen), einen Traummann an ihrer Seite, der ihr soeben einen romantischen Antrag gemacht hat. Genau dieser bringt Melanie nun jedoch in die Bredouille, da sie auf dem Papier, wie sie ihrer neuen "Familie" bislang nicht gebeichtet hat, noch immer verheiratet hat. Ihr derzeitiger Ehemann, von dem sie sich lange getrennt hat, ist ihre Jugendliebe Jake Perry (Josh Lucas), der sich weigert, die Scheidungsunterlagen zu unterzeichnen. Um das Problem zu lösen und somit endlich Andrew heiraten zu können, muss Melanie nach Alabama zurückkehren... in ihre Heimat.

Heute gilt Reese Witherspoon, auch wenn sie leider nur noch sporadisch in dafür stets sehr unterschiedlichen Filmen auftritt, als gnadenlos gute und wandelbare Schauspielerin. Für das Musiker-Biopic "Walk the Line" sammelte sie den Oscar ein, glänzte zudem in großen Dramen wie "Wild" oder auch mal in weniger schmeichelhaften Mainstream-Blockbustern wie "Das Zeiträtsel", an deren Scheitern sie dann aber nie Schuld war. Dass Witherspoon ihre Karriere aber ganz anders startete, nämlich im geradlinigen RomCom-Fach, hat sie mit einigen Hollywood-Stars der aller ersten Güte gemein - schließlich starteten auch Matthew McConaughey, George Clooney und Co. erst als Charmebolzen, bevor sie sich dann wesentlich größeren Projekten annahmen. "Sweet Home Alabama" stammt noch aus der Zeit, bevor Witherspoon sich als Ausnahme-Schauspielerin mausern konnte.
Das muss ja erstmal nichts heißen, denn auch eine romantische Komödie mit einem Plot von der Stange kann noch immer einen gewissen Charme verbreiten - Beispiele gibt es dafür zu Genüge. Der Film von "Hitch"-Regisseur Andy Tennant gehört leider nicht zwingend zu diesen, auch wenn er im Grunde genau das einhält, was er verspricht. Wir sehen eine romantische Komödie mit einer Portion Herzschmerz, mit Wortwitz und charmanten Schauspielern... aber sicherlich auch nicht mehr. Die gesamte Besetzung macht einen sehr soliden Job, besonders Witherspoon und "The Secret Man"-Star Josh Lucas spielen sich hier mehr als passabel die Bälle zu. Patrick Dempsey bewegt sich wie gewohnt in den Grenzen seiner Rolle, die hier sehr formhaft auf den gutmütigen Schönling zurechtgestutzt wurde und Candice Bergen kann in ihren (zu) wenigen Szenen eine gewisse Feurigkeit verbreiten. Leider nützt dies wenig, wenn das maue Drehbuch seine wenigen guten Ideen entweder übersieht oder sie nicht richtig nutzt. Die sogenannte "Fish out of Water"-Story ist ein reines Klischee und funktioniert auch deswegen nur halb so gut, weil Melanie diese Ortschaften bereits kennt - der Kontrast von der reichen New Yorker Modeikone fällt eher klein aus, da sie schon sehr früh in alte Verhaltensmuster zurückkehrt und somit nicht richtig mit den erwartungsgemäß schmal gezeichneten "Dorfbewohnern" zusammenstößt.
Herauskommen tut dabei dann eine Komödie, die gar keine spritzigen Situationen entwirft und wenn überhaupt viel zu lange braucht, um einen veritablen Gag aufzubauen. Sicher, einige Lacher lassen sich durchaus finden und ein gewisser Charme ist dem Plot auch nicht abzusprechen. Das ist dann aber nicht genug: Tennants Inszenierung gerät arg bieder, die Dialoge, die frotzelig hätten sein können, wirken schwach geschrieben. Und auch die Nebenfiguren, die in Filmen wie diesen gern mal das entscheidende Salz in der Suppe sind, erhalten kaum Momente, um zu strahlen. Immerhin gefällt die Idee, dass die zwischen zwei Männern hadernde Melanie hier wirklich vor einer schweren Entscheidung steht und man ihr diese nicht aufgrund der Tatsache, dass einer von beiden von Anfang an ein Schleimbolzen ist, abnimmt. So behält sich das Skript zumindest einen letzten Rest Unvorhersehbarkeit, auch wenn man diese gegen Ende dann wieder im Kitsch abtauchen lässt.

Fazit: Eine RomCom von der Stange, was gut zu der Zeit passt. Einige Lacher lassen sich finden und Witherspoon agiert mit Spaß an der Sache. Leider ist der Plot jedoch so fahrig und vorhersehbar, dass sich der Spaß in sehr überschaubaren Grenzen hält.

Note: 4+





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