Direkt zum Hauptbereich

Snatch - Schweine und Diamanten

Matthew Vaughn hat als Regisseur zwei meiner All-Time-Favorites erschaffen: "Der Sternwanderer" ist einer der schönsten und klassischsten Fantasy-Filme unserer Zeit und "Kick-Ass" ist als tiefgründige, ultraharte Superhelden-Satire gar eines der grandiosesten Kinoerlebnisse, welches ich je hatte... trotz einer schwächeren Fortsetzung. So strahlten noch mal meine Augen auf, als ich las, dass Vaughn bei dem von vielen Seiten gelobten "Snatch" immerhin als Produzent auftrat... geholfen hat es nicht viel, denn der Film aus dem Jahr 2000 ist eine kleine Katastrophe geworden.

SNATCH

Der aufstrebende Verbrecher Franky (Benicio Del Toro) erbeutet bei einem spektakulären Coup einen wertvollen Diamanten, den er flott zu seinem Auftraggeber Denovitz (Dennis Farina) nach London schaffen soll. Auf dem Weg dahin bekommen jedoch zahlreiche andere kleine und große Gangster Wind von dem Fang und heften sich an Frankys Fersen. Unterdessen stehen der eigentlich harmlose Turkish (Jason Statham) und sein Partner Tommy (Stephen Graham) bei dem gefährlichen Obermacker Brick Top (Alan Ford) in der Kreide, da sie den Kämpfer eines gezinkten, illegalen Boxkampfes, auf den viele ihre Moneten gesetzt haben, "verloren" haben. Der Ersatz soll ein Zigeuner mit einem eklatanten Sprachfehler und einigen Marotten namens Mickey (Brad Pitt) sein...

Klingt wirr? Ist es auch. Bei all den verschiedenen Gangstern, Unschuldslämmern und Kleinkriminellen, die hier über den Bildschirm huschen und alle ihr eigenes Ziel mit und ohne Waffengewalt verfolgen, da kann man schon mal leicht den Überblick verlieren. Trotz prominenter Besetzung (u.a. Brad Pitt, Jason Statham, Benicio Del Toro und Dennis Farina) kann sich hier keiner wirklich nach vorne spielen, da das vollkommen haltlose Skript niemandem eine klare Hauptrolle zuspricht und sich so auch niemand zu einem Sympathieträger entwickelt. Im Grunde sind sämtliche Figuren in dieser Farce entweder extrem hassenswert (wie der von Alan Ford stark gespielte Obergangster Brick Top) oder einfach ziemlich dämlich (der Großteil der restlichen Charaktere), sodass eine Identifizierung angesichts dieses großen Haufens an Idioten eh schon mal flachfällt. Einzig Brad Pitt holt mit einer komödiantisch herausragenden Leistung einige Kohlen aus dem Feuer, ist dabei jedoch zu selten zu sehen und kann daher nur wenige Szenen retten. Der Rest ist anstrengend, weder witzig noch spannend und hat auch keinerlei nennenswerte Originalität zu bieten. Das ist alles ziemlich albern, unnütz und hat auch keinen Unterhaltungswert zu bieten, da dieser schnell von den viel zu vielen Figuren und unnötigen Einzelszenen sowie den schwachen Dialogen weggespült wird. Was das Ziel der Macher dieses Films war, bleibt recht schwammig, da sowohl Lacher als auch eine spannende Thriller-Handlung vollkommen ausbleiben, wir anstattdessen nur wild aneinandergereihte Szenarien ohne Sinn und Zweck bekommen, mit ein paar Schießereien hier, da einem Boxkampf und da einer Verfolgungsjagd. Wie das nun alles zusammengehört, kann man sich zwar ausmalen, wenn man dranbleibt, aber es ist wahrscheinlicher, dass man daran vorzeitig das Interesse verliert. Mir gefiel es nicht und einzig eine starke Szene (die Hasenjagd) und die spaßigen Schauspieler (allen voran Brad Pitt und Alan Ford) retten "Snatch" vor einer kompletten Bauchlandung.

Note: 5+

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...