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A Private War

Die Gefahr, der sich ein Journalist aussetzt, ist für uns Außenstehende kaum vorstellbar. Sie reisen direkt in Krisengebiete, berichten vor Ort und begeben sich dabei, ohne Waffen und mit enormem Mut, direkt in Feindesland. Dabei müssen sie Naturkatastrophen, Krankheiten und Kriegsgebieten trotzen, angetrieben zumeist von dem Willen, die Wahrheit erzählen zu können. "A Private War", der im vergangenen Jahr in den internationalen Kinos anlief, erzählt dabei die wahre Geschichte einer mutigen Reporterin, die sich gegen ihre Vorgesetzten und die Regierung stellte, um die Wahrheit niederzuschreiben und zu veröffentlichen. Ich habe den Film nun zum ersten Mal gesehen und habe in diesem Licht- und Schattenseiten entdeckt...

A PRIVATE WAR


Marie Colvin (Rosamund Pike) arbeitet für die Sunday Times als Reporterin und zeichnet sich seit jeher dadurch aus, dass sie nicht auf die Anweisungen ihres besorgten Chefredakteurs Sean Ryan (Tom Hollander) hört und sich direkt ins Krisengebiet marschiert, nur bewaffnet mit einem Block und einem Diktiergerät. Während eines Trips in Sri Lanka verliert sie ein Auge, was sie dennoch nicht entmutigt. Ryan ermahnt sie zur Vorsicht, doch Marie ist nicht zu halten und hat bereits die nächsten Ziele im Auge, verschwört sich förmlich gegen Gaddafi. Über Jahre ist sie am anderen Ende der Welt in den gefährlichsten Zonen der Erde unterwegs und findet in dem Fotografen Paul Conroy (Jamie Dornan) einen wichtigen Verbündeten... bis es beide schließlich nach Syrien zieht.

In Deutschland schaffte es diese wahre Verfilmung tatsächlich nicht in die Kinos und wurde im März 2019 direkt auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht. Wie so oft lohnt es sich nicht, sich zu fragen, warum ein Film wie dieser mit einer ansprechenden Besetzung und einem interessanten Thema denn keinen Platz auf den heimischen Kinoleinwänden findet, während seltsame Produktionen wie "Misfit" oder das "Hellboy"-Reboot eben jene für Wochen belegen. Sicher ist nur, dass "A Private War" als Film genug ist, um im Kino gezeigt zu werden, auch wenn Regisseur Matthew Heineman hier kein Meisterwerk abgeliefert hat. Die Thematik der Geschichte wurde schon in Filmen verwendet, hier wendet sich Heineman aber besonders dem Leben einer einzelnen Reporterin zu und erklärt, wie sie für die Wahrheit kämpfte und nebenbei noch Schlachten mit sich selbst, ihren Kollegen und Vorgesetzten austrug. 
Das ist, wenn man dahinter auch noch diverse politische Botschaften und schockierende Einzelszenen sieht, ziemlich viel Material für einen Film, der die Zwei-Stunden-Marke nicht knackt und das ist dann auch das größte Problem, was man "A Private War" ankreiden kann: Er hetzt sehr deutlich durch seine einzelnen Settings, nur zusammengehalten durch seine ungestüme und mutige Protagonistin, geht in vielen Momenten aber nicht genug in die Tiefe. Manche Szenen sind bereits vorbei, bevor sie richtig angefangen haben und werden mit einem harten Schnitt beendet - gerade zu Beginn kommt dabei kein wirklicher Fluss zustande. Aus diesem Grund hält sich der Film vor allem durch zwei Faktoren am Laufen: Zum einen einige enorm intensive und hervorragend inszenierte Einzelszenen und zum anderen Marie Colvin als emotionaler, wenn auch nicht zwangsläufig sympathischer Fokuspunkt. 
"Gone Girl"-Star Rosamund Pike verleiht ihr, auch wenn sie hin und wieder etwas überzeichnet, eine enorme Ausdruckskraft und spielt unter ihrer Augenklappe mit so viel Power, dass man seinen Blick kaum von ihr abwenden kann. Neben ihr agieren dabei so namhafte Darsteller wie Jamie Dornan oder "Mission: Impossible"-Star Tom Hollander. Keiner von ihnen kann Pike, auch, da es ihnen an echten darstellerischen Herausforderungen fehlt, das Wasser reichen, nicht einmal der große Stanley Tucci, der in einer eher vernachlässigbaren Nebenrolle deutlich verheizt wird. Pike ist es, die den Motor des Films, der innerhalb seiner aufrüttelnden Geschichte unglaublich viel Stoff zum Nachdenken hinterlässt, am Laufen hält, ihn mit Treibstoff und einer Pumpe versorgt. 
Das ist nicht immer leicht zu ertragen, da Colvin als Protagonistin keine simple Heldin ist, wir sie hin und wieder auch hassen, wenn wir sehen, wie sie mit ihren Mitmenschen, die sich bloß um sie sorgen, umgeht. Aber dann erinnern wir uns, was sie geleistet hat und was für eine Energie diese Frau hatte und verehren sie doch wieder. Nein, "A Private War" macht es dem Zuschauer nicht leicht und das will er auch nicht - er will uns wichtige Dinge aufzeigen, tut das selten zu plakativ, erreicht sein Ziel. Auf filmischer Basis hätte das Konzept etwas besser ausgearbeitet werden können und gegen Ende streift man auch wieder die Grenze zum Hollywood-Klischee, insgesamt hat mich der Film aber zeitweise bewegen und packen können.

Fazit: Rosamund Pike beherrscht einen intensiven Kriegsthriller, der seine wahre Geschichte selten zu plakativ erzählt. Er ist manchmal etwas zu gehetzt und hätte sich für einzelne Momente und auch für seine Nebenfiguren mehr Zeit lassen sollen - dass er aber immer wieder unangenehm ins Ziel trifft, ist nicht zu übersehen.

Note: 3+






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