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Cube

Fünf Menschen erwachen in einem seltsamen Raum voller Lichter und Felder. Je vier durch ein Drehrad zu öffnende Türen zu jeder Seite des Raumes führen in weitere Räume. Nachdem sich der Polizist Quentin (Maurice Dean Wint), die Mathematikstudentin Leaven Joan (Nicole de Boer), der Architekt David (David Hewlett), die Ärztin Helen (Nicky Guadagni) und der Kriminelle Rennes (Wayne Robson) orientiert haben und feststellen müssen, dass keiner von ihnen eine Ahnung hat, wie er an diesen mysteriösen Ort gelangt ist, beschließen sie, einen Ausgang zu suchen. Mit mathematischen Rechnungen bezüglich der Größe des Raumes und kleinen Hinweisen begeben sie sich in die Richtung, in welcher sie eine Außenwand vermuten. Dabei müssen sie jedoch zahlreichen, tödlichen Fallen aus dem Weg gehen, die in den Räumen angebracht sind...

"Cube" wurde im Jahr 1997 mit einem schier lächerlichen Budget von nur 365.000 Dollar produziert. Ähnlich wie spätere Horror-Hits wie "Saw" oder die "Paranormal Activity"-Reihe wurde der Film anhand dieser geringen Kosten zu einem großen Erfolg - so groß, dass sogar noch zwei weitere Franchise-Beiträge nachgeschoben wurden, die aber keinen ähnlichen Hype auslösen konnten. Das Original stieg aufgrund seiner spannenden Ausgangssituation alsbald zu einem kleinen Kultfilm auf, den Genre-Fans bis heute gerne sehen, zitieren und aufgrund seiner mysteriösen Handlung auseinandernehmen. Ich, der das Werk nun zum ersten Mal gesehen hat, frage mich aber tatsächlich, woran das liegt. Denn "Cube" hat besonders hinsichtlich der geringen Kosten einige Dinge auf der Haben-Seite, scheitert aber so dermaßen eklatant in anderen Bereichen, dass es mir den Spaß an einer kleinen, feinen Perle mehrfach verdorben hat - sogar so weit, bis ich den Film als beinahe unansehlich wahrgenommen habe. Aus der spannenden Ausgangssituation macht der spätere "Im hohen Gras"-Regisseur Vincenzo Natali mit kleinem Geld noch das Beste, verliert sich aber schließlich auch in diesen finanziellen Makeln.
Denn da kein Geld da war für allerlei technischen Firlefanz musste eben eine ausgeklügelte Handlung herhalten. So sparsam wie Natali hier jedoch mit Antworten auf die großen Fragen des Films umgeht, so sehr muss man konstatieren, dass "Cube" auch beim näheren Hinsehen eher eine Luftblase denn eine wirklich durchdachte Sache ist. Ja, es gibt hier und da Andeutungen und sicherlich soll sich der Zuschauer auch selbst einen Reim auf die Knochen machen, die Natali uns hier hinwirft. Etwas mehr hätte es aber zum Schluss doch sein dürfen. Immerhin inszeniert er die einzelnen Spießrutenläufe durch fiese Fallen mehrheitlich sehr spannend und zieht die Daumenschrauben immer wieder clever an - das und die erstaunlich wirkungsvollen Splatter-Elemente zeigen deutlich, dass auch mit geringem Budget noch eine Menge zu holen ist. Trotzdem musste man aufgrund dessen natürlich auch auf kleineren Boden setzen, weswegen der Hauptteil die Interaktion der einzelnen Charaktere untereinander darstellt. Aufgrund der klischeehaften Auswahl der Figuren und der zahnlosen Dialoge stellt sich jedoch alsbald Langeweile ein - dass die Beteiligten nach und nach beinahe den Verstand verlieren und sich irgendwann gegenseitig ans Leder wollen war dabei auch im Jahr 1997 bereits ein ebenso alter Hut wie die klassische Besatzung aus einem Arzt, einem Polizisten, einer cleveren Studentin und einem mysteriösen Eigenbrödler.
Dass die Charaktermomente nicht funktionieren wollen hat zu einem erheblichen Teil auch mit einem Cast zu tun, der das Wort "Fehlbesetzung" auf ein ganz neues Niveau hebt. Diese Makel lassen sich nun nicht auf das wenige, zur Verfügung stehende Geld schieben, denn auch mit geringem Budget hätte man sicherlich wesentlich talentiertere Darsteller finden können. Den Vogel abschießen tut dabei der grausam überzeichnende Maurice Dean Wint als aggressiver Klischee-Bulle. Mit weit aufgerissenen Psycho-Augen und einer wilden Gestik kaspert sich dieser Typ von vorn bis hinten durch alle Klischees des Genres und was zu Beginn immerhin noch unfreiwillig komisch wirkt und für einige Lacher sorgt, ist im weiteren Verlauf, wenn der Film aufgrund seiner Prämisse eigentlich immer spannender wird, nur noch nervig. Die weiteren Cast-Mitglieder machen ihre Sache zwar besser, was angesichts von Wint's vollkommen desaströsem Spiel aber auch nicht viel heißt: Gerade die beiden Damen in der Runde spielen streckenweise so, als würden sie sich unerfahren in einem Casting für eine RTL-Soap wiederfinden. So spannend "Cube" in der zweiten Hälfte dann auch ist, so gelingt es den zumeist dillettantisch agierenden Schauspielern immer wieder mit Bravour, jeden Nervenkitzel durch ihre Darstellung zu zerstören.

Fazit: Aus dem geringen Budget wird noch eine Menge herausgeholt, doch hätte man die wenigen Dollars zumindest noch für ein besseres Drehbuch, schärfer gezeichnete Figuren und insbesondere für eine bessere Besetzung ausgeben sollen. Denn trotz cleverer Ansätze vermiesen einem der Plot und die menschlichen Akteure alsbald auch noch die spannendsten Szenen.

Note: 4






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