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Der Feind in meinem Bett

Seit drei Jahren erträgt Laura Williams (Julia Roberts) unter ihrem Ehemann Martin Burney (Patrick Bergin) psychische und physische Folter. Da Martin damit droht, sie umzubringen, falls sie ihn verlassen sollte, verbleibt Laura bei ihm und wartet auf den richtigen Augenblick. Dieser ereilt während einer nächtlichen Segeltour mit ihrem Mann und dem Nachbar Fleishman (Kyle Secor) - Laura verschwindet während eines Sturms von Deck, schwimmt zum gemeinsamen Haus zurück und flüchtet. In einer weiter entfernten Kleinstadt, wo auch Lauras Mutter Chloe (Elizabeth Lawrence) lebt, will sie sich in ein neues Leben aufbauen und den vergangenen Terror vergessen. Doch Martin glaubt bald nicht mehr an den Unfalltod seiner Frau und macht sich daran, sie aufzuspüren...

Zu Beginn der 90er-Jahre war Julia Roberts auf dem absoluten Höhepunkt ihrer bis heute andauernden Hollywood-Karriere. Ihre Auftritte in "Magnolien aus Stahl" und "Pretty Woman" sicherten ihr Oscarnominierungen, Rekordgagen und Weltruhm und alles, was sie anfasste, schien sogleich Gold zu werden. So war auch der im Jahr 1991 erschienene Thriller "Der Feind in meinem Bett" im Grunde ein todsicherer Hit - ganz gleich, ob er qualitativ versagen würde, da Julia Roberts die Hauptrolle der gejagten Ehefrau verkörperte, würde er sein Geld einspielen. Demnach bekam Roberts für die Hauptrolle dann auch eine Gage von rund einer Millionen Dollar und mühte sich dementsprechend. Für eine weitere Oscarnominierung reichte es zwar nicht (womöglich, da der Film an sich auch weniger Anklang bei Kritikern fand als vorherige Werke der Schauspielerin), aber mit Charme, Kraft und einer schlichtweg bemerkenswerten Ausstrahlung zieht sie nach wie vor alle Blicke auf sich und weist sogar ihren Gegenspieler in die Schranken: "Die Stunde der Patrioten"-Star Patrick Bergin wirkt bedrohlich und hassenswert, überzeichnet aber das ein ums andere Mal an der Schmerzgrenze.
In der ersten halben Stunde zeichnet "Das Kartell"-Regisseur Phillip Noyce ein eindringliches Bild einer gescheiterten Ehe: Anfangs durch kleine und später durch immer deutlichere Gewaltakte in psychischer und physischer Hinsicht macht Noyce das Dilemma seiner Heldin mehr als deutlich. Trotzdem hätte gerade im ersten Drittel etwas mehr Charaktertiefe nicht geschadet. Grauzonen gibt es nicht und was die traumatisierte Laura überhaupt einmal dazu brachte, diesen sie schlagenden und drangsalierenden Mann zu heiraten, bleibt schablonenhaft: Laura erwähnt seine anfängliche Zärtlichkeit, doch davon ist hier nun wahrlich nichts mehr zu sehen, weswegen diese Aussagen nur auf der flachen Behauptungsebene funktionieren. Dieser grausame Manipulator hätte sicherlich bedrohlicher gewirkt, wenn wir auch noch andere Seiten von ihm gesehen hätten. Mit der Figur des Martin Burney verfährt Noyce dann auch im weiteren Verlauf des Films in der Überzeichnung, bis dieser brutale Schläger irgendwann mehr mit einem Slasher wie Michael Myers gemeinsam hat als mit einer in unserer realen Welt verankerten Figur. Besonders das actionlastige Finale deutet etwas ungünstig in diese Richtung, auch wenn Noyce zuvor sehr gekonnt ein Gefühl von nervenzehrender Spannung aufbaut.
Der Mittelteil des Films, der sich besonders mit dem Aufbauen eines neuen Lebens seitens Laura und auch den psychischen Folgen ihres Martyriums widmet, ist dabei am Gelungensten. Noyce nimmt das Tempo zwar manchmal etwas zu arg raus und verheddert sich in gewissen Subplots zu arg im Klischee - wie er zuvor angewandte Details hier jedoch erneut nutzt, um Lauras langsame, aber stetige Wandlung hin zur selbstbewussten Frau zu zeigen, ist durchaus clever. Da sich der Schatten zudem, wie der Zuschauer weiß, bedrohlich nähert, ensteht trotz des langsamen Erzähltempos ein Gefühl der Unruhe und wie Noyce dabei die bedrohlichen Szenarien gegen die von Lauras neuem Lebensglück schneidet, das ist schon sehr gekonnt. Auch wenn Noyce's Inszenierung darüber hinaus keine Bäume ausreißt und er sich besonders für die Entwicklung seiner wenigen Figuren noch ein wenig mehr Zeit hätte nehmen können, so bleibt ein Film, der erst gegen Ende zu arg ins Klischee-Kino abdriftet und zuvor gekonnt auf der Klaviatur des psychischen Schreckens spielt... wenn auch nicht immer.

Fazit: Julia Roberts überzeugt in einem gekonnt erzählten Thriller, der erst gegen Ende deutlich aus dem Ruder läuft. Etwas mehr psychologische Tiefe und weniger actionlastige Kost hätten dem Film angesichts des dringlichen Themas in der zweiten Hälfte gut getan.

Note: 3



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