Direkt zum Hauptbereich

Die Tiefseetaucher

Steve Zissou (Bill Murray) ist ein müde belächelter Dokumentar-Filmer, der besonders mit seinen letzten Werken keinen Erfolg mehr erzielen konnte. Nun hat er es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit seinem Team einen sagenumwobenen Jaguarhai zu finden, der Steves guten Freund Esteban (Seymour Cassel) während den Dreharbeiten seines letzten Filmes verspeist hat. Trotz Schwierigkeiten, die Expedition zu finanzieren, will Steve nicht aufgeben, seinen Freund zu rächen und spornt sein Team zu Hochleistungen an. Als ihm kurz vor dem Beginn der Reise der junge Pilot Ned (Owen Wilson) begegnet, der glaubt, sein Sohn zu sein und die Reporterin Jane (Cate Blanchett) mit einer vorgeschriebenen Meinung zu Steves Prominenz anheuert, scheint das Chaos perfekt. Und dann ist da auch noch Steves erfolgreicher und charmanter Kontrahent Alistair Hennessey (Jeff Goldblum)...

Wes Anderson ist seinem unnachahmlichen Stil bis heute treu geblieben und trieb diesen in seinen jüngeren Werken "Grand Budapest Hotel" und "Isle of Dogs" noch einmal auf die Spitze. Nicht jedem gefällt diese Herangehensweise und einige Kritiker mokieren, dass sich Anderson in der Wiederholung des leisen Humors, der Besetzung und der Inszenierung bisweilen im Kreis zu drehen scheint. Ganz widerlegen kann man diese Kritiken nicht, aber wenn Andersons Werke, trotz unverkennbarer Schwächen, weiterhin einen solchen Spaß machen und man allen Beteiligten vor und hinter der Kamera eben diese Freude anmerkt... warum dann an Kleinigkeiten herumdoktern? So liefert Anderson auch hier natürlich keinen actionlastigen Abenteuerfilm, sondern erzählt eine kleine Geschichte, mit feinem Humor, überzeichneten Figuren und "billig" aussehenden Tricks. So wie immer halt - und seinen Fans gefiel dies auch im Jahr 2004 noch ziemlich gut, auch wenn "Die Tiefseetaucher" gemeinhin nicht zu den besten Filmen des Regisseurs gezählt wird.
Geblieben ist aber natürlich eine schlichtweg wahnwitzige Besetzung - ähnlich wie Martin Scorsese oder Quentin Tarantino scheint Anderson nur mit dem Finger schnippen zu müssen und sogleich kommen Hollywood-Stars in allen Farben und Formen aus den Löchern gekrochen. Bill Murray, Jeff Goldblum, Owen Wilson und Co. gefällt die Arbeit mit Anderson dann auch offenbar so sehr, dass sie von ihm immer wieder besetzt werden und auch ihre Leistungen in "Die Tiefseetaucher" geben ihnen damit Recht. Mit knochentrockenem Humor und sympathisch-eigensinnigen Sprüchen spielen sich die Altstars nachhaltig ins Gedächtnis und verpassen den manchmal ziellosen, aber immer wieder auch wunderbar ironischen Dialogen die richtige Würze. Dabei sind sie aber nicht nur sarkastisch, sondern verpassen den klar gezeichneten Figuren auch das richtige Herz. Zurück bleibt hier keiner, als kleiner Scene Stealer erweist sich jedoch "The Florida Project"-Star Willem Dafoe, der mit herrlichem Akzent und ausdrucksstarker Mimik die Lacher auf seiner Seite hat, seine Figur aber dennoch nicht für einige halbgare Gags hergibt - eine Kunst, die man nicht zu gering schätzen kann, denn einen solchen Drahtseilakt hätten andere Schauspieler womöglich in den Sand gesetzt.
Mit der Inszenierung seines verrückten und urplötzlich doch seltsam bodenständigen Plots muss man sich wie immer anfreunden, Fans werden sich daran jedoch sicherlich ergötzen. Gerade die erste Hälfte dieses Streifens wartet dank herzlicher Charaktere, schrägem Humor und einem ganzen Füllhorn aus kreativen Ideen mit sehr, sehr viel Spaß auf. Zur Halbzeit verhebt sich Anderson in diesem Ideenreichtum jedoch ein wenig und will etwas zu viel. Wo die rührende Vater-Sohn-Geschichte zwischen Steve und Ned noch Schwung hat, so gerät Neds zarte Romanze mit der Reporterin Jane eher mau, trotz einer starken Leistung von "Carol"-Star Cate Blanchett. Und auch ein Plot rund um den Überfall von bösen Piraten mitten auf hoher See ist letztendlich zu viel - in den (gewollt billig inszenierten) Schießerein steckt zwar noch der unbedarfte Charme, aber was Anderson hier abseits dieser Tortur erzählen will, bleibt mehr als schleierhaft. Die Gag-Quote sinkt in der zweiten Hälfte, auch durch einige Längen bezüglich des zielloser verlaufenden Plots... immerhin werden wir aber mit einem rührenden Finale entschädigt.

Fazit: Wes Andersond kreative Inszenierung und die spaßige Starbesetzung sorgen in Verbindung mit dem schrägen Humor und genügend Herz für flotte zwei Stunden. In der zweiten Hälfte taumelt die Fahrt aufgrund mauer Nebenplots und eher flaueren Späßen jedoch bisweilen deutlich.

Note: 3+







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid