Auf der Bluray von "Gladiator" befindet sich auch die längere Extended Version, welche rund 15 Minuten länger dauert als die Kinoversion und welche ich mich für diese Kritik angesehen habe. Ridley Scott beteuert jedoch in einem Kommentar vor dem Filmstart, dass dies nicht der Director's Cut sei (also nicht seine eigene Version), sondern dass lediglich einige sehenswerte, zuvor herausgeschnittene Szenen beigefügt wurden. Klingt ja nicht gerade so gut und es macht aus "Gladiator" auch keinen besseren Film... er bleibt schlichtweg genauso stark, wie man ihn bereits kennt.
GLADIATOR
Kaiser Mark Aurelius (Richard Harris) ernennt überraschend seinen begabten Feldherrn Maximus (Russell Crowe) zu seinem Nachfolger... er soll Rom zu neuer Blüte führen. Aurelius' leiblichem Sohn Commodus gefällt dies natürlich nicht und er tötet seinen Vater, bevor er die Bekanntgabe öffentlich machen kann. So wird Commodus selbst automatisch zum neuen Kaiser Roms. Maximus möchte er hinrichten lassen, doch dieser kann fliehen, fällt jedoch verletzt in die Hände des Sklaventreibers Proximo (Oliver Reed), nachdem er den Tod seiner Familie mitangesehen hat. Dieser veranstaltet Gladiatorenkämpfe und da Maximus sich darin als sehr geschickt erweist und auch die Begeisterung der Massen auf sich zieht, bringt es ihn bald ins Römische Kollosseum... wo Maximus endlich auf die Rache an Commodus hofft.
Als "Gladiator" im Jahr 2000 in die Kinos kam, galt der Sandalenfilm eigentlich schon lange als tot... doch Ridley Scott erweckte das Genre mit einem gigantischen Paukenschlag wieder zum Leben. Fünf Oscars gab es für das monumentale Werk (darunter für den besten Film) und auch an den Kinokassen war das Werk mehr als erfolgreich. Diese Lorbeeren sind nicht falsch, denn der Film ist wirklich stark. In Sachen Inszenierung macht Scott hier keine halben Sachen, die Bauten, die Ausstattung, der fantastische Soundtrack von Hans Zimmer, die wunderbaren Kostüme, die grandiosen, auch heute noch nicht mehr als solche zu erkennenden visuellen Effekte... "Gladiator" sieht einfach großartig aus und verzaubert uns mit düsteren, brutalen und dennoch beeindruckenden Bildern. In Sachen Handlung holt man hier aus der eigentlich im Kern simplen Geschichte noch sehr viel heraus. Auch wenn Scott hier kaum neue Wege beschreitet (einzig die Beziehung Commodus' zu seiner Schwester ist dabei alles andere als konventionell), arbeitet er diese mit einer Kraft und einer Epik heraus, dass es quasi am laufenden Band Gänsehaut verursacht. Die Kampfszenen inszeniert er mit sehr viel Brutalität, wobei das Blut beinahe unaufhörlich spritzt, dreckig, gewalttätig, echt. Auch die Dramatik der Story bleibt dabei nicht zurück, in einigen ruhigeren Passagen kann Scott seine Charaktere sehr gefühlsgeladen herausarbeiten und ihre Vergangenheiten, ihre Arten, ihre dunklen und hellen Seiten herauskristallisieren. Dass alles dabei ein wenig nach Schema F abläuft und auch ein recht vorhersehbares, wenn gleich emotional berührendes Ende nimmt, ist dabei halb so schlimm. Es lebt trotzdem, was dem Zusammenspiel zwischen starker Optik und guter Geschichte zu verdanken ist. Auch die Schauspieler leisten dabei Großes: Russell Crowe war bereits zuvor ein angesehener, oscar-nominierter Schauspieler. Für diese bravouröse Leistung durfte er schließlich seinen ersten Goldjungen mit nach Hause nehmen und wurde zum Weltstar. Zurecht, denn was Crowe hier abliefert, ist sowohl physisch als auch auf emotionaler Ebene eine wahre Meisterleistung. Als Antagonist steht ihm ein grandioser Joaquin Phoenix gegenüber, welcher seinen Commodus mit einem starken Mix aus Verletzlichkeit, Angst, Kälte und Wahnsinn gibt und diesen dabei nicht zu einem Abziehbild, sondern zu einem ernstzunehmenden, extremen Bösewicht macht. Unter den Nebendarstellern gibt es einige bekannte Gesichter zu bewundern, die bereits verstorbenen Oliver Reed und Richard Harris gefallen durch ihre Präsenz, Djimon Hounsou bleibt als sympathischer Kumpane in Erinnerung und sogar ein zwar physisch, aber sicherlich nicht schauspielerisch starker Ralf Moeller sticht hier positiv hervor. Ein Zeichen dafür, dass Ridley Scott genau versteht, wie man seine Schauspieler zu führen hat. Dass "Gladiator" im Extended Cut mit 170 Minuten dann aber doch ab und zu etwas zu lang geraten ist und sich besonders das letzte Drittel, in welchem unter all den Charakteren noch viel verhandelt und verraten wird, ein wenig in die Länge zieht, wiegt dann leider etwas, was "Gladiator" die Spitzennote kostet... denn bei aller Epik und Emotion, die Story ist dann doch etwas zu simpel, um sie so extrem zu dehnen. Macht aber wenig, denn dieser Film ist eine Wucht, sowohl optisch als auch (mit Abstrichen) erzählerisch und somit ein moderner Klassiker des Sandalenfilms.
Note: 2+
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