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World Trade Center

Im Jahr 2006 erwartete das Kinopublikum gleich zwei Filme über die verheerenden Terroranschläge vom elften September 2001. "Bourne"-Regisseur Paul Greengrass überzeugte in seinem ungemein intensiven Drama "Flug 93" die Kritiker und erschuf Szenen, die noch lange nachwirkten, wohingegen Oliver Stones Film, der nur wenige Wochen später anlief, bis heute umstritten ist. Dieser setzte nämlich vermehrt auf großen Pathos und erzählte seine Geschichte wesentlich lauter und dramatischer, was angesichts der damals noch nicht lange zurückliegenden Ereignisse nicht jedem schmeckte. Und genau das ist auch heute noch der Hauptkritikpunkt an dem Film...

WORLD TRADE CENTER


Am Morgen des elften Septembers rast ein Passagierflugzeug in einen der Zwillingstürme des World Trade Centers. Die Welt geht von einem schrecklichen Unfall aus, Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste werden entsandt, um den Turm sicherheitshalber zu evakuieren. Unter ihnen ist auch der Polizist John McLoughlin (Nicolas Cage), der gemeinsam mit seinem Kollegen William Jimeno (Michael Pena) in den Turm hineingeht. Nur kurze Zeit, nachdem ein zweites Flugzeug in den anderen Turm geflogen ist und die Ereignisse klar als Terroranschlag angesehen werden können, bricht der erste Turm in sich zusammen - John und William werden verschüttet und können nun, schwer verletzt und bewegungsunfähig, nur auf Rettung warten. Auf Rettung, die zwar kommt, sie aber etliche Metern unter den gewaltigen Trümmern vielleicht finden nicht wird...

Der linksliberale Oliver Stone zeichnete sich seit jeher dafür aus, dass er im Kino ungemein politisch werden kann, dabei die Massen spaltet und mit seinen Filmen für jede Menge Diskussionsstoff sorgt. Etwas verwirrend ist dann das, was er als Regisseur des Katastrophen-Dramas "World Trade Center" ablieferte, denn in diesem verweigert er sich grundsätzlich der politischen Ansicht, klopft beim Mainstream an, äußert kaum Kritik... und erzählt eine geradlinige, wahre Geschichte der Ereignisse vom elften September, ohne dabei spürbar anzuecken. Das hätte man von einem Regisseur wie Stone so sicherlich nicht erwartet und ein wenig liegt hier auch der Knochen begraben, denn er traut sich zu wenig. Sicherlich waren es auch die Studios, die angesichts des damals noch recht frischen Themas (die Nachrichtenbilder geisterten schließlich jahrelang in unseren Köpfen herum) vielleicht ein wenig Angst hatten und deswegen einfach ein Katastrophen-Drama erzählen wollten, über das Überleben, den Mut und die Hoffnung, die selbst im Angesicht solcher Grausamkeiten obsiegen muss. 
Das sind alles keine neuen Ansätze und eine Geschichte wie diese, ganz gleich, ob sie nun auf wahren Ereignissen beruht oder nicht, hätte auch ohne die Terroranschläge am World Trade Center funktioniert. Eine solche Geschichte ist nämlich universell, sie funktioniert in allen Lagen, dementsprechend konnte Oliver Stone hier auch gar nicht so viel verkehrt machen. Gröbere Schnitzer passieren ihm somit auch nicht: Stone ist natürlich ein viel zu fähiger Handwerker, um hier inszenatorisch irgendetwas zu verschenken und so inszeniert er die erste halbe Stunde des Films, in welchen die Flugzeuge die Türme treffen und die Rettungshelfer unter den Trümmern des Einsturzes begraben werden, durchaus intensiv. Er suhlt sich nicht in dem Chaos, hilft mit visuellen Mitteln nach, bleibt dabei aber, wie auch später, weitestgehend nahe an seinen Protagonisten. Wir verfolgen das grausame Chaos aus den Augen zweier Polizisten, bekommen immer nur am Rande mit, was überhaupt geschieht - so erhält "World Trade Center" eine persönliche Note. 
Später verteilt man die Blickpunkte, nimmt die daheim bangenden Angehörigen, die auf ein Lebenszeichen ihrer Ehemänner, Väter und Söhne hoffen, sowie weitere Rettungskräfte, die zwischen den Trümmern nach Überlebenden suchen, hinzu. All diese Blickwinkel werden gut genug inszeniert, um das Interesse des Zuschauers wachzuhalten - wir lernen die Charaktere kennen, hoffen, trotz des allseits bekannten Ausgangs, mit ihnen und können zwischendurch dank leisem Humor sogar lachen. Schauspielerisch erbringen "Con Air"-Star Nicolas Cage und der unter anderem aus "Ant-Man" bekannte Michael Pena die beeindruckendsten Leistungen, müssen sie doch über weite Strecken bewegungsunfähig und auf Mimik und Sprache begrenzt agieren. Dass beide dabei unglaublich gut agieren, lässt sich ihnen kaum hoch genug anrechnen. 
Als zitternde Ehefrauen sehen wir Jake Gyllenhaals Schwester Maggie und "Lights Out"-Star Maria Bello, die ebenfalls starke Akzente setzen können, in kleineren Nebenrollen sind unter anderem ein gewohnt grandioser Michael Shannon und die Serienstars Jon Bernthal (aus "The Punisher"), Brad William Henke und William Mapother (beide aus "Lost") zu sehen. Letzten Endes bleibt "World Trade Center" aber eben doch hinter "Flug 93" zurück, da er eher auf Nummer sichergeht und bisweilen etwas überspitzt inszeniert wird - auf den pompösen Soundtrack und etliche Zeitlupen hätte man bisweilen verzichten, das Thema ruhiger und somit wesentlich emotionaler und menschlicher angehen können. So entsteht ab und an der Eindruck eines schnöden Hollywood-Produktes und das haben sowohl das Thema als auch die Opfer und Helden, denen der Film gewidmet ist, nicht verdient.

Fazit: Oliver Stone inszeniert die dramatischen Ereignisse vom elften September als menschliches Drama. Er hätte es leiser, vielleicht auch mutiger erzählen können, trotzdem schöpft er inszenatorisch aus den Vollen, konnte mehr als fähige Darsteller verpflichten und einige markante Eckpunkte setzen.

Note: 3+



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