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Haus der 1000 Leichen

Die vier Freunde Jerry (Chris Hardwick), Denise (Erin Daniels), Mary (Jennifer Jostyn) und Bill (Rainn Wilson) sind mit dem Auto auf unbekannten Straßen Amerikas auf der Suche nach einigen seltsamen Mythologien und Legenden. Nach einer Reifenpanne müssen sie sich von einer aufgeweckten Einheimischen (Sheri Moon) aushelfen lassen, die der Clique anbietet, bei ihrer Familie zu bleiben, bis die Panne repariert wurde. Besonders Jerry ist anfangs begeistert von der Hilfsbereitschaft der Familienmitglieder, erhofft er sich dabei doch mehr über einige der unheimlichen Mythen der Gegend herauszufinden. Mit der Zeit erkennt die Clique jedoch, dass sie einer Gruppe von brutalen Psychopathen in die Hände gefallen sind...

So weit, so bekannt. Die Story dieses Films, wenn man sie denn überhaupt so nennen mag, besteht nur aus dem erwartbaren Grundgerüst des Terror-Horror-Genres und hält hier im Grunde keiner näheren Betrachtung stand. Es ist schon erstaunlich, wie wenig das Regiedebüt von Rob Zombie erzählt - gerade in der zweiten Hälfte verliert er sich eigentlich nur noch in einer ständigen Aneinanderreihung von allerlei grotesken Folterszenarien. Was "Haus der 1000 Leichen" von diversen Genre-Kollegen wie "House of Wax" oder "Texas Chainsaw Massacre" abhebt (und ihm somit auch eine Art Kultstatus unter den ganz harten Fans eingebracht hat), ist der mittlerweile berüchtigte Stil von Regisseur Zombie. Der schneidet dabei sehr hektisch zwischen einzelnen Szenen hin und her, lässt immer wieder scheinbar irrelevante Szenenschnipsel mittendrin einfließen und unterlegt das blutige Gemetzel auch mit einem ziemlich obskuren Soundtrack. Wirklich packen will das aber nicht: An der wirren Inszenierung, die einem oftmals die Übersicht über das Geschehen entzieht, hat man sich nach wenigen Minuten bereits sattgesehen und nimmt sie nur noch genervt zur Kenntnis.
Es hat schon etwas für sich, dass Zombie eine solch simple Geschichte so sehr zerschneidet und vollkommen überinszeniert, dass der Zuschauer irgendwann trotz weniger Charaktere oft nicht mehr weiß, wer gerade wo ist und was tut. Das ist bisweilen anstrengend, wird angesichts der mau gezeichneten Figuren, die hier im Grunde nur wie Schlachtvieh durch die "Handlung" gezerrt werden, aber auch immer egaler. Den Status eines Terrorfilms verdient sich der Film darüber hinaus eher durch seine extrem grotesken Ideen (Stichwort: Meermann) als durch eine wirkliche Austarierung im Splatterbereich. Es wird zwar recht blutig, doch die wilde Inszenierung lässt einen die meisten Gore-Inhalte im wirren Schnitt nur erahnen. Absolut über dem Genre-Niveau agierte man jedoch in der Vorstellung der Killerfamilie: Gegen die hier agierenden Psychopathen wirkt sogar die Familie rund um Leatherface wie eine sympathische Nachbarschaftsgemeinde. Viel mehr als Rumgekreische und ziemlich obskure Monologe zieht man aus diesen an sich recht beeindruckenden Charakteren aber leider auch nicht heraus.
Herausragen tut daher nur der grandiose Sid Haig, der mit seiner Rolle des grell geschminkten Captain Spaulding tatsächlich mal etwas Neues erfindet. Wo der Rest der Psychopathen-Clique im Grunde nur aggressiv oder verrückt daherkommt, so weiß man bei Spaulding in seinen mal spaßigen, mal vollkommen aus der Bahn geratenden Monologen niemals, was dieser Kerl gleich als nächstes anstellen wird. Ein netter Handschlag oder ein Stich mit dem Messer scheinen zu jeder Zeit gleichsam möglich - eine wirkliche Mordsvorstellung von Haig, der insgesamt aber leider zu wenig Leinwandzeit abbekommt. Der Rest des Films ist darüber hinaus in Sachen Setting durchaus kompetent inszeniert und Zombie lässt seine schrägen Bauten und Kostüme gut zur Geltung kommen. Angesichts eines solch wilden Ritts, der beinahe vollständig ohne Charaktere auskommt, denen man die Daumen drücken will, vermisst man die essentiellen Bausteine des Genres aber vollständig: "Haus der 1000 Leichen" ist zu keinem Zeitpunkt gruselig und auch niemals spannend. Und wenn das schon nicht funktioniert und der Film darüber hinaus weitere Schwachpunkte hat, die bis zum enormen Nervpotential ausgelastet sind, dann stimmt hier etwas ganz und gar nicht.

Fazit: Wirrer Terror-Thriller, der mit seiner freidrehenden Psychopathenfamilie im Grunde viel Potential für wilden Wahnsinn gehabt hätte. In seinem vermurksten Schnitt und der grellen Überinszenierung geht jedoch jede Atmosphäre verloren, weswegen man wahren Horror abseits des Bluts oder auch nur eine Form von Suspense vergeblich sucht.

Note: 4-





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