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Black Widow

Nachdem sich die Avengers auf einem Flughafen in Deutschland böse zerstritten und zudem gegen das von Thaddeus Ross (William Hurt) entworfene Sokovia-Abkommen verstoßen haben, musste Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) so wie viele ihrer Weggefährten untertauchen. In ihrem Exil stößt sie jedoch auf Hinweise zu dem berüchtigten "Roten Raum", in welchem auch sie in ihrer Vergangenheit zu einer Agentin ausgebildet und schwer misshandelt wurde. Um diesem Treiben endgültig ein Ende zu setzen, wagt Natascha eine Reise nach Europa, wo sie auf ihre Schwester Yelena (Florence Pugh) trifft - auch sie ist dabei, dem Roten Raum ein Ende zu setzen und die dort eingesperrten Frauen zu befreien, bevor sie zu gefährlichen Kampfmaschinen ohne eigenen Willen herangezogen werden können. Um diese Mission zu bestehen, müssen Natasha und Yelena jedoch ihre frühere Agenten-Familie zusammentrommeln...

Das Warten ist endlich vorbei. Obwohl das Marvel Cinematic Universe in den letzten Monaten auf dem heimischen Bildschirm in Form von Serien wie "WandaVision" und "The Falcon and the Winter Soldier" weiterging, sind nun rund zwei Jahre ohne einen weiteren Marvelbeitrag in den Kinos vergangen. Nach einer Verschiebung von über einem Jahr folgt "Black Widow" als vierundzwanzigster Langfilm-Eintrag des mächtigen Franchise und erzählt dabei die letzte Geschichte um Natasha Romanoff, welche die Avengers als toughe Agentin im Grunde von den ersten Schritten an begleitete. Um die letzten Lücken dieser Personalie, die ja im Grunde schon in "Avengers: Endgame" ausschied, zu schließen, wagt der Film sowohl Einblicke in die Kindheit der Heldin und erzählt im Fokus dann eine Geschichte, die chronologisch zwischen den beiden Superhelden-Krachern "Civil War" und "Infinity War" verankert ist. Nicht wenige unkten dabei, dass es doch wesentlich sinniger gewesen wäre, diese Geschichte noch vor dem Auftauchen von Thanos und dem Tod Nataschas zu erzählen, da sich der Mehrwert des Films für ihre nun beendete Geschichte in Grenzen halten könnte. Tatsächlich muss auch ich zustimmen, dass ich dieses Kapitel wesentlich lieber vor dem "Infinity War" gesehen hätte, da hier nun der Solofilm zu einer Figur erscheint, die viel früher einen solchen verdient gehabt hätte. Es wirkt also alles ein wenig wie ein Nachklapp, den man so nicht mehr zwingend gebraucht hätte.
Dieser erwartbare Minuspunkt ist aber auch der einzige, der an dem neuesten Eintrag des MCU wirklich stört. Die restlichen Fehler setzen sich aus den Fehltritten zusammen, die das Franchise hin und wieder ereilten. So ist der Bösewicht in Form des Taskmasters eine ziemlich blasse Angelegenheit, die selten wirklich bedrohlich wirkt und auch der hier sogar in absurde Richtungen abdriftende Humor wirkt bisweilen arg aufgesetzt. Dieser wird besonders durch den bulligen "Stranger Things"-Star David Harbour verkörpert, der seine Sache sehr ordentlich macht, aber auch ein wenig unpassend wirkt in dieser altmodischen Superhelden-Klamotte. Die restlichen Figuren, von denen die meisten Neuzugänge innerhalb der Reihe sind, machen ihre Sache aber wirklich fantastisch. Herauszuheben ist, nicht ganz unerwartet, die großartige Florence Pugh, die in den besten Momenten mit frechem Mundwerk und einem hervorragenden Gefühl fürs Comedy-Timing jedem ihrer Kollegen mühelos die Schau stiehlt. Und schließlich ist es auch die Abschiedsvorstellung von einem der Gründungsmitglieder der Avengers und in dieser gibt auch Scarlett Johansson noch einmal alles. Physisch ist sie wie immer voll da, darf aber diesmal auch schwächeln und hadern, was ihrem Charakter endlich den emotionalen Grundboden gibt, der zuvor weitestgehend nur angedeutet wurde. Andere große Namen wie Rachel Weisz oder "Cats"-Star Ray Winstone erledigen ihren Job solide, ohne darüber hinaus aber allzu sehr gefordert zu werden.
Ansonsten ist "Black Widow" wie immer pure Blockbuster-Unterhaltung und reiht sich qualitativ locker zwischen die restlichen Filme ein - kein Meisterwerk, aber auch keine Enttäuschung, womit dieses Kapitel ebenso viel Spaß macht wie die meisten der vergangenen Filme. Die Actionszenen sind erneut makellos gelungen und wissen mit brillantem CGI und innovativen Ideen zu gefallen. Dabei verliert man selbst dann nicht den Überblick, wenn eine ganze Forschungsstation vom Himmel fällt und sich Freund und Feind während des Sturzes bekriegen... und das Ganze sieht dann optisch auch noch schlichtweg fantastisch aus. Trotz strammer Laufzeit von 135 Minuten hängt der Film auch, dank eines treffsicheren emotionalen Zentrums und knackiger Actioneinlagen zu Fuß, im Auto, per Bike und Fluggerät, niemals durch. Der reine Plot wird sich für die Zukunft der Marvel-Filme zwar als weniger wichtig erweisen, bringt aber immerhin auch schon mal weitere Figuren für das Franchise in Stellung, die womöglich Natashas Platz einnehmen könnten. In diese Richtung zielt auch die End-Credit-Scene nach dem Abspann ab, die bereits neue Handlungen in Fahrt bringt... und auch dies wieder auf eine Weise, die man so nicht unbedingt erwartet hätte.

Fazit: "Black Widow" ist ein rundum gelungener Marvel-Film, der neben den fantastischen Actionszenen und sympathischen Charakteren vor allem eine starke Abschiedsperformance von Scarlett Johansson bietet. Kleinere Schwächen in der Handlung werden von einem kurzweiligen Mix aus Humor, Spektakel und menschlichen Momenten locker wettgemacht.

Note: 2-



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