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Wir waren Helden

Im Jahr 1965 wird Lt. Colonel Harold G. Moore (Mel Gibson) zusammen mit vierhundert Soldaten der US-Armee nach Süd-Vietnam entsandt. Dort sollen die Männer feindliche, vietnamesische Truppen aufspüren und ausschalten. Durch Hubschrauber sollen sie im Feindesland abgesetzt und auch aus der Luft unterstützt werden. Während Moores Ehefrau Julie (Madeleine Stowe) zuhause um ihren Mann bangt, wirft dieser sich mutig ins Gefecht. Obwohl ihm mehrfach von seinen Befehlshabern befohlen wird, das Schlachtfeld zu verlassen, möchte Moore bis zum Ende des Kampfes bei seinen Männern verbleiben und den Ort des Krieges als letzter hinter sich lassen. Unter herben Verlusten und mit dem Rücken zur Wand kämpfen Moore und seine Männer gegen die feindliche Übermacht, um diese wichtige Schlacht zugunsten ihres Landes zu entscheiden...

Regisseur Randall Wallace verdiente sich seine Genre-Sporen bereits durch seine Arbeiten an "Braveheart" und Michael Bays "Pearl Harbor", wo er die Drehbücher beisteuerte und bei letzterem ebenfalls an Produzent mit an Bord war. Der Kriegsfilm war für Wallace also kein neues Terrain, weswegen er diesmal auch selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm. Sein Ziel war es dabei, durch den zugrundeliegenden Tatsachenroman "We were soldiers once... and young" die Schrecken des Vietnam-Krieges so real wie möglich darzustellen und sich bei den hier gezeigten Auseinandersetzungen voll und ganz auf Fakten aus erster Hand zu verlassen. Ein hohes Ziel, wenn man so will und gerade jenes wurde dem Regisseur nach dem Erscheinen von "Wir waren Helden" mehrfach vorgeworfen. Denn obwohl man sich darum bemühte, die realen Strapazen der vierhundert Männer in Vietnam so echt wie möglich wiederzugeben, warf man ihm über weite Strecken eine einseitige Erzählung und unverhohlenen Patriotismus vor. Vorwürfe, die nicht aus der Luft gegriffen scheinen, denn genau das sind die negativen Knackpunkte dieses Films.
Von Anfang an macht Wallace keinen Hehl daraus, dass er hier eine geradlinige Heldengeschichte zu erzählen hat. Zwar webt er auch einzelne Szenen auf Seiten der Feinde ein, die jedoch weitetsgehend klischeehaft und oberflächlich bleiben - viel mehr als eine graue Masse sind die Vietnamesen hier nicht und dienen im Grunde nur als abschreckender, todbringender Feind... und dazu, die Helden auf Seiten der USA noch glorreicher und mutiger dastehen zu lassen. Viel mehr als den erbitterten Kampf zwischen den mutigen US-Soldaten auf der einen und den oftmals verschlagen agierenden Vietnamesen auf der anderen Seite bekommen wir indes auch nicht zu sehen. Anders als in wesentlich intensiveren und packenderen Kriegsfilmen wie "Hacksaw Ridge", welcher dem Protagonisten noch einen inneren Kampf und eine eigene Reise mit auf den Weg gab, schwingen wir uns als Zuschauer hier nur von einem Gefecht ins nächste. An und für sich sind diese alle hochwertig inszeniert, haben optische Wucht und einen hohen Härtegrad zu bieten, der in dieser Form vielleicht etwas zu grafisch und überstilisiert daherkommt. Schon bald hat man sich an den Feuergefechten jedoch mehr als sattgesehen und langweilt sich recht schnell, da Regisseur Wallace dem Dauerfeuer keinen dramaturgischen Unterbau dazudichten kann, der uns dazu bringt, mit den Figuren mitzufiebern.
Für diese interessiert sich Wallace dementsprechend wenig und gibt den einzelnen Charakteren (wenn überhaupt) nur eine einzige militärische Funktion mit auf den Weg. Am Ende geht es doch nur um die Ehre, um Stolz auf sein Land oder schlichtweg darum, mutig zu sein... auch wenn das bedeutet, dass man sein Leben im Dreck, blutend und schreiend, beenden muss. Mit tosender Musik, vielen Zeitlupen und Aufnahmen, die sich im Leid der Männer suhlen, zeigt Wallace dementsprechend ein Bild des Krieges, welches wir auch ohne diesen Film bereits verstanden haben: Ein sinnloses Unterfangen, traurig und nie endend. Andere Filme, nicht zuletzt natürlich Steven Spielbergs meisterhafter "Der Soldat James Ryan" haben davor und danach aber wesentlich kräftigere Bilder, Emotionen und Eindrücke geweckt als dieses doch recht repetitive und einseitig erzählte Werk. "Wir waren Helden" ist demnach nur ein Kriegsfilm unter vielen, der aufgrund seiner egoistischen Lage einen recht faden Beigeschmack hinterlässt.

Fazit: Einseitig erzähltes Kriegsdrama, welches die beinhart inszenierten Feuergefechte als Fazit über die Sinnlosigkeit des Krieges für sich stehenlässt. Darüber hinaus verpasst es der Film jedoch, einen dramaturgisch ansprechenden Unterbau, erinnerungswürdige Charaktere und einen Verzicht auf simple Schwarz/Weiß-Erzählungen zu bringen und feuert seinen Zuschauer dementsprechend mit Patriotismus, knalligem Heldentum und viel Waffengewalt taub.

Note: 4



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