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The Tomorrow War

Im Jahr 2052 befindet sich die Menschheit in einem erbitterten Krieg gegen die feindliche Alienrasse der "White Spikes"... und sie drohen, diesen zu verlieren. Um mehr Kraft gegen die Außerirdischen einsetzen zu können, entwickelte die Regierung eine Technologie, die es erlaubt, Streitkräfte aus der Vergangenheit im Jahr 2022 herbeizuholen. Als auch das Militär rasch aufgewühlt wurde, wurden gar Zivilisten ausgewählt - und schließlich auch der ehemalige Special Corp und heutige Biologielehrer Dan Forester (Chris Pratt). Dieser zieht dreißig Jahre in die Zukunft, um es dort mit der gefräßigen Übermacht der White Spikes aufzunehmen, muss jedoch erkennen, dass seine Rolle in diesem Krieg eine Besondere sein wird. Als Wissenschaftler könnte er in dieser Zeit nämlich einen Weg finden, welcher der Menschheit den endgültigen Sieg über die feindlichen Angreifer schenkt...

Während der Corona-Pandemie musste manch ein großer Blockbuster auf die Kinoleinwände verzichten, um stattdessen exklusiv auf einem Streaminganbieter veröffentlicht zu werden. Die freuen sich natürlich über solch millionenschwere Kinohits, spült dies doch ordentlich Geld in die Taschen - in diesem Fall war es Amazon, der sich den rund 200 Millionen Dollar teuren Alien-Actioner abgriff, um damit einen ziemlich starken Originalfilm in petto zu haben. Aber seien wir mal ganz ehrlich: Hätte es diesen Pandemie nie gegeben, so wäre "The Tomorrow War" in einem ganz normalen Kinojahr sicherlich eines der extrem teuren Werke gewesen, welches gegen die Blockbuster-Konkurrenz alt ausgesehen hätte. Keine erfrischende Marke, kein Franchise und auch keine sonderlich originelle Idee - man fragt sich, warum große Filmstudios immer noch den Mut haben, ein solch vorhersehbares Millionengrab mit so viel Geld zu finanzieren. Das muss natürlich nicht heißen, dass das Werk nicht gut ist, denn finanzieller Erfolg und filmische Qualität sind zwei Paar Schuhe. Der Film von Regisseur Chris McKay bietet in dieser Form aber wirklich nur durchschnittliche, altgewohnte Kost, die nach vielversprechendem Beginn irgendwann dem üblichen Dauerfeuer erliegt.
Die erste halbe Stunde weckt dabei noch Erwartungen an etwas Größeres. Ohne Bilder aus dem verheerenden Krieg zu zeigen, der in der Zukunft tobt, entwirft McKay ein düsteres Szenario in einer plötzlich aus den Angeln gehobenen Welt, die unseren ganzen Alltag ad absurdum führt. Gerne hätte ich, statt der nachträglichen Daueraction, mehr davon gesehen, wie Gesellschaft, Politik und die ganze Welt auf dieses Ereignis reagieren. Leider werden wir nur mit oberflächlichen Nachrichtenpassagen und einigen mauen Dialogen abgefertigt, bis unser muskulöser Held schließlich aufs Schlachtfeld ziehen darf. Ab diesem Moment spielt der zuvor noch interessante Aufbau, der ein paar spannende Fragen aufwirft, kaum noch eine Rolle und die Handlung offenbart ohnehin einige prägnante Logiklöcher. Nicht, dass wir in einem Popcorn-Blockbuster wie diesem zwingend eine perfekte Geschichte bräuchten, aber es ist schon bezeichnend, wie arg man eine Story, die so vielversprechend begann, in der zweiten Hälfte mit kruden Wendungen und ganz und gar trashigen Dialogen noch in den Sand setzt. Beinahe tut es "The Tomorrow War" angesichts dieses faden Drehbuchgepinsels gut, dass er nach rund einer Stunde seine ganze Power in maßlose Actionszenen setzt... doch auch diese sind, trotz durchaus ansprechender Effekte eher mau inszeniert und bieten keine echten Highlights. Die größte Frage ist dabei, warum man aus dem Aussehen der fiesen Aliens so lange ein Geheimnis macht (was atmosphärisch durchaus funktioniert), wenn sich diese Kreaturen dann doch nur als langweilige Variation des typischen Filmmonsters herausstellen, die niemandem mehr das Fürchten lehren?
Chris Pratt, der zurzeit das große "Jurassic World"-Franchise anführt und das Marvel Cinematic Universe als einer von vielen Superhelden zumindest mitbestimmt, muss wohl noch beweisen, dass er auch außerhalb dieser beiden gigantischen Filmreihen zum Leading Man im Blockbuster-Kino genügt. Hier wirkt er in den formelhaft geschriebenen dramatischen Momenten nämlich bisweilen arg überfordert und scheint darunter zu leiden, dass er in der bitteren Ernsthaftigkeit der Szenerie keine coolen Sprüche abdrücken darf. Für den Gaga-Humor ist hier nämlich "Ghostbusters"-Star Sam Richardson zuständig, der einen furchtbar nervigen, dauerquasselnden Sidekick ohne jede Handlungsrelevanz gibt und dessen Gags zuverlässig voll in die Hose gehen. Die restlichen Darsteller bleiben weitestgehend unterfordert, was leider auch für Yvonne Strahovski gilt, die vom Drehbuch zwar mit Wichtigkeit gesegnet wird, in dieser Form aber auch nicht mehr viel tun darf als zu rennen, zu schießen und Reden zu halten. Das klingt jetzt im Kern alles ziemlich mau und ist es auch. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man "The Tomorrow War" dennoch nicht absprechen, denn wer das Werk trotz all diesem Pathos nicht zu ernst nimmt und die Handlung nicht weiter hinterfragt, dürfte sehr solide unterhalten werden. Der Mix aus "Edge of Tomorrow" und "Starship Troopers" hätte mit diesem Budget und dieser Grundkonstellation aber auch durchaus das Zeug zu wesentlich mehr gehabt.
Ein kurzer Nachklapp noch zum Streaminganbieter Amazon Prime: Im direkten Vergleich mit den großen Konkurrenten Netflix und Disney Plus zieht er im Bereich der Bildqualität nach wie vor eindeutig den Kürzeren. Selbst der 4K-Stream enttäuscht mit Blockartefakten und mangelnder Schärfe und kann nur ab und zu optischen Mehrwert bieten. Netflix und Disney Plus haben Prime dabei wirklich etwas voraus - man kann hoffen, dass letzterer dabei vielleicht irgendwann nachbessert.

Fazit: "The Tomorrow War" beginnt als düsteres Was-wäre-wenn-Szenario unserer Welt, wobei er auch dort schon viel Potenzial liegenlässt - und steigert sich dann in optisch leckere, aber auch ziemlich langweilige und handlungsmäßig gar vollkommen absurde Acttion-Dauerkost. In den Kinos wäre dieser superteure Blockbuster wahrscheinlich baden gegangen.

Note: 4+





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