In Kapstadt treffen sich die Staatschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer zum alljährlichen G20-Gipfel. Die amtierende US-Präsidentin Danielle Sutton (Viola Davis) möchte dort besonders das Hungerproblem in Südafrika ansprechen. Doch dazu kommt es vorerst nicht, da eine Gruppe Terroristen unter der Führung des Söldners Rutledge (Antony Starr) den Gipfel attackieren und beinahe alle Staatschefs als Geiseln nehmen. Sutton jedoch gelingt es mit einigen anderen zunächst zu fliehen. Und da sie keine Präsidentin ist, die andere für sich kämpfen lässt, während sie selbst nur zuschaut, greift sie ebenfalls zur Waffe, um das Schlimmste zu verhindern und den Tag zu retten...
Die Liste der "Stirb langsam"-Klone ist lang... und die der Filme, in denen sich Staatsoberhäupter selbst gegen Terroristen zur Wehr setzen, ja mittlerweile auch. Und alle Jahre (oder eher Monate) wieder schlägt dann ein neuer Film der Marke "Air Force One", "Olympus Has Fallen" oder "White House Down" auf und die sind dann meistens gar nicht mal so dolle. Das gilt zumindest ansatzweise auch für den gerade frisch auf dem Streamingdienst von Amazon erschienenen "G20": Dessen Geschichte ist so dämlich, dass man sie kaum in ihren Grundzügen wiedergeben kann, ohne dabei in ehrliches Kichern auszubrechen. Man müht sich zwar um aktuelle Themen und Gefahren (in diesem Fall Kryptowährungen und die Gefahr mittels Deepfake-Technologien die Medien mit falschen Nachrichten zu fluten), aber wie diese Aufhänger in einer absolut banalen Geschichte zusammengetragen werden, passt auf keine Kuhhaut. Aber mal ehrlich: In Filmen wie diesen ist die Story ja eigentlich nur ein kleiner Bonus und wenn ein Film dann auch noch angenehm progressiv auftritt und eine schwarze Präsidentin den alten, männlichen Anzugträgern mal gepflegt in den Arsch treten darf, nimmt man eine Gaga-Geschichte dagegen doch ganz gern in Kauf.
Und über weite Strecken macht das dann vor allem dank einer sich in ihrer Rolle offensichtlich pudelwohl fühlenden Viola Davis auch Spaß. Regisseurin Patricia Riggen vollbringt zwar nicht viel mehr, als die üblichen Zutaten und altbekannten Spannungsszenen in etwas lascherer Form aufzufahren - so gibt es jede Menge Rettungen in letzter Sekunde und ein paar austauschbare Shootouts und Nahkämpfe, bei denen die Kamera so hypernervös wackelt, dass auch wirklich nichts mehr zu erkennen ist. Aber die Wirkung wird angesichts solch uralter, aber irgendwie immer noch funktionierender Momente, in denen jede Minute zählt, doch erreicht. Mit hohem Tempo rast dieser Film dahin, spart dabei zwar an erinnerungswürdigen Highlights, langweilt aber auch nicht. Das ist dann zwar immer noch kein guter Film und lässt alles vermissen, was ein "White House Down" mit ähnlicher Prämisse so viel schwungvoller und energertischer hinbekommen hat: Wuchtige Action, starke Bösewichte, allerlei gewitzter Humor und eine Menge Charme. Das alles hat "G20" nicht und rettet sich deswegen allenfalls mit dem typischen Standard des Genres gerade so über die Ziellinie.
Man hätte diesen Film also auch trotz seiner hanebüchenen Geschichte deutlich besser inszenieren können - mit etwas mehr Mühe und mehr Sinn für den Spaß bei solch einem blödsinnigen Treiben. Und man hätte auch gern noch etwas mehr Geld für die visuellen Effekte in die Hand nehmen können, denn wenn hier mal ein Auto durch die Luft fliegt oder ein Hubschrauber ins Spiel kommt, sieht die ganze Nummer selbst bei dauerhafter Dunkelheit fürchterlich mies aus. Dafür freuen sich Serienfans darüber, dass Antony Starr nach "The Boys" noch einmal den fiesen Psychopathen mit eisigem Blick raushängen lässt, während sich um ihn herum bekannte Namen wie Elizabeth Marvel oder "Avengers"-Star Clark Gregg tummeln, die allesamt aber praktisch nichts zu tun bekommen. Und da die ganze Nummer dann eben auch noch recht überzeichnet, aber dennoch passend den Zeitgeist zitiert, ohne dabei in die zurzeit ätzenden US-Parolen zu schlagen (zugegeben, einige gibt es doch, aber sie wirken zumindest nicht mehr so aggressiv), mag man da am Ende auch gar nicht mehr böse sein und kann zugeben: Das war zwar alles ziemlich dumm, aber es machte irgendwie ein bisschen Spaß.
Fazit: Obwohl die Handlung nahezu beleidigend absurd ist und auch in Sachen Action nichts dabei ist, was irgendwie erinnerungswürdig wäre, agiert Viola Davis als toughe Präsidentin energetisch genug, um über etwaige Schwächen hinwegzutrösten.
Note: 4+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen