Scheinbar völlig zufällig wird Jack Reacher (Alan Ritchson) Zeuge einer versuchten Entführung auf offener Straße. Als er den Teenager Richard (Johnny Berchtold) zu retten versucht, kommt jedoch ein Polizist zu Tode und Reacher sieht sich dazu gezwungen, zu fliehen und unterzutauchen. Richard macht ihm ein anderes Angebot: Sein Vater Zachary Beck (Anthony Michael Hall) hat viel Geld und ist sehr einflussreich und könnte Reacher dementsprechend bei seinem Dilemma aushelfen, als Dank für die Rettung seines Sohnes. Reacher willigt ein und lernt den Vater des Jungen kennen, der ihm gar einen Job in seinem Sicherheitsteam anbietet. Doch so zufällig wie Reachers Auftauchen auf dem Gelände des Vaters wirkt, ist es dies gar nicht - der Ex-Militär hatte einen Plan und führt diesen nun aus... und im Hintergrund hat er dabei sogar Hilfe, die auf ein ganz anderes, konkretes Ziel zusteuern.
"Reacher" bleibt seiner Linie auch in der nunmehr dritten Staffel treu. Das heißt: Fans wissen genau, was sie hier bekommen und werden es sicherlich weiterhin abfeiern, wobei man allerdings keine Überraschungen erwarten darf. Unerwartete Wendungen liefert eigentlich nur die erste Folge, die aufgrund ihres Erzählrhytmus ein wenig anders ist als sonst und daher das ein ums andere Mal anders verläuft, als man das erwartet hat. Darüber hinaus folgt die dritte Staffel aber weiterhin den bekannten Pfaden und unterscheidet sich nur dahingehend, dass der Titelheld diesmal eine ganze Weile undercover arbeiten muss und dabei den Bösewichten ziemlich nahe kommt. Das ist aber natürlich auch nichts, was wir in vergleichbaren Actionern nicht ebenfalls schon zahlreich gesehen haben, weswegen der Plot rund um Reacher's Tätigkeiten im Hause der Beck's zwar niemals langweilt, aber auch niemanden vom Hocker hauen dürfte. Sehr ähnlich gestaltet sich auch der Umgang mit dem Figurenensemble, welches fast ausschließlich aus neuen Gesichtern besteht, inklusive einem weiteren, neuen Team und natürlich auch einer neuen Flamme an Reachers Seite.
Und so stellt sich mit der dritten Staffel endgültig das Gefühl des Bekannten ein: Ähnlich wie bei einem der älteren James-Bond-Abenteuer weiß man auch ohne den Plot astrein vorhersagen zu können eigentlich immer ungefähr, was als nächstes oder zumindest demnächst passieren wird. Das schmälert nicht zwingend den Unterhaltungswert, macht "Reacher" rein dramaturgisch aber zu einer recht durchsichtigen und erwartbaren Angelegenheit, da die typischen Versatzstücke hier allenfalls marginal verändert werden. So gibt es wieder ein neues Love Interest, der echte Bösewicht hat schon wieder etwas mit Reacher's Vergangenheit zu tun (in welche hier ab und zu auch wieder ein Blick geworfen wird, der diesmal aber wenig aussagekräftig daherkommt) und zwischendrin wird viel gemeuchelt, ein bisschen spioniert und Teamarbeit geleistet. Im Vergleich zu der aufgeweckten "Special Investigators"-Gang der zweiten Staffel wirkt das neue Team hier jedoch blasser - vielleicht auch, weil wir ihre Charakteristika ebenfalls irgendwie schon kennen, da sie bisweilen wie leichte Kopien von Reachers vorherigen Kollegen daherkommen.
Was bietet die dritte Staffel darüber hinaus? Im Kern etwas weniger Action, was der Show aber gut tut und letztendlich doch die besten Actionszenen der Serie, wobei vor allem der Clou, dass Reacher selbst diesmal einen Hünen gegenübergestellt bekommt, der ihm körperlich locker das Wasser reichen kann - passenderweise wird dieser vom niederländischen Hünen Olivier Richters dargeboten und dessen gemeinsame Kampfszenen mit Alan Ritchson sind ein Vorbild an testosterongeschwängertem Mega-Adrenalin. Das erinnert dann alles schon recht stark an die 80er-Actionfilme, so machohaft und ohne richtige Tiefe all das hier aufgezogen ist: So kommt das Finale, in welchem eine große Geburtstagsparty von fiesen Terroristen aufgesucht wird, wie ein entschlackter "Stirb langsam"-Klon daher, was ziemlich gut funktioniert. Eine kleine Extrabetonung verdient sich auch "Halloween Kills"-Star Anthony Michael Hall, womit die Serie nach dem zuletzt etwas verschenkten Robert Patrick einen weiteren Schauspieler der alten Schule in einer Antagonisten-Rolle gecastet hat, die dann doch ansatzweise interessante Ambivalenzen erkennen lässt. Das gereicht am Ende aber auch nicht, um die dritte Staffel aus dem Mittelmaß herauszuheben, denn dafür ist sie dramaturgisch dann doch zu simpel.
Fazit: "Reacher" hat seine Tonart definitiv gefunden und traut sich nur noch marginalste Änderungen zu - dementsprechend bekommt man hier zwar nur mehr von weiterem ohne Überraschungen, doch werden Fans die knackige Inszenierung und den gut aufgelegten Cast auch in der dritten Runde sicherlich zu schätzen wissen.
Note: 3-
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