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Get Rich Or Die Tryin'

Da seine Mutter Katrina (Serena Reeder) mit Drogen dealt, kann Marcus (Curtis "50 Jent" Jackson) ein gutes Leben leben. Doch als seine Mutter ermordet wird und er zu seinen Großeltern ziehen muss, ändert sich das. Marcus landet auf der Straße und fasst in den kriminellen Geschäften Fuß, in denen einst auch seine Mutter einen Platz hatte. Doch das soll eigentlich nur eine Alternative zu seinem wahren Traum sein: Marcus möchte ein berühmter Rapper werden und nutzt das durch seine Geschäfte erbeutete Geld auch dazu, in dem Business Fuß zu fassen. Dabei muss er sich jedoch nicht nur gefährlichen Konkurrenten erwehren, die teilweise sogar aus seinen eigenen Kreisen stammen, sondern gerät auch immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt...

Rein inszenatorisch lässt sich an dem von Kritikern verrissenen, teils fiktionalen Biografie-Film, der das Leben des Kult-Rappers 50 Cent auf die Leinwand bannen sollte, kaum etwas aussetzen. "Brothers"-Regisseur Jim Sheridan hat die Szene verstanden und lässt den Film dabei durchweg schick aussehen, verleiht ihm Schwung und ein paar solide Schauwerte. Die Atmosphäre des Gangster-Milieus stimmt, auch durch die verwendete Musik. Zudem konnten einige bekannte Schauspieler verpflichtet werden, die (bis auf eine Ausnahme, auf die ich später noch zu sprechen komme) allesamt gute Arbeit verrichten. Über "Die Bourne Identität"-Star Adewale Akinnuoye-Agbaje bis hin zu den Oscarpreisträger*innen Terrence Howard und Viola Davis lässt sich hier ein stimmiges Ensemble bewundern, welches zwar oftmals mehr posen als wirklich richtig gut acten muss, aber in Sachen Präsenz auftrumpft. Gerade Akinnuoye-Agbaje findet in seiner ambivalent angelegten Figur eine beeindruckende Mischung aus echter Bewunderung, kollegialer Freundschaft und finsterer Bedrohlichkeit.
Womit wir aber schon bei der einen Ausnahme wären, die leider auf den Namen 50 Cent hört: Der Rapper spielt sich, ebenso wie Eminem in dem wesentlich besseren "8 Mile" vier Jahre zuvor, selbst, was leider keine gute Idee war. Denn Curtis Jackson ist nun mal ein wesentlich besserer Musiker als Schauspieler und wird von seinen ausgebildeten und erfahrenen Kollegen durchgehend an die Wand gespielt. Gerade in den Szenen, in denen Jackson echte Emotionen verarbeiten soll, wirkt das Ganze ziemlich trocken. Zudem ist es erstaunlich, dass der hier direkt beteiligte Künstler diese doch arg zusammengestutzte Version seines in der Tat ziemlich aufregenden Lebens so durchgewunken hat. Ein Biopic, welches viele Jahre eines Lebens in zwei Stunden komprimieren muss, kommt natürlich praktisch immer irgendwo an seine Grenzen. Hier wirken viele Szenen jedoch unpassend aneinandergereiht, sodass gerade Jacksons künstlerische Ambitionen nie wirklich greifbar werden und man nie wirklich versteht, was ihn nun gerade im Bereich Musik eigentlich konkret antreibt... abseits von Geld, Ruhm und einem coolen Auto.
Tatsächlich entsteht in dieser etwas ungut konstruierten Version schon der Eindruck, dass Marcus eigentlich nur wegen der Kohle überhaupt ins Rap-Business einstieg, was diese Figur (bzw. diese reale Person) ein wenig unsympathisch und unnahbar macht. Womit wir bei dem größten Problem eines ansonsten ja durchaus gut inszenierten, bisweilen spannenden Filmes sind: Die kriminelle Energie und das nahezu Bejubeln des Gangster-Milieus. Zwar findet Regisseur Sheridan immer wieder eindrucksvolle Bilder, um das Leben auf der Straße und unter gefährlichen Gangstern negativ zu beleuchten. Doch viel zu selten beleuchtet er dieses auch kritisch, lässt das Dealen mit Drogen und die Waffengewalt gegen Konkurrenten unkommentiert und verherrlicht es damit sogar ein wenig. Auch das mag damit zu tun haben, dass der Film viel zu viel Geschichte in zu wenig Zeit erzählen muss, doch hätte es gerade bei einem solch gefährlichen Thema wesentlich mehr Fingerspitzengefühl gebraucht. So entsteht der Eindruck, dass die Taten der hier dargestellten Personen abgenickt werden... und das ist leider in jeglicher Hinsicht ein grober Fehler.

Fazit: Sauber inszeniert und (mit Ausnahme des überforderten Hauptdarstellers) gut gespielt, jedoch mit deutlichen Fehlern in Sachen kritischer Beleuchtung des Milieus und Biopic-Dramaturgie. Obwohl die teils fiktive Biografie in Filmform durchweg spannend ist, hinterlässt die Lobhudelei auf ein zutiefst verachtenswertes Business einen sehr faden Beigeschmack.

Note: 4+



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