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The Coldest Game

Früher war Josh Mansky (Bill Pullman) ein ebenso angesehener Professor wie ein brillanter Schachmeister. In den 60er-Jahren ist er jedoch weitestgehend in Vergessenheit geraten und verbringt seine Abende damit, seiner Alkoholsucht zu fröhnen. Doch dann wird er plötzlich vom amerikanischen Geheimdienst überrascht und nach Warschau verschleppt, wo man ihm einen schier wahnsinnigen Plan offenbart: Auf der Höhe der Kubakrise soll er in Polen gegen den russischen Schachmeister antreten, wobei er unter dem Vorwand des fünftägigen Turniers eigentlich einen wichtigen Mikrofilm von den Russen zu den Amerikanern hinüberschmuggeln soll. Doch nicht nur Manskys gefährliche Alkoholsucht, sondern auch die stets wachsamen Augen der Russen drohen den Amerikanern alsbald, nicht nur das Schachturnier, sondern auch die wichtige Mission zu verlieren...

Mit "The Coldest Game" präsentiert Regisseur Lukasz Kosmicki einen Agentenfilm der alten Schule - man würde kaum darauf kommen, dass der Film tatsächlich aus dem Jahr 2019 stammt. Es wird weniger auf Action als viel mehr auf eine bedrohliche Atmosphäre gesetzt, bei denen sich die gegnerischen Parteien gegenseitig belauern und ein falsches Wort oder eine missverstandene Geste für Gefahr sorgen kann. Auch die Inszenierung wirkt altmodisch und verlässt sich auf weitestgehend untersaturierte Bilder, wobei Männer in dunklen Räumen sitzen, rauchen und flüstern. Solch eine altmodische Inszenierung kann durchaus seinen Charme haben und könnte eine wohltuende Abwechslung zu all den actionlastigen Agentenfilmen sein, die unsere Kinoleinwände und Streamingdienste ereilen. Leider bringt dieser nostalgisch angehauchte Ton jedoch nichts, wenn das Drumherum nicht stimmt... und in Sachen Drehbuch, Plot und Cast hat "The Coldest Game" darüber hinaus große Probleme.
Das fängt schon mit der Ausgangssituation an, bei der bemerkenswert schwammig bleibt, wie genau dieser Josh Mansky mit seinem Auftrag denn nun das entscheidende Sandkorn auf der Waage sein soll, welches die Kubakrise beendet und einen atomaren Schlagabtausch zwischen den USA und der Sowjetunion verhindert. Dass ausgerechnet der alkoholkranke und somit extrem unzuverlässige Josh Mansky die einzige Wahl für den Posten des Geheimagenten wider Willen darstellt, wird immerhin noch damit erklärt, dass der zuvor dafür eingesetzte Großmeister verstorben ist. Trotzdem wirkt auch dieser Handlungsstrang so, als wäre er an den Haaren herbeigezogen. Effekthascherisch nutzt man die Sucht der Hauptfigur immer wieder für diverse Spannungen und unvorhersehbare Probleme, doch wirklich packend wirkt das ebenfalls nicht. Hier fehlt es der altbackenen Regie an Schwung und selbst wenn sich die Ereignisse im letzten Drittel überschlagen hat man eher den Eindruck einer genre-typischen Überspitzung, die nicht so recht zum weitestgehend leisen Ton des restlichen Films passen will.
Dass Bill Pullman zudem seit vielen Jahren keine wirklich tragenden Rollen in Hollywood mehr spielt, ist zwar einerseits schade, zeigt hier aber auch seine Berechtigung. Weder wirkt der "The Equalizer"-Star in der Rolle des alkoholkranken Schach-Großmeisters wirklich glaubwürdig, noch kann er durch seine zurückhaltende Performance irgendwelche großartigen Akzente setzen. Das passt irgendwie alles zu einem Film, der nostalgisch daherkommen will, letztendlich aber eben doch ein bisschen langweilig, ein bisschen spröde ist. Letztendlich bietet "The Coldest Game" wenig, was man nicht zuvor schon in anderen Filmen spannender, gewichtiger, cleverer gesehen hätte. Der ewige Konflikt zwischen den USA und Russland wird hier thematisiert, neue Spitzen werden dem Thema aber nicht abgerungen. Zudem fehlt es neben der nicht sonderlich interessanten, weil zu schemenhaft gezeichneten Hauptfigur an den Seitenrängen an spannenden Nebencharakteren und auch an charismatischen Bösewichten. So dümpelt der Film über seine Laufzeit dahin, ohne zwischendurch irgendwelche Highlights von verschiedener Art bieten zu können. 

Fazit: Ohne echte Spannung, altbacken inszeniert und dennoch von nostalgischen Charme befreit, langweilt dieser seichte Thriller über weite Strecken. Der Plot bleibt schwammig, die Charaktere entwickeln keinen echten Schwung und Bill Pullman bleibt in der Hauptrolle blass.

Note: 4-



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