Direkt zum Hauptbereich

Gesetz der Rache

Vor zehn Jahren verlor der Ingenieur Clyde Shelton (Gerard Butler) seiner Frau und seine Tochter bei einem brutalen Überfall - während einer der Täter zum Tode verurteilt wurde, kam der andere aufgrund einer helfenden Aussage nach drei Jahren wieder auf freien Fuß. Damals sorgte der Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) für diesen Deal, der Shelton sauer aufstieß. Zehn Jahre später gerät die Hinrichtung des Täters nun jedoch plötzlich außer Kontrolle. Rice und sein Team verdächtigen seinen damaligen Partner, doch auch dies scheint eine falsche Spur sein. Tatsächlich ist es Shelton, der die damaligen Täter endlich zu wahrer Gerechtigkeit überführen möchte... und er macht bei ihnen nicht Halt, sondern will sich anschließend auch die Regierungsbeamten vornehmen, die dafür sorgten, dass die Mörder seiner Tochter nicht die gerechte Strafe erhalten haben.

Selbstjustiz-Thriller können je nachdem immer ein gewisses Geschmäckchen haben, denn im schlimmsten Fall wird das Ergreifen von blutiger Rache hier zu bejohlender Unterhaltung hochstilisiert oder man landet irgendwo zwischen allen Stühlen bei dem Versuch, den Selbstjustiz ausübenden Kriminellen ebenso böse wie nachvollziehbar handeln zu lassen. Nun fällt es prinzipiell nicht schwer, diesem Clyde Shelton die Daumen zu drücken, wenn man bedenkt, was zuvor seiner kleinen Tochter angetan wurde... und dennoch begeht der im Verlauf seines blutigen Rachefeldzugs einige so grausame Dinge, dass man ihm dafür wahrlich nicht applaudieren möchte. "Fast & Furious 8"-Regisseur F. Gary Gray möchte seine Geschichte aber ohnehin eher dazu nutzen, das amerikanische Rechtssystem zu kritisieren und das gelingt ihm hier auch. Allerdings bleibt der Film mehr als unschlüssig, auf wessen Seite er sich schlagen möchte. Diese moralische Ambivalenz bezüglich seiner Figuren ist zwar bis zu einem gewissen Maße spannend, doch bleibt Gray uns auch diverse Antworten schuldig, wer denn nun eigentlich in welcher Form genau falsch gehandelt hat - daran zerbricht auch das Finale, welches dabei einen letzten Tusch aufbietet, der wie eine klare Entscheidung aussieht, aber letztendlich auch nicht wirklich eine ist.
Womöglich gräbt man dabei aber auch zu tief, denn obwohl "Gesetz der Rache" für einen mainstreamigen Action-Thriller durchaus ein paar heiße Eisen anfasst und diese auch ungewöhnlich tief erweitert, ist es am Ende eben nur genau das: Ein mainstreamiger Action-Thriller. Dementsprechend steht hier zumindest im morbideren Ansatz die Unterhaltung an vorderster Front und diesbezüglich wird man mit einem sehr soliden Spannungsquotienten und einem durchweg hohen Tempo nicht enttäuscht. Es gibt manch eine überraschende Wendung und einige sehr knackige Action-Momente, wobei der Fokus aber weniger auf Explosionen und Gewehrsalven als viel mehr dem ziemlich interessanten Psycho-Duell zwischen dem scheinbar mit allem im Voraus rechnenden Shelton auf der einen und dem ganzen Regierungsapperat auf der anderen Seite. Hier wechselt der Film immer wieder clever zwischen hochklassigem Actionfilm, fiesem Justiz-Thriller und kritischem Gesellschaftsdrama, ohne dabei aber all zu sehr in die Tiefe zu gehen. Denn das hohe Tempo soll offensichtlich (erfolgreich) darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte an sich völlig abstrus ist.
Denkt man nämlich zwischendurch doch mal ein bisschen nach, fällt das Kartenhaus schnell in sich zusammen und gerade in der zweiten Hälfte häufen sich die völlig überzogenen Wendungen. Das ist prinzipiell nicht schlimm, wird das Publikum doch auch mit manch einem sehr weit hergeholten Haken noch bei der Stange gehalten. Gerade gegen Ende ist es mit der Glaubwürdigkeit aber absolut dahin und "Gesetz der Rache" hält in seiner Aneinanderreihung von Unwahrscheinlichkeiten keinem Vergleich mehr stand. Angenehm geerdet werden diese Abstrusitäten, die noch dazu moralisch sehr flexibel bleiben und den Betrachter somit emotional auf Abstand halten, von einer sehr soliden Performance von "Collateral"-Star Jamie Foxx. Denn wo Gerard Butlers Figur viel zu übermenschlich daherkommt, um wirklich mit ihm mitzufiebern (von seinen eiskalten Racheakten, die einer nach dem anderen immer grausamer sind, mal abgesehen), so bleibt Foxx die Stimme der Vernunft, wobei man auch seinen Charakter und seinen Stand innerhalb eines korrupten Systems immer noch kritisch hinterfragen darf. Das ist für einen Thriller dieser Art angenehm doppelbödig und daher, trotz der reichlich abstrusen Geschichte, immer wieder spannend.

Fazit: Die Geschichte entfaltet sich zwar reichlich abstrus und dass das Drehbuch reichlich unentschlossen dabei wirkt, nun eine wirkliche Meinung zu den grausamen Racheakten seiner Hauptfigur zu haben, wirkt etwas fadenscheinig. Spannende, temporeiche Unterhaltung mit einigen packenden Wendungen und knackigen Action-Highlights ist der Film aber dennoch.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...