Direkt zum Hauptbereich

You - Du wirst mich lieben - Die fünfte Staffel

Joe Goldberg (Penn Badgley) ist am Ziel angekommen: Seit drei Jahren ist er nun mit Kate Lockwood (Charlotte Ritchie) verheiratet und dank ihrer Familie mit enormen, finanziellen Mitteln ausgestattet. Sogar seinen Sohn Henry (Frankie DeMaio) konnte er wieder in die Arme schließen. Gemeinsam wollen er und Kate nun die Fehler ihrer Vergangenheit bereinigen, indem sie ihre Machtposition dazu nutzen, wirklich gute Taten zu vollbringen. Doch als die Geschichte einer verunreinigten Pipeline, in welche Kate involviert war, plötzlich ans Licht zu kommen droht, ist dieses Leben in Gefahr. Joe muss sich entscheiden, wie er Kate und sich selbst schützen möchte - soll er erneut zu Gewalttaten schreiten, um die Menschen, die seiner Freundin schaden möchten, auszumerzen, oder lieber doch einen gesitteten, unblutigeren Weg suchen? Als dann an einem Ort, mit dem Joe viel verbindet, auf einmal die mittellose Bronte (Madeline Brewer) auftaucht, die seine Ziele ad absurdum führt, scheint alles, worauf der ehemalige Buchhändler hingearbeitet hat, in Frage gestellt zu sein...

Ein "Mörder-Finale" hatte Netflix den "You"-Fans mit der finalen, fünften Staffel der Erfolgsserie versprochen - es wird eines sein, welches die Fangemeinde jedoch weitestgehend enttäuscht zurücklassen wird. Natürlich ist es schwer, einen solchen Hit nach so vielen Jahren rund abzuschließen und es jedem recht zu machen, ist dabei eine Sache der Unmöglichkeit. Allerdings begehen die Macher im Verlauf der finalen zehn Folgen so einige Fehler, die locker hätten vermieden werden können. So wird gleich zu Beginn erstaunlich wenig aus dem Cliffhanger gemacht, welcher die vierte Staffel noch so packend abschloss. Denn statt sich in der neuen Situation zu suhlen, die beschreibt, was ein Mann wie Joe Goldberg plötzlich mit so viel Macht und Freiheiten zu tun imstande ist, kehrt die Serie in sehr bekannte Gefilde zurück. Die Rückkehr nach New York ist dabei zwar rund, doch rein dramaturgisch wirkt die fünfte Season zu Beginn wie ein Remake und wiederholt etliche Manirismen und auch einzelne Situationen, die wir so in der Serie schon mehrfach gesehen haben. Dabei können sich die neuen Figuren wenig freispielen und auch Penn Badgley wirkt diesmal ein wenig verloren und scheint die Nähe zu seinem Charakter eingebüßt zu haben. Was aber auch kein Wunder ist, denn spätestens mit der vierten Staffel war klar, dass sein Joe Goldberg kein unmoralischer Anti-Held mehr ist, sondern das absolut Böse. Dementsprechend werden hier nur noch wenige Ambivalenzen mitgeliefert, weswegen uns Badgleys etwas überzeichnete Performance ebenso wie Goldberg als Figur selbst fernbleiben. Das ist nur sinngemäß, sorgt aber natürlich auch dafür, dass die Hauptfigur an Faszination, Strahlkraft und auch an Grauzonen einbüßen muss, um die Dramaturgie am Laufen zu halten.
"You" wäre jedoch nicht "You", wenn irgendwo in dieser Staffel doch noch ein Wendepunkt warten würde, welcher die vorhergehende Langatmigkeit des Altbekannten mit einem Mal auf den Kopf stellen würde. Diesen Wendepunkt gibt es auch hier und auch wenn er nicht völlig aus dem Nichts kommt, trifft er das Publikum wie ein echter Schlag. Ab diesem Punkt kommt die finale Season deutlich besser in Schwung und arbeitet mit allerlei Wucht daran, einen passenden Deckel über die gesamte Geschichte des Joe Goldberg zu stülpen und auf einen stimmigen Endpunkt zuzusteuern. Plötzlich rentiert sich die lange Vorlaufzeit dieser Season, wenn allerlei Eckpunkte doch noch mal wichtig werden und sich zu einem stimmigen Ganzen verweben, welches immer mehr an Brisanz gewinnt. Es ist jedoch etwas schade, dass zuvor so viel Zeit mit kleineren Nichtigkeiten verschwendet werden musste, denn nach hinten raus wirken all die Themen, die man dann noch hineinquetschen wollte, ein wenig verschleudert. In manchen Themen, wie einer aggressiven Rede über toxische Männlichkeit, zieht man sich noch sehr achtsam aus der Affäre. Andere Grundthemen, wie die psychologische Komponente manch einer Figur oder auch das Thema der Selbstjustiz, werden jedoch nur noch sehr schal angegangen, da letztendlich die Zeit fehlt, um diese wirklich auszuerzählen.
Gerade eine neue Figur ist bezeichnend dafür, dass hier nicht mehr alles glatt läuft. Ich möchte ungern ins Detail gehen, doch gehen die Drehbücher mit einem Hauptcharakter so sprunghaft um, dass diverse Wendungen und auch Verzögerungen arg effekthascherisch daherkommen. Die Macher hatten sich so zuvor im Grunde eine Steilvorlage für ein sehr rundes Finale gebaut, um dieses dann jedoch völlig einzureißen... und stattdessen eine letzte Folge heranzuklappen, die in ihrem Nutzen von abgestandenen Genre-Klischees eine echte Enttäuschung darstellt. Das Ende selbst mag zwar rund sein, doch ohne echte Schrammen schafft es die Serie nicht ins Ziel, dafür ist vorher dramaturgisch einfach zu viel zerfahren, zu viel wird zu platt auserzählt. Einige offene Fragenzeichen bleiben zudem bis zum letzten Rollen des letzten Abspanns bestehen, auch wenn es als Zuschauer natürlich schön ist, diese Lücken mit ein bisschen eigener Fantasie zu füllen. Fans werden aufgrund zahlreicher Anspielungen und der Verquickung von allerlei Handlungssträngen aus den letzten "You"-Jahren definitiv noch mal einige Momente erleben, die richtiggehend elektrisierend sind. Leider macht es sich die Show auf den letzten Metern dann aber doch zu einfach und übersieht darüber hinaus einige richtig gute Ideen selbst. So geht "You" leider auf einem kleinen Tiefpunkt zu Ende, der deutlich im Schatten der stärkeren, ersten vier Staffeln stehen muss.

Fazit: Das Ende ist zwar rund, doch bis es soweit ist, muss sich die finale "You"-Staffel mit einigen eklatanten, dramaturgischen Holperern herumschlagen. Diese reichen von wirr geschriebenen Figuren über maue Küchen-Psychologie bis hin zu einem klischeehaften Showdown. Dazwischen gibt es aber auch viele Momente, die hochgradig elektrisierend sind, eine Menge saftiger Schocks und einiges zum Nachdenken. Das wirkt dann zwar reichlich unkonstant, hat aber definitiv auch seine packenden Szenen.

Note: 3-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Wieder keine neuen Ideen: Filmkritik zu "Der Exorzist: Bekenntnis"

Victor Fieldings (Leslie Odom Jr.) zieht seine Tochter Angela (Lidya Jewett) seit dem Tod seiner Frau Sorenne (Tracey Graves) vor dreizehn Jahren alleine auf und ist aufgrund seiner einschneidenden Vergangenheit dauerhaft besorgt um sein Kind. Als diese eines Tages gemeinsam mit ihrer Freundin Katherine (Olivia Marcum) im Wald verschwindet, ist Victor in tiefster Panik und malt sich bereits die schlimmsten Dinge aus, die seiner Tochter zugestoßen sein könnten. Drei Tage später tauchen Angela und Katherine jedoch wieder auf... und verhalten sich höchst sonderbar. Schon im Krankenhaus legt Angela äußerst merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, die ihre Mitmenschen in Angst versetzen. Dass die beiden Mädchen von einem Dämon besessen sein könnten, daran will Victor jedoch nicht glauben... bis er jemanden trifft, die vor rund fünfzig Jahren etwas sehr ähnliches erlebt hat. Natürlich habe ich mir als Vorbereitung für diesen Film erneut den Kult-Klassiker "Der Exorzist" angesehen ...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...