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Tetris (2023)

Sein eigenes Computerspiel ist gefloppt, doch auf einer Messe entdeckt der Spiele-Entwickler Henk Rogers (Taron Egerton) dafür ein aussichtsreiches Konkurrenzprodukt. Schnell sichert er sich die Lizenzrechte von "Tetris" für Japan und ist sich sicher, damit Millionen zu scheffeln. Doch Rogers hat sich zu früh gefreut, liegen die Rechte doch eigentlich in Russland und wurden zuvor illegal eingekauft, um sie dann an Rogers oder sogar an seine amerikanischen Konkurrenten weiter zu vermachen. Dieses Chaos an illegalen und unrechtmäßigen Lizenzen kostet Rogers beinahe alles, was er besitzt. Doch er will dem nicht klein beigeben und reist selbst nach Russland, um die Missverständnisse aufzuklären und doch noch die Lizenzen einzukaufen. Dabei begegnet er nicht nur dem eigentlichen Erschaffer des Spiels, dem Programmierer Alexey Pajitno (Nikita Efrenov), sondern auch mehreren russischen Bürokraten, die in Rogers einen Staatsfeind sehen...

Weder erzählt "Tetris" die Geschichte der Entstehung des vielleicht berühmtesten Videospiels aller Zeiten noch ist es eine berüchtigte Videospiel-Verfilmung, welche eine Geschichte rund um die herabsinkenden Klötzchen erfindet. Stattdessen hat man sich im Besitz der Marke die wohl interessanteste und auch verrückteste, wahre Geschichte rund um das Videospiel ausgesucht - den Kampf rund um die Lizenzrechte, der nicht nur eine unterhaltsame Scharade zwischen verschiedenen Konkurrenten darstellt, sondern in dieser Form gar noch ein echter Thriller ist, bei dem es um russische Spionage ebenso geht wie um Verrat und Geheimnisse. Klingt überzogen? Gut, das mag es manch ein Mal auch sein, denn hier und da haben die Macher die realen Ereignisse ein wenig überspitzt oder gleich ganze Szenen erfunden, um den Film in Schwung zu halten. Hätten sie das nicht getan, wären uns aber einige hochspannende und auch amüsante Mega-Verhandlungen in dunklen Hinterzimmern entgangen... und eine ebenso chaotische wie spektakuläre Verfolgungsjagd durch Moskau, die so auch in einem "Mission: Impossible"-Film hätte stattfinden können.
Mit einem wahnsinnigen Tempo rast dieser Film dahin und die wilde Inszenierung täuscht darüber hinweg, dass wir hier im Grunde nur zwei Stunden lang dabei zusehen, wie sich Geschäftsmänner in düsteren Räumen um die Lizenzrechte eines Computerspiels balgen. Dass trotz der durchaus verqueren und mitunter verwirrenden Grundsituation rund um die Rechte niemals Langeweile aufkommt, ist neben dem mit zahlreichen, messerscharfen Dialogen gespickten Drehbuch auch der Regie zu verdanken. Denn auch wenn das Stilmittel, diverse Szenenwechsel in einer 8-Bit-Optik darzustellen, sich bisweilen abzunutzen beginnt, so ist der geniale Soundtrack in Verbindung mit den schnellen Schnitten und dem massiven Schwung der Inszenierung ein Garant für flotte Unterhaltung. Dabei besitzt "Tetris" gerade hinsichtlich der nur langsam aufbrodelnden Beziehung zwischen Geschäftsmann Rogers und dem in seiner Heimat unterdrückten Programmierer Alexey auch eine Menge Herz... und in den Szenen, in denen sich die Konkurrenten gegenseitig mit immer neuen Ideen, aber auch jeder Menge Vertragslatein auszustechen versuchen, blitzt auch stets viel Humor durch.
Die Thematik rund um die russische Regierung, die selbst in einem Computerspiel-Deal noch den Verrat am eigenen Land riecht, wird hingegen nicht allzu tiefgründig und bisweilen etwas klischeehaft behandelt. Dafür trumpft Taron Egerton, wie man es im Grunde nicht anders von ihm kennt, in der Hauptrolle wieder einmal massiv auf und performt als Geschäftsmann mit einem großen Traum mit ganz viel Energie, ohne dabei zu überzeichnen. In den Nebenrollen finden sich ebenfalls allerlei kantige Charaktere, die man in Erinnerung behalten kann und die (bis auf wenige Ausnahmen) immer wieder ambivalente Verhaltensweisen geschrieben bekommen. Das macht schon echt viel Laune, gibt ein wenig obskures Hintergrundwissen rund um den Kampf um das berühmteste Videospiel der Welt und trotz der etwas trostlosen Farbpalette bekommt man noch richtig viel zu sehen. Und spätestens wenn im Finale eine 8-Bit-Version von "I Need A Hero" zu spielen beginnt, gibt es praktisch kein Halten mehr. "Tetris" ist sicherlich keine perfekte Biografie, aber mit Sicherheit die schwungvollste und energetischste Art, wie man eine solche Geschichte erzählen kann.

Fazit: Mit einem hohen Tempo, gewitzten Dialogen und allerlei überraschenden wie beinahe obskuren Wendungen gefällt dieser energetische Mix aus Thriller und Business-Drama. Die knackige Inszenierung, der geniale Soundtrack und ein mal wieder grandioser Taron Egerton runden diesen durch und durch unterhaltsamen Film, trotz manch eines dramaturgischen Stolpersteins, passend ab.

Note: 2-



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