Zweieinhalb Jahre sind seit Margrave vergangen und Jack Reacher (Alan Ritchson) hält sich gerade in Arkansas auf, wo er einer unter Erpressung leidenden Frau hilft, als er eine Nachricht von seiner Kollegin Frances Neagley (Maria Sten) erhält. Diese berichtet ihm, dass mit Calvin Franz (Luke Bilyk) eines der Mitglieder der Spezialeinheit "Special Investigators", die Reacher in der Army zusammenstellte, ermordet worden ist. Reacher reist nach New York, wo er sich mit Neagley trifft, um einigen Hinweisen zu Frantz' Ermordung nachzugehen. Zeitgleich versuchen sie, das restliche, damalige Team zu erreichen, um diese zu befragen, was sich jedoch als sehr schwierig gestaltet. Als die beiden weiter nachforschen, finden sie Spuren, die darauf hindeuten, dass jemand die gesamte Spezialeinheit auslöschen möchte... und somit nun auch hinter Neagley und Reacher her ist.
"Reacher" hat mit der zweiten Staffel definitiv einige Schritte nach vorne gemacht und manche Kritikpunkte ausgemerzt, die ich zuvor noch hatte. So ist die Geschichte etwas fokussierter und zerfasert nicht mehr so arg zwischen stetiger, neuer Ermittlungsarbeit und zahllosen Bösewichten. Letztere sind hier zwar ebenfalls wieder ziemlich schablonenhaft gezeichnet, doch behält man angesichts recht klarer Strukturen immerhin besser den Überblick. Auch die Chemie zwischen den Hauptfiguren funktioniert sogar noch ein bisschen besser als in der ersten Staffel, obwohl man hier mehrheitlich auf neue Gesichter im Haupt-Cast setzt. Gerade durch den emotional aufgelandenen Background rund um eine in tiefer Freundschaft verbundene Spezialeinheit, die nun aufgrund einer extremen Gefahrenlage wieder zusammenkommt, um sowohl zusammenzuarbeiten und sich auch immer wieder frotzelig in die Haare zu kriegen, funktioniert das Zusammenspiel zweier bekannter und zweier neuer Figuren, die sich zu einem Team formen, richtig gut. Blass bleibt hingegen der wie üblicherweise als Oberfiesling eingesetzte Robert Patrick, der hier keine echte Gravitas vorzeigen darf.
Darüber hinaus bleibt "Reacher" auch einigen Qualitäten treu, welche die Serie ohnehin schon hatte. So ist die Inszenierung durchweg packend und besonders die zahlreichen Actionszenen (tatsächlich wurde der Action-Quotient diesmal spürbar hochgeschraubt) wissen durch ihre Kinetik zu gefallen. Erst pünktlich zum Finale übertreibt man es hier ein wenig mit einigen unglaubwürdigen Blockbuster-Szenarien und die typischen Genre-Klischees fallen ebenfalls auf: So erzählen die Bösewichter liebend gern in langen Monologen von ihren finsteren Plänen, während Schusswechsel zumeist so ablaufen, dass die Fieslinge fast nichts treffen, während unsere Helden alles und jeden umnieten können. Aber solcherlei Momente kauft man bei einer Serie wie "Reacher" ohnehin mit und da die geradlinige und dennoch wendungsreiche Geschichte, die sicherlich keine Originalitätspreise gewinnt, aber immerhin spannend bleibt, durchweg bei der Stange hält, mag man sich über solcherlei Patzer auch niemals wirklich aufregen. Zudem sind die Episoden in ihrer Laufzeit diesmal etwas knackiger, was einige Probleme mit dem Tempo negiert.
Einen deutlichen Rückschtritt gibt es dennoch vermelden und diese hat mit der Hauptfigur Jack Reacher selbst zu tun. Damit ist eindeutig nicht die Performance von Alan Ritchson gemeint: Der "Fast & Furious"-Star überzeugt auch hier mit einer enormen, physischen Präsenz in Verbundenheit mit einem gewissen Charme. Trotzdem büßt die Figur an sich an Sympathie ein, da sie hier noch deutlich brutaler und schonungsloser vorgeht. Schon in der ersten Staffel war Reacher sicherlich kein Kind von Freundlichkeit und ließ im Zweifel erst die Waffe sprechen - das aber eigentlich nur, wenn er wirklich in der Not war, dies auch zu tun. Hier geht Reacher jedoch so brutal vor, dass ich ihn ab und an nicht mehr mochte: Er tötet (und foltert sogar!), wenn er dies eigentlich nicht müsste. Er sprintet wie eine Abrissbirne durch die Serie und hat dabei seine gewisse Empathie über weite Strecken völlig abgelegt - das macht ihn unnahbarer und auch etwas unmenschlicher, wobei er auch seine Coolness etwas einbüßen muss. Ich hoffe, dass man Reacher in der folgenden dritten Staffel wieder ein wenig auf den Boden zurückholt, denn als ultrabrutalen Aufräumer ohne jegliche Hemmungen verliert er ein wenig an Reiz.
Fazit: Fans der ersten Staffel werden auch diese zweite mögen, denn sie ist in Sachen Storytelling etwas konzentrierter und bezüglich der Chemie unter den Charakteren noch sympathischer. Rückschritte gibt es bei der Hauptperson zu vermelden, die hier etwas unnahbarer daherkommt - dafür sind die vielen Actionszenen gewohnt brachial inszeniert.
Note: 3
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