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Es (2017)

Auf kaum einen Film wartete die eingeschworene Horror-Fan-Gemeinde dieses Jahr wohl so erbittlich und mit klappernden Zähnen wie auf Andre Muschiettis Version von Stephen Kings bis heute erfolgreichstem und vielleicht auch besten Roman. Die TV-Version, die damals schon schlecht und heute so mies ist, dass man sie gar nicht mehr ansehen mag, sollte definitiv nicht die einzige Verfilmung bleiben und dass der Stoff kinotauglich ist, stand außer Frage. Der Hype um die Produktion war dann spätestens nach dem ersten, genialen Trailer real, die Erwartungen so hoch, dass der Film sie eigentlich kaum mehr erfüllen kann... oder? Doch, kann er, denn entgegen auch der größten Skeptiker, die noch immer diesem miesen TV-Trash aus dem Jahr 1990 hinterherbeten, ist das hier wirklich Horror-Kino vom Feinsten.

ES


Ein Jahr nach dem mysteriösen Tod seines kleinen Bruders Georgie (Jackson Robert Scott) verbringt Bill Denbrough (Jaeden Lieberher) den schulfreien Sommer mit seinen Freunden. Viel Zeit zur Entspannung bleibt jedoch nicht, denn Bill versucht noch immer, das Verschwinden seines Bruders zu enträtseln - und stößt dabei auf den unheimlichen Clown Pennywise (Bill Skarsgard), der seine Gestalt wandeln und die Stadt zu terrorisieren scheint. Dabei hat er es ganz besonders auf kleine Kinder abgesehen und greift auch Bill und seine Freunde an. Bill jedoch schweißt die verängstigte Gruppe zusammen und zieht gegen "Es" in den Kampf... der "Club der Verlierer" wird gegründet und große Freundschaften entstehen in einer Schlacht gegen das unaussprechlich Böse.

Was war in den letzten Wochen und Monaten nicht alles über "Es" zu lesen. Als hätte ich mich nicht schon nicht genügend auf die endliche, richtige Verfilmung dieses grandiosen Romans gefreut, so sorgten fantastische Kritiken, noch fantastischere Trailer sowie Berichte über Besucherrekorde und verängstigte Kinderdarsteller während den Dreharbeiten dafür, dass ich gar ein wenig hibbelig wurde. Und obwohl ich irgendwann schon kaum mehr glauben konnte, dass "Es" dieser Vorfreude wirklich noch genug entgegensetzen würde... es ist "Mama"-Regisseur Andres Muschietti einfach ausgezeichnet gelungen. 
Muschietti hält sich dabei besonders in atmosphärischer Hinsicht sehr genau an die Vorlage, weiß jedoch auch, wann er Szenen abändern muss, um sie der heutigen Kino-Ära zielgenauer anzupassen. So verfrachtet er die Handlung in die 80er-Jahre und kann auch diese Atmosphäre durchgehend gut auf die Leinwand übertragen, durch kleine Details, durch pfiffige Dialoge und durch sehr, sehr viel Charme. Denn tatsächlich ist "Es" kein plumper Horrorfilm, sondern entwickelt über weite Strecken eher die Richtung eines sehr sensiblen und aufgeweckten Jugend-Dramas - so, wie es auch der Roman bereits war. Der Film erzählt die Geschichte einer Freundschaft, der ersten Liebe, des langsamen Erwachsenwerdens und schleust darin auch seine Horror-Elemente und den Kampf gegen das Böse ein. Diese beiden Genres stehen nie nebeneinander, sondern verbinden sich sinnig, wobei sich charmanter Humor mit kleinen Momenten beachtlicher emotionaler Tiefe und den erwarteten Schockern abwechseln und dennoch ein kompaktes Gesamtbild ergeben. 
Alle drei Seiten funktionieren hier außregewöhnlich gut, was schlichtweg daran liegt, dass Muschietti das Herz und den Geist der Vorlage, trotz vielen Änderungen und Kürzungen, auf die Leinwand übertragen konnte. Ein Glücksgriff war dabei auch die Besetzung, die weitestgehend aus unbekannten Gesichtern besteht und unter denen besonders die Kinderdarsteller mit ihren natürlichen und glaubwürdigen Performances zu überzeugen wissen. Jeder wird seine eigenen, wunderbar caharkterisierten Favoriten in der siebenköpfigen Gruppe haben, hervorheben muss man jedoch Sophia Lillis, die dem einzigen Mädchen der Truppe eine schlichtweg unglaubliche Präsenz verleiht. Diese Kinder sind es dann auch, die den Film zusammenhalten, ihm eine Seele geben. Muschietti interessiert sich für seine Protagonisten, gibt ihnen und somit auch dem ganzen Film Zeit zum Atmen und hetzt sich nicht, um möglichst schnell zur nächsten Schocker-Sequenz zu kommen. Von diesen gibt es viele, dennoch nimmt man sich auch Zeit für ruhigere Momente, für Augenblicke des Nachdenkens und des freien Humors, wie in einer aberwitzigen Steinschlacht gegen den miesen Mobber Henry Bowers. 
Dennoch: "Es" ist noch immer ein Horrorfilm und auch als dieser agiert er verdammt überzeugend. Im Finale drückt man hier zwar doch etwas zu arg auf die Tube, doch zuvor gelingt es dem Film, den Zuschauer immer wieder aus dem Sessel zu jagen. Sei es durch geschickt eingefädelte Jumpscares, durch atmosphärisch-unangenehme Details (achtet auf Kleinigkeiten und auf den Hintergrund!) oder auch die Verquickung einzelner Elemente, die sich schließlich mit Hochspannung selbstständig machen. Das ist visuell stets überzeugend und trotz oftmals etwas arg schwacher Effekte in jedem Moment verflixt gruselig und treibt den Adrenalinspiegel in die Höhe. Durch eine grandiose Kameraarbeit und einen Bill Skarsgard, der als Pennywise eine erschreckend gute Performance abliefert, kann man uns hier immer wieder schauern und sorgt in Verbindung mit den lebendigen Protagonisten und einer treibenden, aber niemals gehetzten Handlung, die sich auch Zeit für sinnige Subplots nimmt, dass wir schlichtweg gebannt sind.
Fazit: "Es" ist nicht nur der beste Horrorfilm 2017, sondern wird sicherlich auch am Ende des Jahres auf den Bestenlisten ganz oben stehen. Grandios gespielt, atmosphärisch ebenso dicht wie tief, ausgestattet mit herben Grusel-Schockern und beachtlich emotionalen Spielereien. Der Hype ist real: "ES" ist eine Offenbarung, die erst gegen Ende ein bisschen an Schwung einbüßt.

Note: 2+




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