Direkt zum Hauptbereich

Paycheck - Die Abrechnung

Michael Jennings (Ben Affleck) arbeitet als Ingenieur und stiehlt dabei diverse technische Durchbrüche bei der Konkurrenz, um diese dann weiterzuentwickeln - anschließend lässt er sein Gedächtnis löschen, um die Funktionsinformationen der Gerätschaften aus ihm zu tilgen. Für einen neuen Job soll Jennings nun ganze drei Jahre seiner Lebenszeit verstreichen lassen und dafür eine achtstellige Summe erhalten. Jennings ist erst skeptisch, lässt sich dann jedoch auf den Handel mit dem Geschäftsmann James Rethrick (Aaron Eckhart) ein. Als er drei Jahre später, die für ihn in einem Augenblick zu vergehen scheinen, erwacht, merkt er jedoch bald, dass er einen Fehler gemacht hat. Statt des Geldes erhält er nur einen Briefumschlag mit mehreren Gegenständen und auch das FBI ist plötzlich hinter ihm her...

"Paycheck" beruht lose auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick und da der immerhin schon die Vorlagen für solch prestigeträchtige Werke wie den Kultklassiker "Blade Runner" oder Steven Spielbergs "Minority Report" ablieferte, rechnet man zumindest schon mal mit einiges... wenn auch nicht mit einem weiteren Augenöffner der Sci-Fi-Geschichte, denn der Name John Woo auf dem Regiestuhl steht dann zumeist ja eher für reinrassige Action. In dieser Kombination muss das ja nichts Schlechtes sein, leider ist Woo aber wenig mehr eingefallen als der übliche Krachbumm-Marathon. Die interessanten Konzepte der Geschichte werden dabei ziemlich schnell glattgebügelt und letztendlich innerhalb eines ziemlich kühlen und später sogar arg dummen Non-Stop-Actioners fallen gelassen.
Zumindest in der Form, in der Woo uns die Ausgangssituation hier präsentiert, bleiben aber zumindest genug logische Lücken, die einen raschen Wink hin zur rasanten Action nachvollziehbar machen - diese soll dann schließlich den Zuschauer daran hindern, über den Plot näher nachzudenken. Trotzdem stellen sich einem, auch da die Geschichte darüber hinaus ziemlich lahm geraten ist und man deshalb eben doch immer wieder gedanklich abschweift, so einige Fragen, die auch das ganze Konzept dieses Gedächtnislöschens betreffen. Dass Michael Jennings angesichts seines neuen Jobs, bei dem im Grunde absolut alles schief gehen kann, kaum mit der Wimper zuckt, wirkt schon etwas scheinheilig. Gut, da warten 90 Millionen Dollar, aber gibt man dafür tatsächlich drei Jahre lang die Kontrolle über sein Leben ab? Dass er diesen Braten nicht riecht, ist schon ein ziemliches Fragezeichen, allerdings würde ansonsten natürlich der Plot nicht losgehen.
Dieser verkommt dann zu einer teils spaßigen, vermehrt aber auch ziemlich banalen Angelegenheit, in welcher Jennings mit wechselnden Gefährten durch Städte und Firmenhäuser rennt, dabei wahlweise verfolgt von seinen ehemaligen Partnern oder auch von Gesetzeshütern. Denen muss Jennings innerhalb dieser gelöschten drei Jahre wohl auch in die Suppe gespuckt haben, warum das aber so ist und was überhaupt vorgefallen sein muss, das wird im Verlauf der immer lauteren anderthalb Stunden, die nach dem raschen Prolog folgen, immer egaler. Sicherlich kann man der ganzen Sachlage irgendwie folgen, angesichts der mau gezeichneten Charaktere, des schwachbrüstigen Humors und der damals einigermaßen nett inszenierten, heute aber ungemein altbacken wirkenden Actionszenen mag man das alsbald gar nicht mehr wirklich tun. Führen tut dies dann natürlich zu einem effektgeladenen Finale, in welchem man sicherlich den ein oder anderen coolen Moment entdecken kann, welches als solches jedoch blockbuster-typisch überlang und viel zu verschachtelt herüberkommt.
Ben Affleck bleibt in der Hauptrolle erwartungsgemäß blass und schludert sich mehr oder weniger durch die wirre Handlung, sein Michael Jennings bleibt eher ein Spielball der Handlung. Noch schlimmer hat es "Percy Jackson"-Star Uma Thurman erwischt, die hier nicht mehr als das Love Interest vom Dienst geben darf und dabei ebenfalls arg farblos bleibt. Auch Aaron Eckhart als Antagonist im Anzug mag nicht wirklich gefallen, wohingegen Colm Feore, Michael "Dexter" Hall und "The Amazing Spider-Man"-Star Paul Giamatti in Nebenrollen zumindest ein wenig Feuer entwickeln. Leider fällt gerade Giamattis Rolle, die hier als einzige so etwas wie einen echten Sympathie-Zuschuss erhalten kann, enttäuschend klein aus und der doch eher limitierte Affleck kann diesen Platz so kaum füllen.

Fazit: "Paycheck" nutzt seine durchaus interessanten Plot-Ansätze leider nur noch für eine verschwurbelte und ziemlich banale Hetzjagd durch visuelle Effekte und allerlei Stunts. Das ist manchmal unterhaltsam, zumeist aber nur furchtbar banal und stellenweise schlichtweg dämlich... kein großes Vergnügen.

Note: 4








Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...