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The Angriest Man in Brooklyn

Als Robin Williams im August 2014 überraschend verstarb, hatte er tatsächlich noch fünf Filme in der Postproduktion, die alle anschließend nach und nach ihren Weg in die Kinos fanden. Der dritte Teil der "Nachts im Museum"-Reihe, in der Williams zum letzten Mal den Wachs-Präsidenten Theodore Roosevelt gab, dürfte der bekannteste sein, während das ruhige Drama "Boulevard" insbesondere die Kritiker begeisterte. "The Angriest Man in Brooklyn" scheint nun eine Mischung zu sein: Etwas Mainstream, um ein großes Publikum anzulocken und dennoch ausgestattet mit genügend eigenem Charme... daraus entsteht eine Mischung, die nicht jedem gefallen wird.

THE ANGRIEST MAN IN BROOKLYN


Henry Altmann (Robin Williams) ist ein durch und durch unangenehmer Zeitgenosse, der alles hasst... sogar sein eigenes Leben, welches er getrennt von seiner Ehefrau Bette (Melissa Leo) und dem künstlerisch veranlagten Sohn Tommy (Hamish Linklater) verbringt. Eines Tages erhält er jedoch von der jungen Ärztin Dr. Sharon Gill (Mila Kunis) eine schockierende Diagnose: Henry hat ein Hirnaneurysma und wohl nur noch neunzig Minuten zu leben. Dass Gill ihrem Patienten dies mitteilte, war jedoch ein Fehler, musste sie in diesem Moment doch nur ihre extreme Wut herauslassen - Henry jedoch ist schon über alle Berge, um in anderthalb Stunden sein Leben noch auf die Reihe zu bekommen, bevor er sich ins Grab begibt.

In Deutschland erschien einer der letzten Filme von Robin Williams tatsächlich nur auf DVD und wurde nicht im Kino gesendet, was man aus Betreiber- und Studiosicht auch verstehen kann, ist "The Angriest Man in Brooklyn" doch trotz Charme und Witz für den Mainstream-Zuschauer eine etwas undurchsichtige Wundertüte, die sich nur schwer vermarkten lässt. Diesen Eindruck macht auch der Film als Ganzes, der immer wieder zwischen lockerer Komödie, teils etwas schwarzem Humor und sensiblem Familiendrama hin- und hertänzelt, dabei aber leider keinen wirklich runden Ton trifft. Die Wechsel zwischen etwas kitschiger Dramatik und unaufgeregtem Witz sind manchmal etwas krass, nicht alle Emotionen erreichen deswegen wirklich ihr Ziel und der Zuschauer wird sich nicht in der Magengrube, sondern nur an der Oberfläche getroffen fühlen... was sowohl für einen Film dieses Genres und auch für einen Film mit diesem Mann in der Hauptrolle letztendlich doch etwas zu wenig ist. 
Williams selbst gibt hier wieder alles, wer genauer hinsieht, könnte jedoch sehen, dass er zum Zeitpunkt des Drehs bereits private Probleme hatte - seine Augen sind müder, die Bewegungen langsamer, er strahlt nicht mehr diese pure Lebensfreude aus... auch nicht in Szenen, in denen das gewünscht gewesen wäre. Das macht die Tragik seines Selbstmordes im August 2014 noch ein wenig grausamer, offenbar hat Williams nämlich auch den Spaß an der Schauspielerei zumindest teilweise verloren. Ihm zur Seite steht eine gut aufgelegte Mila Kunis, die für diese Art von Komödien ja irgendwie doch wie gemacht ist und dementsprechend wenig anbrennen lässt, sowie "The Fighter"-Star Melissa Leo. Die hat jedoch, ebenso wie "Game of Thrones"-Zwerg Peter Dinklage, recht wenig zu tun, gehört die Hauptschau hier doch ganz klar Williams und Kunis, die dann einzeln und auch gemeinsam als charmantes und unterschiedliches Paar funktionieren. 
Der Film als Ganzes funktioniert dann jedoch weniger, da er doch etwas zu leichtfüßig und in der Schwere seiner skurillen Situation zu unaufgeregt vor sich hintänzelt. Da entstehen sicherlich einige wunderbare Szenen, so richtig greifbar werden aber weder der dramatische Ton noch der Witz. Es sind einige Schmunzler dabei, gegen Ende wird das Tempo auch noch einmal auf verrückte Weise hochgefahren, aber es passt irgendwie nicht zusammen. Ein wenig wirkt das doch etwas halbgare Skript von Daniel Taplitz so, als hätte es da auch einen wesentlich mainstreamigeren Regisseur gebraucht. Der mit der Inszenierung beauftragte Phil Alden Robinson ist aber offensichtlich viel zu sehr Künstler, weswegen sich seine wesentlich sperrigere Version mit dem leichten Drehbuch beißt. Das Beste aus beiden Welten entsteht dabei leider nicht, sondern ein etwas seltsamer Film, der sich nicht auf einen Ton einigen kann und deswegen auf Dauer zwischen allen Stühlen beider Genres landet. Das macht zwar Spaß und bewegt auch ab und an, es ist aber wesentlich weniger als man aus dem Stoff wirklich hätte machen können.

Fazit: Einer der letzten Filme von Robin Williams hat durchaus seine bewegenden und auch witzigen Momente, trotzdem bleibt das Werk etwas zu leicht, zu einfach zu verdauen, es trifft nicht ganz die emotionale Klaviatur. Williams und Kunis in den Hauptrollen glänzen jedoch.

Note: 3-




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