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Armageddon - Das jüngste Gericht

Als im Jahr 1998 gleich zwei Filme mit der selben Thematik (ein Asteroid rast auf die Erde zu und droht, alles Leben auszulöschen) in die Kinos kamen, waren die Leute gespannt, welcher von beiden nun der überzeugendere sein würde. Die Kritiken waren dabei sowohl zu "Deep Impact" als auch zu "Armageddon" alles andere als freundlich, obwohl beide andere Wege einschlugen. Während ersterer auf die stille Tragik setzt, geht Michael Bays Film natürlich den Weg des krachenden Spektakels. An den Kassen war "Armageddon" dann der Sieger... doch ist er dies auch qualitativ?

ARMAGEDDON


Ein Asteroid ist auf direktem Kollisionskurs mit der Erde... bei einem Einschlag würde er sämtliches Leben auslöschen. NASA-Chef Dan Truman (Billy Bob Thornton) arbeitet fieberhaft gegen die Zeit und arbeitet einen Plan aus, um die Katastrophe abzuwenden. Seine letzte Wahl fällt auf den Ölbohrexperten Harry Stamper (Bruce Willis) und sein Team. Diese sind zwar im Raumflug vollkommen unerfahren, erfüllen jedoch die technischen Voraussetzungen für das Himmelfahrtskommando: Sie sollen auf dem Asteroiden landen, ein Loch bohren und darin einen Atomsprengkopf platzieren, um den Felsen von innen heraus zu zersprengen. Stamper schlägt ein und macht sich auf, die Welt zu retten. Doch dafür müssen er und seine wilden, ungezähmten Kameraden erst einmal weltraumtauglich gemacht werden...

Bevor Michael Bay uns eine "Transformers"-Fortsetzung nach der anderen lieferte, arbeitete er gerne mit "Fluch der Karibik"-Produzent Jerry Bruckheimer zusammen. Wenn die beiden sich also an einen Film setzen, konnte man vom größtmöglichen Krachbumm ausgehen, "The Rock" und "Bad Boys" sprachen bereits Bände. Der 1998 erschienene "Armageddon", von Kritikern verhasst, ist aber bis heute einer dieser Filme, bei denen ich heftig gegen den Strom schwimme. Denn ich liebe dieses Werk. Natürlich, es ist patriotistisch, es ist logisch gesehen vollkommener Mumpitz, die Dialoge entbehren jeglichen Anspruch und die Leistungen der Schauspieler sind auch nicht oscarreif. Aber ist das nicht alles mal absolut zweitrangig, wenn Bay und Bruckheimer hier einen Katastrophen-Actioner abliefern, der einfach nur verflixt unterhaltsam ist? Die beiden lassen es hier krachen, dass es nur so eine Freude ist und Freunde anspruchsloser, aber spektakulärer Kino-Unterhaltung werden hier wirklich bestens bedient. Gerade in Sachen Optik wird hier einiges geboten, die Spezialeffekte sind auch noch siebzehn Jahre nach Erscheinen des Films wirklich gut und wenn ganze Städte dem Erdboden gleichgemacht werden, unterstützt von dem grandiosen Soundtrack, dann bekommt man doch nochmal Gänsehaut. Mit recht einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln entfacht Bay hier ein Maximum an Spannung und Dramatik und verbindet albernen Humor mit tiefer Traurigkeit, viel Krachbumm mit hoher Spannung und Intensität. Trotz 151 Minuten ist "Armageddon" niemals langweilig und auch wenn es erst nach über einer Stunde auf die abenteuerliche Reise in den Weltraum hinaufgeht, wird einem zuvor mit einer wirklich witzigen, abwechslungsreichen "Ausbildung" zum Astronauten einiges geboten, wo auch die namhaften Stars glänzen können, wenn sie einen Oneliner nach dem anderen raushauen. Stars wie Bruce Willis, Ben Affleck, Liv Tyler, William Fichtner, Peter Stormare, Owen Wilson, Jason Isaacs und Billy Bob Thornton geben sich die Klinke in die Hand, wobei der großartige Steve Buscemi als leicht durchgeknallter Rockhound ein wahrer Szenendieb ist. Noch dazu eine Prise kitschiger Romantik und ein paar wunderbare Ideen für starke Actionszenen, in welchem die sich immer weiter verkleinernde Truppe auf dem Asteroiden versucht, die Welt zu retten und fertig ist der perfekte Blockbuster. Man kann sich natürlich immer noch daran aufhängen, dass mal wieder Amerika der Retter der Menschheit ist, dass die ganze Idee mit dem Rundumflug des Mondes wissenschaftlich völliger Schwachsinn ist und dass die Romanze zwischen Ben Affleck und Liv Tyler furchtbar klischeehaft ausfällt... aber es passt eben und Bay wollte hier sicher keine oscarreife Handlung abgeben, sondern einfach nur unterhalten. Und das tut er, ohne Abstriche, mit viel Spektakel, einigen starken Tränendrüsen-Momenten und viel Ironie. Wem das nicht gefällt, der kann weiter Arte gucken, doch wer auch mal das Hirn abgeben kann, der ist hier goldrichtig. Mit Sicherheit Michael Bays bester, weil ungezwungenster und geradlinigster Film, der auch heute noch funktioniert!

Note: 1






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