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Vollblüter

In der neunten Klasse waren sie Freunde, nun treffen Amanda (Olivia Cooke) und Lily (Anya Taylor-Joy) wieder aufeinander. Amanda, gefühlskalt und schier nichts fühlend, ist durch ein Gewaltverbrechen in den Fokus geraten und Lily wird von ihrer wohlhabenden Mutter (Francie Swift) mit viel Geld dazu bestochen, sich Amanda anzunehmen und wieder eine Freundschaft zu ihr aufzubauen. Amanda ist erst skeptisch, lässt sich aber schließlich dennoch auf Lily ein... und diese betritt bald in eine Tür in Amandas Eigenarten. Gemeinsam lassen sie sich sogar auf ein Komplott ein, welches Lilys Stiefvater Mark (Paul Sparks) gelten soll.

Im Jahr 2016 verstarb der junge Schauspieler Anton Yelchin, bekannt aus Blockbustern wie "Star Trek" oder fiesem Indie-Horror wie "Green Room", urplötzlich während eines bizarren Autounfalls. Erst zwei Jahre nach seinem Tod erblickte der letzte Film, in welchem er als Schauspieler mitwirkte, das Licht der Kinoleinwand... und einen wirkungsvolleren Abschluss seiner viel zu kurzen, aber dennoch achtbaren Filmkarriere hätte er sich wohl kaum wünschen können. Dabei spielt er hier allenfalls die dritte Geige, kann sich aber damit rühmen, in einem überschaubaren Ensemble zu glänzen und dabei Teil eines gelungenen Thrillers zu sein, welches im Kern sogar eher ein sensibles Drama über zwei vollkommen verschiedene, junge Frauen erzählt.
Im Fokus stehen dabei zwei Schauspielerinnen, die mittlerweile auf dem besten Weg sind, sich in die A-Liga Hollywoods hochzuarbeiten... dass beide dabei noch nicht angekommen sind, ist eigentlich unverständlich und wohl eher deren interessanter, aber eben nicht unbedingt mainstreamiger Rollenauswahl geschuldet. Wo Olivia Cooke sich zuletzt noch in dem Über-Blockbuster "Ready Player One" in Stellung brachte, lässt sich Anya Taylor-Joy mit Filmen wie dem Shyamalan-Horror "Split", dem Familienabenteuer "Playmobil" oder zuletzt auch dem Historiendrama "Emma" in kein festes Genre packen. Beide wissen in "Vollblüter", der seit kurzem bei Amazon Prime zu sehen ist, vollkommen zu überzeugen und harmonieren, obwohl unterschiedlich, hervorragend miteinander. In ganz leisen Tönen entsteht dabei ein Funkeln zwischen ihnen, welches mehr aussagt als Freundschaft... bis man sich am Ende gar nicht mehr klar ist, worin die Beziehung der beiden nun bestand. Man weiß nur, dass es einen bewegt und beeindruckt hat.
"Vollblüter" ist nicht das typische Teenie-Drama und Regisseur Cory Finley hat an den üblichen Klischees auch keinerlei Interesse. Manchmal wirkt es etwas zu gewollt, wie sehr er hier die Schere auseinandertreibt, aber dennoch haben seine kleinen Wendungen immer wieder Punch. Es gelingt ihm dabei auf ebenso sinnliche wie sinnige Weise, zwei Charaktere aufeinanderprallen zu lassen, ohne dabei ein Spektakel aus Emotionen, Tränen und Dialogzeilen heraufzubeschwören. Stattdessen genügt es ihm, die beiden sich gegenseitig belauern und annähern zu lassen, um schließlich festzustellen, dass die beiden Mädchen sich trotz vollkommen unterschiedlicher Lebensarten und Gefühlslagen sehr ähneln. Finley treibt das ruhige, beinahe hypnotische Geschehen in düsteren Bildern voran und hat dabei inszenatorisch ein ebenso sicheres Händchen wie bei der Führung seiner ungemein talentierten Jungdarsteller.
Das mag manch einem Mainstream-Zuschauer in dieser Hinsicht zu sperrig sein und dass "Vollblüter", wenn überhaupt, nur kurze Zeit in den größeren Kinoketten lief, liegt auf der Hand - der Film entzieht sich auf manchmal etwas zu willige, zumeist aber sehr gekonnte und anrührende Weise dem Genre-Einerlei und kann dennoch immer wieder überraschen. Er lässt Charaktere so handeln, wie man es zuvor nicht erwartet hätte, dennoch ergibt ihr Verhalten in dem Kosmos ihrer Gefühle und Empfindlichkeiten Sinn. Finley beweist dabei ein sehr feines Gespür für die Welt seiner jungen Charaktere und schießt nur selten mal übers Ziel hinaus - stattdessen wirft er sämtliche Subplots, die den Plot hier nur aufgebläht hätten, gleich über Bord und konzentriert sich auf das Wesentliche... und das ist, trotz kleiner Schwächen wie manch einer Länge oder einem etwas unbefriedigenden Ende, sehr gut.

Fazit: Cory Finley gelingt ein ebenso einfühlsames wie düsteres Portrait zweier unterschiedlicher Frauen, die auf dem gleichen Weg aufeinandertreffen. Neben der sicheren Inszenierung und des atmosphärischen Plots brillieren vor allem Olivia Cooke und Anya Taylor-Joy in den Hauptrollen.

Note: 2-





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