Der gute Gerard Butler gehört sicher nicht zu den besten Schauspielern seiner Zunft und hat bei der Auswahl seiner Rollen auch bereits das ein oder andere mal gehörig ins Klo gegriffen. Gerade 2016 war mit den beiden Mega-Flops "Gods of Egypt" und "London Has Fallen" kein gutes Jahr für Butler, was eigentlich schade ist, denn ein charismatischer Bursche ist er vor der Kamera ja tatsächlich immer. Dass seine Rollenauswahl dabei aber immer wieder zu wünschen übrig ist, zeigt auch das Drama "Machine Gun Preacher", offensichtlich erstmal ein Versuch, Butler als gewichtigen Schauspieler zu etablieren... leider ging dieser Versuch aber recht deutlich nach hinten los.
MACHINE GUN PREACHER
Sam Childers (Gerard Butler) wird nach einem kriminellen Zwischenfall zu Gott bekehrt. Während der Messe in der Kirche erfährt Childers von den katastrophalen Zuständen in Süd-Sudan, wo die ärmliche Bevölkerung von Soldaten des LRA terrorisiert wird: Kinder werden entführt, Frauen geschändet und Männer getötet. Childers beschließt, in die gefährlichen Regionen zu reisen und den Kindern zu helfen. Erst wird er für verrückt und lebensmüde erklärt, mit der Zeit sorgen sein Mut und seine Kraft jedoch dafür, dass er zu einem wahren Helden für die nach Hilfe rufende Bevölkerung aufsteigt...
Die eigentlich schier unglaubliche Geschichte rund um Sam Childers beruht tatsächlich auf einer wahren Begebenheit und das irgendwann Filmproduzenten an seine Tür klopfen würden, um diese Story auf die Leinwand zu bringen, war eigentlich klar. Ein solcher Stoff spricht eben auch die Massen an, kann für einige dramatische Zündstoffe und auch für furiose Action sorgen, wenn man es denn richtig macht. Und genau dort liegt der Hund begraben, denn Regisseur Marc Forster hat trotz der an sich starken Ausgangslage einiges falsch gemacht.
Zum einen wäre da die Besetzung zu nennen, die doch nachhaltig stört: Ich habe Gerard Butler die Rolle des christlich bekehrten, stetig predigenden, auf anderer Seite aber auch gerne mal zum Maschinengewehr greifenden Helden nie wirklich abgenommen, denn dafür blieb er schauspielerisch zu limitiert und an sich auch viel zu blass und kantenlos. Dass seine Co-Stars Michelle Monaghan, Michael Shannon und Co. zudem ziemlich wenig zu tun haben, stößt Butler immer weiter in den Fokus und macht dadurch klarer, dass er sich zwar redlich müht, dieser Rolle aber niemals die angemessene Tiefe verleihen kann, denn dafür bleibt seine Darstellung zu stark an der Oberfläche.
Auch der Rest des Filmes hätte etwas mehr Genauigkeit vertragen können. Besonders die erste halbe Stunde rast förmlich durch allerlei Storytwists, wenn man diese denn so nennen mag, was für schwere Glaubwürdigkeitsprobleme sorgt. Da reicht ein Besuch in der Kirche, um den zuvor kriminell enorm auffälligen Sam Childers in einen wahren Christen zu verwandeln und ein Besuch eines Priesters aus dem Sudan, um Childers einfach direkt in die betroffene Gegend zu schicken. Von diesem Moment an düst Childers einfach munter zwischen Amerika und Afrika hin und her, ohne dass ihm dies sonderliche Probleme machen würde... und auch in den Terrorregionen selbst wundert man sich darüber überraschend wenig, nimmt den "Touristen" nach anfänglichen Fragen einfach mit und lässt ihn dann auch ziemlich rasch Waffen tragen. Die Geschichte erzählt sich über Jahre hinweg und macht daher in der realen Welt auch deutlich mehr Sinn, Regisseur Forster erzählt diese Wendungen aber so rasch, dass man sich nie wirklich in die prikäre Situation einfinden mag, besonders da dort auch mit einigen kalkulierten Mitteln gespielt wird, um den Zuschauer auch ja emotional zu berühren.
Dass dies dennoch ab und zu gelingt ist der an sich starken Geschichte zuzuschreiben, die über ihre wahre Begebenheit hinaus Themen wie Mut, Nächstenliebe, Familie und dem Überwinden des eigenen Schweinehundes anfasst und diese auch relativ gut vermitteln kann, sobald sich das Drehbuch mal etwas Zeit nimmt, in diese Abgründe auch hineinzuschauen und nicht bloß faktentechnisch über sie hinwegzudüsen. Dabei verharmlost der Film die unmenschliche Brutalität nicht, die auch heute noch in den betroffenen Regionen zum grausamen Alltag gehört und erschafft durchaus Bilder, die sich nachhaltig ins Gedächtnis brennen können. Das ist nicht schön anzusehen, dabei aber durchgehend intensiv und zwischendurch auch immer wieder richtig packend.
Fazit: "Machine Gun Preacher" rast über Handlungsdetails hinweg und geizt mit Tiefe, kalkuliert mit vorhersehbaren Mitteln, um Emotionen zu schöpfen. Die Story an sich ist spannend und intensiv genug, dass man solcherlei Patzer ab und zu verzeiht, generell wäre mit mehr Genauigkeit aber ein weitaus besserer Film entstanden.
Note: 4+
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