Direkt zum Hauptbereich

Auf dieser Hochzeit knallts: Filmkritik zu "Shotgun Wedding - Ein knallhartes Team"

Die Traumhochzeit auf einer philippinischen Insel steht, zahlreiche Gäste sind eingetroffen und mit viel Geld wurde ein köstliches Buffet zusammengestellt. Trotzdem bekommen Braut Darcy (Jennifer Lopez) und Bräutigam Tom (Josh Duhamel) kurz vor der Zeremonie kalte Füße... und wollen die Hochzeit sogar noch abblasen. Just zu diesem Zeitpunkt wird die gespannt auf das Brautpaar wartende Gästeschar jedoch von urplötzlich auf der Insel einlaufenden Piraten in Geiselhaft genommen. Diese wollen von Darcys Vater Robert (Cheech Marin) eine hohe Geldsumme erpressen. Nun scheinen einzig Darcy und Tom, die sich abseits von den Gästen aufhielten, noch in der Lage zu sein, die bewaffneten Verbrecher aufzuhalten... wenn sie denn nur damit aufhören würden, sich noch ständig in die Haare zu bekommen.

Ganz ehrlich: Ich habe wenig bis nichts erwartet von dieser Actionkomödie, denn nach den teils richtiggehend desaströsen Kritiken dämpfte ich meine Erwartungen auf ein Mindestmaß. Und zu Beginn war ich auch noch bereit, mit den enttäuschten Kritikern mitzugehen. Die ersten zwanzig Minuten, in denen umständlich und ohne frische Gags sowohl das Setting als auch ein ganzer Haufen Figuren eingeführt werden müssen, kommen wahnsinnig bemüht und lau daher. Und auch der Konflikt, mit dem letztendlich die Hochzeit auf die Kippe gestellt werden soll, wirkt so wirr konstruiert, dass man förmlich spürt, wie wenig Mühe sich die Autoren für diese Zweckdienlichkeit machen wollten. Sobald jedoch die ersten Gewehrsalven in die Luft geschossen werden und Darcy und Tom sich mit der prekären Situation vertraut machen konnten, wird der Film spübar besser... und hat mich über die restlichen achtzig Minuten sogar erstaunlich solide unterhalten können.
Natürlich ist das alles vollkommen stumpf - über die aalglatte Figurenzeichnung bis hin zum völlig diffusen Plot und den albernen Actionszenen. Aber es macht auch irgendwie Spaß, auch wenn man all diese Versatzstücke schon aus zahlreichen anderen Filmen kennt. Die einzelnen Actionvehikel sind zwar nicht bravourös inszeniert, bestechen jedoch durch netten Slapstick und ein gekonntes Tempo. Die Dialoge sind nicht wirklich scharfsinnig, haben aber immer wieder ein paar solide Treffer im Gepäck. Und die schrillen Nebenfiguren bekommen zwar als tatenlose Geiseln im Grunde nichts zu tun, haben dafür aber immer wieder ein paar kleine, feine Szenen, die durchaus ein wenig lustig sind. Wie gesagt, nichts Aufsehenerregendes, aber dennoch immer wieder unterhaltsam. Angesprochene Kritikpunkte bezüglich schlechter Computereffekte kann ich zudem auch nicht teilen - die wenigen sichtbaren Greenscreen-Aufnahmen sehen auch nicht schlechter aus als in zahlreichen aktuellen Blockbustern. Außerdem funktioniert die Chemie zwischen einer spielfreudigen Lopez und einem sehr spaßig aufgelegten Josh Duhamel und es gibt in der zweiten Hälfte sogar ein paar kleine Überraschungen bezüglich des ansonsten sehr vorhersehbaren und klischeehaften Plots.
Ein Gedanke schoss mir während der Sichtung jedoch immer wieder durch den Kopf - ein Gedankenspiel, welches diesen Film noch so viel witziger, böser und überraschender hätte machen können. Da die Macher ganz klar auf einen zumeist harmlosen Streifen abzielten, der eine möglichst niedrige Altersfreigabe bekommen sollte, konnte man sich keine wirklich wahnwitzigen Ideen erlauben. Und das ist schade, denn alleine die Vorstellung einer (gerne auch als wilde Komödie angelegte) FSK-18-Version von dieser Story würde mich ungemein interessieren und hätte neben einem höheren Gewaltgrad auch für einige richtig knackige Actionszenen, fiesere Charaktere und deutlich weniger Klischee-Kitsch sorgen können. Keine Frage, das ist auch in dieser abgemilderten Version (wobei auch hier einige Male recht explosiv gestorben wird) noch sehr unterhaltsam, hebt sich aber keineswegs von ähnlich gearteten Stoffen ab. So liegt die Vermutung nahe, dass in dieser Idee noch ein richtig fieser, kultiger Streifen stecken könnte, der mit etwas mehr Mut durchaus auch das Licht der Welt hätte erblicken können. Stattdessen bekamen wir nun das: Eine temporeiche Actionkomödie, die uns dazu einlädt, das Hirn auszuschalten und sie nach dem Rollen des Abspanns recht flott wieder zu vergessen. Es gibt deutlich Schlimmeres als solche Unterhaltung... aber es hätte auch so viel besser werden können.

Fazit: "Shotgun Wedding" hätte mit anderen Produktionsrichtungen das Zeug zu einem schwarzhumorigen Klassiker gehabt. Diese Mainstream-Version ist aber trotzdem temporeich, unterhaltsam und spaßig genug und bietet immer wieder ein paar feine Skurrilitäten, um zumindest kurzweilig zu unterhalten.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se