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Gute und schlechte Traditionen: Filmkritik zu "What's Love Got To Do With It?"

Die preisgekrönte Dokumentarfilmerin Zoe (Lily James) konzentriert sich voll und ganz auf ihre Arbeit. Mit der Liebe möchte es daher bei ihr nicht so recht funktionieren... obwohl ihre Mutter Cath (Emma Thompson) wahrlich alles daran setzt, ihr irgendwie einen passenden Partner zuzuspielen. Als Zoe sich für ihr nächstes Projekt die Thematik der arrangierten Ehe aussucht, bei der sie ihren Kindheitsfreund Kaz (Shazad Latif) und dessen Familie von dem Finden einer Ehefrau bis hin zur Trauung begleiten will, scheint dies wie eine Ironie. Nicht nur besitzt Zoe deutliche Vorurteile bei dieser Art der Eheschließung, sondern wird während ihrer Arbeit auch mit der eigenen Schwierigkeit konfrontiert, sich irgendwie auf nähere Beziehungen einzulassen...

Zugegeben: Auch ich dachte bei dem Begriff "arrangierte Ehe" lange Zeit an eine überholte und von meinen Werten weit entfernte Form der Eheschließung, welche ich direkt mit Worten wie "Zwang" in Verbindung brachte. Diese kleine RomCom aus dem Jahr 2023 ist recht hilfreich dabei, solcherlei Vorurteile aus dem Weg zu räumen und einen frischeren Blick auf diese kulturelle Form der Ehe zu werfen, ohne sie dabei zu glorifizieren. Der Film von Regisseur Shekhar Kapur erzählt gleich von mehreren Wegen, um eine romantische Beziehung einzugehen und zeigt uns in allen von ihnen Vor- und Nachteile auf. Natürlich geht nicht jede arrangierte Ehe automatisch gut aus... aber wer sagt denn, dass sie auch alle gleich von negativen Emotionen begleitet werden müssen? Alles hat seine positiven und negativen Seiten, vollkommen gleich ob wir dabei von Dating-Apps, monogamen Beziehungen oder eben arrangierten Ehen reden. Und ohne dabei eine klare Seite einzunehmen oder dem Publikum ein Richtig oder Falsch vor dem Kopf zu werfen, ermöglicht uns Kapur einen stimmigen Blick in eben diese Richtungen... und das ist über weite Strecken unterhaltsam.
Darüber hinaus, und um auch den Mainstream abzuholen, möchte man aber natürlich auch noch eine recht formelhafte Liebesgeschichte erzählen und hierbei hakt der Film dann doch nur die traditionellen Markpunkte des Genres ab, ohne wirklich einen eigenen Stempel zu entwickeln. Die Geschichte einer jungen Frau, die zwar schon ganz gerne einen Mann in ihrem Leben hätte, aber verständlicherweise viel zu zornig ist, weil alle um sie herum sie mit eben diesem "Ziel" viel zu arg unter Druck setzen, wird zwar angenehm im Zeitgeist erzählt, hält aber auch keine Überraschungen bereit. Auch dass Zoe zwar als starke Frauenfigur vorgestellt wird, die sich ganz bewusst gegen einen Mann in ihrem Leben entscheidet, dann aber dennoch von zahlreichen anderen Figuren im Film auf die Schiene geschoben werden muss, dass solcherlei männliche Begleitung eben doch gut sein kann, wirkt ein wenig zwiespältig. Immerhin sind "Deine Juliet"-Star Lily James und Shazad Latif in den zentralen Rollen jedoch durchweg überzeugend, wobei sie so locker miteinander umgehen und ihre Dialogzeilen so spielerisch abfeuern, dass man ihnen die langjährige Freundschaft praktisch sofort abkauft.
Ein wenig enttäuschend, obwohl so wichtig für den Plot-Motor des Films, ist auch Zoes Arbeit. So gut Lily James' Performance auch sein mag (auch wenn man sie sicherlich schon energetischer gesehen hat), so kaufte ich ihr ihre Position als preisgekrönte (!) Dokumentarfilmerin niemals ab. In den meisten Momenten wirkte sie wie eine etwas unsichere Frau, die spontan einfach mal ihre Kamera draufhält, doch wie der Dreh eines wichtigen Dokumentarstreifens, der nach ihrem großen Erfolg nachfolgen soll, sah das hier nie aus. Das ist auch etwas kritisch für einige emotionale Wendungen des Films, die über diese Dokumentation erzählt werden sollen: Da man nie wirklich glaubt, dass Zoe eigentlich weiß, was sie da tut, wirken manche Schritte, die sie urplötzlich bewusst unternimmt, ziemlich weit hergeholt. Das Gefühl, dabei einer Künstlerin über die Schulter zu schauen, kann "Whats Love Got To Do With It" niemals übertragen. So wirkt das Szenario schon durchweg gekünstelt, was bei einem solchen Hintergrund natürlich nicht sein sollte und klar zeigt, dass den Machern die Liebesgeschichten und das Kuddelmuddel rund um Beziehungen und Ehen wesentlich wichtiger war. Dieser Punkt mag einige Zuschauer*innen weniger stören als mich, doch hat es mich immer wieder aus dem Film herausgezogen, da es die Glaubwürdigkeit in meinem Fall deutlich beeinflusst hat.

Fazit: Diese einigermaßen charmante RomCom findet gelenke Wege, um verschiedene Beziehungs- und Ehentypen humoristisch und emotional abzuwägen und trotzdem keinerlei Urteile über sie abzugeben. Die weibliche Hauptfigur wirkt darin wesentlich weniger gelenk geschrieben und sorgt für einige dramaturgische Ungereimtheiten.

Note: 3-



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