Direkt zum Hauptbereich

Wie The Last Of Us... mit Dinos: Filmkritik zu "65"

Um die Behandlung seiner todkranken Tochter Nevine (Chloe Coleman) bezahlen zu können, erklärt sich der Astronaut Mills (Adam Driver) vom Planeten Somaris zu einer zweijährigen Mission im All bereit. Dabei kommt es jedoch zu einem verheerenden Zwischenfall, als sein Raumschiff mit einem Meteoritengürtel kollidiert und auf einem ihm fremden Planeten notlanden muss. Neben ihm überlebt einzig das kleine Mädchen Koa (Ariana Greenblatt) den Crash - gemeinsam versuchen sie, zu einem fünfzehn Kilometer entfernten Notshuttle zu gelangen. Dieser Weg ist jedoch gepflastert mit mehr als gefräßigen Gefahren, denn tatsächlich sind Mills und Koa auf der Erde gestrandet... 65 Millionen Jahre vor der menschlichen Zivilisation, zu einer Zeit, als noch die Dinosaurier auf dem Planeten umherstreiften.

Die Idee ist originell - angesichts eines originalen Blockbusters, der keine Fortsetzung, kein Reboot oder etwas ähnliches darstellt oder auf bereits bestehendem Material basiert, schon eine ordentliche Überraschung. Mit weiteren Überraschungen kann "65" darüber hinaus aber nicht wirklich aufwarten, denn die Geschichte gestaltet sich in der knackigen Laufzeit von nur rund 90 Minuten sehr simpel. Tatsächlich erinnert das bisweilen an alte Videospiel-Dramaturgien, wobei die beiden Protagonisten im Grunde nur von einer Dinosaurier-Gefahr in die nächste schlittern. Da trifft es sich gut, dass der zwangsläufigen Beziehung zwischen dem wortkargen Piloten und dem schutzbedürftigen Mädchen noch erstaunlich viel Zeit eingeräumt wird. Trotz der Sprachbarriere, die zwischen den beiden besteht, erinnert das frappierend an die Konstellation des Videospiel-Hits "The Last Of Us", ohne ansatzweise so weit in die Tiefe zu gehen. Es besteht jedoch genug Raum für einige rührende Momente und leisen Humor, da Adam Driver und Ariana Greenblatt in den Hauptrollen sehr glaubwürdig miteinander agieren.
Ohne diese Beziehung der Charaktere untereinander hätte "65" ansonsten aber auch ein dramaturgisches Riesenproblem gehabt, denn darüber hinaus erzählt der Film praktisch nichts weiter als die Geschichte eines gnadenlosen Überlebenskampfes. Und dieser nutzt sich, da die verschiedenen Attacken von diversen Urzeitkreaturen nicht unbedingt abwechslungsreich gestaltet sind, sogar schon nach anderthalb Stunden ein wenig ab, weswegen man froh sein kann, immerhin an die sympathischen Figuren gebunden zu werden. Herausstechen tut unter den zahlreichen Actionszenen einzig und allein das Finale, welches dann doch noch ein wenig Krachbumm bietet. Zuvor können die Macher rund die Regisseure Scott Beck und Bryan Woods zwar einige solide Spannungsspitzen etablieren, wenn sie einige getarnte Dinosaurier recht clever ins Bild integrieren, sodass man sie nicht sofort entdeckt. Letztendlich verlassen sie sich aber doch nur auf altbekannte Spitzen wie vorhersehbare Jumpscares und stumpfem Laserkanonen-Geballer gegen kreischende Urzeitviecher. Das ist dann aufgrund der eher mauen visuellen Effekte höchstens durchschnittlich aufregend.
Wirklich langweilig wird es aber auch nie, denn dafür haben die Autoren den beiden Hauptfiguren gleich mehrere tickende Uhren auferlegt. Tatsächlich sind sie gleich in mehrfacher Weise zur ganz falschen Zeit am ganz falschen Ort gelandet, was die Glaubwürdigkeit auch innerhalb einer solchen Science-Fiction-Story zwar arg strapaziert, aber immerhin auch für einige spannende Wettläufe gegen die Zeit sorgt. Für weitere Hintergründe interessiert sich der Film, abseits der recht dramatischen und bisweilen etwas kitschigen Background-Story von Hauptheld Mills, aber nicht - wer diese frühe Zivilisation denn nun ist und was es mit der Raumfahrt und den Technologien auf sich hat, wird nicht weiter erklärt und muss es angesichts der Struktur der Geschichte auch nicht. Etwas mehr Futter auf den Knochen hätte hier zwar ganz gut getan, aber man muss schließlich auch nicht gleich aus jedem Action-Blockbuster ein ganzes Sci-Fi-Epos backen. So ist das hier ziemlich simpel, bisweilen dafür auch effektiv, ohne aber einen tieferen Eindruck zu hinterlassen. Angesichts der originellen Grundidee durchaus annehmbar... aber es wäre sicherlich auch noch deutlich mehr drin gewesen, wenn man die Geschichte ein wenig hätte ausschmücken dürfen und sich nicht nur auf den marginalen Survival-Aspekt verlassen hätte.

Fazit: Die Geschichte ist wahnsinnig simpel und deswegen zumindest manchmal effektiv. Die eingeflochtene Story über zwei zwangsläufig zusammenhaltende Figuren kann aber nur marginal darüber hinwegtäuschen, dass "65" inszenatorisch und dramaturgisch viel zu wenig aus der originellen Ausgangsidee macht.

Note: 3-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid