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Netflix unterbietet sich wieder mal selbst: Filmkritik zu "The Out-Laws"

Owen Browning (Adam DeVine) ist rundum glücklich: Er hat einen sicheren Job als Bankangestellter, wo er sogar für die Sicherheit verantwortlich ist und zudem naht die Hochzeit mit seiner geliebten Freundin Parker McDermott (Nina Dobrev). Für dieses Fest haben sich nun auch Parkers Eltern Billy (Pierce Brosnan) und Lilly (Ellen Barkin) angekündigt, die eigentlich am anderen Ende der Welt leben. Owen wird sie somit zum ersten Mal treffen... doch schon das erste Aufeinandertreffen läuft nicht so richtig gut. Als dann auch noch Owens Bank überfallen wird und dieser den Verdacht hat, dass seine Schwiegereltern hinter dem Überfall stecken könnten, droht die Situation zu eskalieren. Und dann heftet sich auch noch der eiskalte Agent Roger Oldham (Michael Rooker) an seine Fersen! 

Adam DeVine ist grundsätzlich immer nervig, zumindest nach meiner bescheidenen Meinung. Ob nun als Sidekick in den "Pitch Perfect"-Filmen oder als furchtbarer Hauptdarsteller in tumben Komödien wie "Mike and Dave need Wedding Dates"... DeVine spielt stets den gleichen Typen auf die gleiche, nervige und drastisch überzogene Art und Weise. Dass er dies nun auch in dem neuen Netflix-Original tut, ist dementsprechend keine Überraschung und man weiß dementsprechend auch, worauf man sich einlässt: DeVine grimassiert wild, kreischt jeden zweiten Satz, brüllt und sabbert und kalauert, was das Zeug hält. Und das ist schon nach zwei Minuten wahnsinnig anstrengend, da von seiner Seite nicht eine Pointe sitzt und stattdessen einfach nur mit dem unlustigen Holzhammer zugeschlagen wird, bis man sich angeekelt abwenden möchte. Ich verstehe immer noch nicht, wieso dieser Kerl immer wieder Hauptrollen im Comedy-Genre erhält, wo es doch so viele andere Schauspieler ähnlichen Kalibers gibt, die lustiger, charmanter und talentierter agieren.
Die Qualität der Gags passt sich dann auch an den Hauptdarsteller an. Ungefähr siebzig bis achtzig Prozent beziehen sich auf die typischen Ekelwitzchen, die ich nicht mehr sehen mag: Da heult Owen so ekstatisch, dass ihm der Rotz blubbernd aus der Nase läuft (und natürlich reicht er seinem Gegenüber anschließend auch sein benutztes Taschentuch). Es wird gekotzt, gebrüllt und gekreischt, über kleine Penisse, Arschgrabscher und Selbstbefriedigung geredet und gelacht. Dass zwischen all diesem wahnsinnig pubertären und nervigen Rumgekeife zwei, drei Gags tatsächlich landen, scheint eher ein Zufall zu sein. Angesichts der enormen Breitseite der Witze ist es aber nicht verwunderlich, dass zwei davon versehentlich auch mal das Zwerchfell treffen, während man sich beim Rest dann eben doch genervt abwendet. In dieser Form unterbietet Netflix sich tatsächlich selbst und liefert eine Komödie mit einer grundsoliden, sogar recht vielversprechenden Grundidee ab, bei der man sich tatsächlich einige lustige Situationen ausmalen könnte... um diese dann unter widerlichstem Klamauk (inklusive reichlich uncharmanter Späße gegenüber Frauen und übergewichtigen Menschen) zu versenken.
Pierce Brosnan und Ellen Barkin, die man eigentlich aus besseren Filmen kennt, scheint dieses Gekeife dann alsbald auch eher unangenehm zu sein. Sie wirken jedenfalls nie taufrisch, wenn sie diesen geistigen Dünnschiss über die Lippen bringen müssen, welchen die Autoren ihnen in den Mund legen. Offensichtlich schien der Gehaltsscheck aber zu reizvoll, weswegen die beiden Altstars hier nur noch Dienst nach Vorschrift verrichten und in all dem überreizten Herumgeschreie ziemlich fehl am Platze wirken. Der Plan, die beiden Stars als ruhigeren Gegenpol gegenüber dem hyperaktiven Adam DeVine zu platzieren, geht dabei nicht auf, aufgrund mangelnder Spielfreude und furchtbar platter Dialogzeilen seitens Brosnan und Barkin. Letztendlich gibt es dann auch keinen Grund, sich dieses neue Netflix-Debakel anzusehen - abgesehen von ein paar wenigen Actionszenen, wo es immerhin ansehnlich kracht. Doch auch diese muss man sich immer wieder von einigen platten Gags zerschießen zu lassen. Man kann nur hoffen, dass Netflix sich darauf besinnt, solch pubertären Blödsinn zukünftig in den Giftschrank zu stellen... allerdings, so wie wir den Streamingdienst kennen, ist diese Hoffnung wohl vergebens.

Fazit: Netflix hat mit dieser unlustigen, absolut platten Komödie mal wieder bewiesen, dass sie sich auch für den miesesten Müll nicht zu schade sind: Pubertär, eklig, anstrengend und nicht die Bohne spaßig - eine echte Kalauer-Katastrophe, welche die Messlatte für Filme des Streamingriesen noch einmal eine Stufe tiefer hängt.

Note: 5-



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