In dieser Woche habe ich manch eine Lücke in meinem Filmwissen geschlossen und Klassiker nachgeholt, die ich bisher nie gesehen habe. Das führte zu einer recht bunten Ansammlung von Erstsichtungen, die ich euch nun hier vorstellen will - vom modernen Horror-Trash bis zum gigantischen, oscarprämierten Epos.
Die Brücke von Arnheim: Kriegsfilm von Richard Attenborough, mit Sean Connery, Michael Caine, Anthony Hopkins, Robert Redford, James Caan, Hardy Krüger, Maximilian Schell und Gene Hackman
Der enorme Aufwand, mit welchem Richard Attenborough diesen Kriegsfilm aus dem Boden stampfte, ist quasi dauerhaft zu sehen: Alleine schon der Absprung der Soldaten aus unzähligen Flugzeugen hinter den Linien der deutschen Armee ist ein Spektakel, welches gänzlich ohne Spezialeffekte auskommt. Die Kriegsszenen sind grandios inszeniert, zeigen jedoch auch, dass Filme dieser Art schon im Jahr 1977 überholt waren. Die zentrale Mission mag historisch gesehen durchaus spannend sein, wird für dieses Werk jedoch nur als simple Geschichte über Pathos und Heldenmut genutzt. Nichts, was man so auch damals nicht schon zahlreich gesehen hatte. Die wahre Armada an großen Namen (Amerikaner, Briten und Deutsche) können nur kurzzeitig darüber hinwegtäuschen, dass die Charakterzeichnung äußerst dünn ist und selbst die spektakulärsten, handgemachten Kriegsszenen auf Dauer ermüden. Abheben kann sich dieses Werk von diversen Genre-Kollegen daher nicht und ist dramaturgisch so simpel gehalten, dass es nicht in die Klassik der Filmgeschichte eingegangen ist... trotz der Star-Power von Connery, Hackman und Co.
Note: 3-
Die Farbe aus dem All: SciFi-Horror von Richard Stanley, mit Nicolas Cage, Joely Richardson, Madeleine Arthur, Julian Hilliard und Elliot Knight
Nach einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft erschuf Richard Stanley hier einen psychedelischen Horror-Trip, der in jeder Faser unangenehm anmuten soll. Und das tut er über gewisse Strecken auch: Stanley hat ein feines Händchen für atmosphärische Bilder und gewisse Szenenfolgen, die nicht einfach nur gruseln, sondern ein stetes Unwohlsein hervorrufen. Das geringe Budget von nur 12 Millionen Dollar behindert ihn dabei manchmal, da gerade die visuellen Effekte bisweilen arg holprig anmuten - trotzdem holt Stanley, ähnlich wie damals Steven Spielberg mit seinem Kultfilm "Der weiße Hai", noch viel Atmosphäre heraus. Gegen Ende übertreibt er es dann aber: Die Bodyhorror-Elemente machen einem David Cronenberg zwar alle Ehre, werden aber so diffus ausgespielt, dass sie irgendwann nicht mehr richtig zünden wollen. Und auch Nicolas Cage dreht dabei so arg ab, dass er die eigentlich schaurigen Horrormomente durch seine grotesken Grimassen immer wieder in die unfreiwillige Komik abdriften lässt. Am Ende der Geschichte, die zu einem beeindruckenden, aber trotzdem ziemlich wirren Bilderrausch verkommt, war ich dementsprechend etwas leer. Ich habe viel gesehen, aber so richtig weiß ich auch nicht mehr, was das eigentlich war.
Note: 3-
Flashdance: Tanzfilm von Adrian Lyne, mit Jennifer Beals, Michael Nouri, Cynthia Rodes, Lilia Skala und Kyle T. Heffner
"Flashdance" ist Kult - der Film markierte nicht nur den Durchbruch seiner Hauptdarstellerin Jennifer Beals, sondern zog auch etliche Nachahmer-Werke sowie eine erfolgreiche Bühnenadaption nach sich. Aus heutiger Sicht ist die Geschichte allerdings ziemlich dünn - vielleicht sogar noch dünner als die Storys ähnlich gearteter Filme. Die Konflikte zwischen den einseitig geschriebenen Figuren scheinen am Reißbrett entstanden zu sein und mit der Ausnahme von der kraftvollen Performance von Hauptdarstellerin Beals kann hier keiner im Cast wirklich glänzen. Gerade Beals ist es jedoch, die die dramaturgischen Schwächen des Drehbuchs mit ihrer sensiblen Performance ausgleicht. Und die markanten Tanzszenen, untermalt von dem grandiosen Soundtrack, sind auch heute noch zurecht absoluter Kult, wobei das finale Vorsprechen durchaus Gänsehaut verursacht. Und solche Momente machen einen Tanzfilm eben aus... da ist es eigentlich nur halb so wild, dass das Storygerüst, welches diese Szenen verbindet, äußerst mau geraten ist.
Note: 3
Monte Cristo: Abenteuer-Drama von Kevin Reynolds, mit Jim Caviezel, Guy Pearce, Richard Harris, Luis Guzman, Helen McCrory, James Frain, Michael Wincott und Henry Cavill
Diese Verfilmung des zahlreich verfilmten, klassischen Stoffes versuchte, die bekannte Geschichte auf ein zeitgemäßes Terrain zu bringen... und hatte im Jahr 2002 damit durchaus Erfolg. Regisseur Kevin Reynolds nahm sich gegenüber der Romanvorlage und diverser anderer Verfilmungen jedoch auch einige Freiheiten heraus, um die Geschichte dramaturgisch anzupassen. So legte er mehr Wert auf eine sehr ausführliche Einführung der Charaktere und eine deutlich breitere Szenerie im Gefängnis. Das verhilft dem dort auftretenden "Gladiator"-Star Richard Harris in einer seiner letzten Rollen vor seinem Tod zu einigen brillanten Szenen, die seine Figur deutlich ausbauen und deswegen zu den besten des Films gehören. Im weiteren Verlauf musste Reynolds dann deutlich kürzen, um bei einer normalen Spielfilmlänge zu verbleiben, weswegen diese "Monte Cristo"-Version ab der Halbzeit ein wenig abbaut. Die versierte und elegante Regie bleibt dennoch und auch der Cast kann rundum überzeugen - besonders "Iron Man 3"-Bösewicht Guy Pearce als verräterischer Fiesling spielt sich nachhaltig ins Gedächtnis. So ist diese Verfilmung vor allem für jene interessant, die bislang noch nicht mit dem bekannten Stoff in Berührung kamen und somit recht schnell abgeholt werden wollen. Kein großer Wurf, aber kurzweiliges und flott inszeniertes Abenteuerkino mit kernigen Figuren und schönen Bildern.
Note: 3+
Project Wolf Hunting: Horror-Action von Hong-seon Kim, mit Seo In-guk, Dong Yoon-Jang, Jung So-min, Dong-il Sung und Gwi-hwa Choi
Was erst wie eine Art "Con Air" auf hoher See erscheint, wenn zahlreiche Schwerverbrecher auf einem Schiff ausbrechen und die überwachenden Polizisten ausradieren, nimmt später noch einige recht überraschende Wendungen. Das Konzept bleibt aber recht gleich: Allerlei Charaktere rennen durch die düsteren Gänge eines Schiffs und die meisten lassen dabei auf drastischste Art und Weise ihr Leben. Der Gehalt an Kunstblut hält locker mit dem des Splatter-Werks "The Sadness" mit, was immer wieder ziemlich überzogen wird - sogar etwas kräftigere Ohrfeigen führen dabei sofort zu zerquetschten Nasen oder lassen die Geschlagenen gleich mal durch den Raum fliegen. Ebenso wenig ernstnehmen wie die völlig überzeichneten und in Kunstblut schier badenden Splatter-Szenen, die hier genüsslich und mit allerlei Hang zum Ekel ausgespielt werden, sollte man den Plot, denn der nimmt später noch einige Ausflüge in echte Trash-Gefilde. Das ist immerhin aber oft genug mit einem blutigen Augenzwinkern erzählt und zeigt daher, dass die Macher dieses Gemetzel auch nicht wirklich ernstmeinen. Eine ansatzweise packende Dramaturgie und interessantere Figuren wären darin aber trotzdem nicht verkehrt gewesen, denn auch die härteste Schlachtplatte verliert irgendwann ihren Reiz, wenn da nichts ist, was das Blutvergießen irgendwie noch ausgleicht.
Note: 4
Mel Brooks' Spaceballs: Science-Fiction-Parodie von Mel Brooks, mit Bill Pullman, John Candy, Rick Moranis, Dick Van Patten, Michael Winslow und John Hurt
"Spaceballs" ist eine durchaus charmante Parodie auf den damaligen "Star Wars"-Hype - dabei ist er keine stumpfe Verarsche der erfolgreichen Filmreihe, sondern zeigt eindeutig, dass man sich vor diesen Werken ebenfalls verbeugt und sie zu schätzen weiß. Wie für eine solche Parodie übrig, gibt es cleveren Wortwitz ebenso wie stumpfen Slapstick. Ob man darüber dann lachen mag, hängt natürlich ganz klar vom eigenen Humorverständnis ab: Ich habe viele Gags gesehen, die mir nicht einmal ein müdes Grinsen abgerungen haben, da sie mir oftmals doch zu bemüht wirken. Zeitgleich gab es immer wieder aber auch einige richtig nette Witzchen und der Cast ist bemerkenswert gut aufgelegt. Zudem sprüht der Charme von Mel Brooks aus jeder Pore dieses Films und macht ihn deswegen auch heute noch recht sehenswert. Eine Fortsetzung zu dem Kultwerk kam trotz der großen Fanbase bis heute nie zustande und da mittlerweile weite Teile des Casts entweder verstorben oder im Ruhestand sind, ist mit einem Sequel wohl auch nicht mehr zu rechnen.
Note: 3
Die zehn Gebote (1956): Bibel-Epos von Cecil B. DeMille, mit Charlton Heston, Yul Brynner, Anne Baxter, Edward G. Robinson, Yvonne De Carlo, Debra Paget und Martha Scott
Im Jahr 1956 war Cecil B. DeMille's Remake seines eigenen Stummfilms "Die zehn Gebote" eine der größten Filmproduktionen ihrer Zeit - mit erheblichem Aufwand brachte er die Geschichte von Moses und Rameses in einem gigantischen Epos von 220 Minuten Laufzeit auf die Leinwand. Spektakuläre Bauten, riesige Sets und zur damaligen Zeit absolut bahnbrechende Spezialeffekte markierten einen wichtigen Punkt in der Kinogeschichte. Aus heutiger Sicht wirkt dieser Film mit seinen aufgeblasenen Dialogen und dem großen Schauspiel, bei welchem pathetische Sätze in größtmöglicher Stärke vorgetragen werden müssen, natürlich sehr kitschig. Die Sehgewohnheiten sind mittlerweile andere und wer mit den Geschichten der Bibel nichts anfangen kann, findet hier mehr als genug Angriffspunkte. Eine Zeitreise in ein anderes Hollywood, welches damals gern dem Spektakel fröhnte und immer wieder neue Superlative fand, lässt sich hiermit allerdings begehen - voller Pathos und Theaterschauspiel, ohne Subtilität, aber mit allerlei markanten Momenten. Zur damaligen Zeit absolut wegweisend.
Note: 3
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