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Diesmal läufts runder: Filmkritik zu "Die Känguru-Verschwörung"

Das Känguru lässt mal wieder kein Fettnäpfchen aus. Diesmal sorgt es sogar dafür, dass das langersehnte Date zwischen seinem Kumpel und Mitbewohner Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) und seinem Schwarm Maria (Rosalie Thomass) platzt. Letztere möchte Marc-Uwe noch eine letzte Chance geben, doch dafür muss er etwas tun: Marias Mutter Lisbeth Schlabotnik (Petra Kleinert) ist zu einer Klimaleugnerin geworden und soll von Marc-Uwe und dem Känguru doch bitte wieder ins wahre Leben zurückgeholt werden. Eine scheinbar unlösbare Aufgabe, nach dessen erfolgreicher Bewältigung jedoch ein zweites Date mit Maria für Marc-Uwe sowie eine Spielekonsole für das Känguru warten würden. Deswegen macht sich das ungleiche Duo auf den Weg zu einem Vortrag von Querdenkern und Co., um dort mal richtig Gift zu verspritzen...

Die erste Verfilmung des Känguru-Phänomens hatte damals so einige qualitative Probleme - besonders störend war damals der Versuch, eine richtige Geschichte aufzubauen, welche den in den Hörbüchern sonst eher auf Einzelepisoden fußenden Storys nicht unbedingt gerecht wurde und welche zudem auch noch viel zu klamaukig aufgebaut war. Genau diesen Kritikpunkt merzt man nun aus, in dem man die zentrale Mission der beiden Hauptfiguren weitestgehend zu einem Hintergrundwummern verdammt und diese dazu nutzt, um Marc-Uwe und das Känguru von einer skurrillen Situation in die nächste zu schicken. Und das kommt der Seele der Buchvorlagen dann auch deutlich näher als es der erste Kinofilm vermochte und macht deswegen über weite Strecken viel Spaß. Natürlich liegt einer solchen Episodenhaftigkeit zugrunde, dass manche Szenen lustiger sind als andere - von albernen Kalauern und arg bemühten Floskeln bis hin zu sympathischem Slapstick und einigen richtig cleveren Dialogen wird hier diesmal wirklich alles abgedeckt.
Bis zu einem überzogenen, viel zu langen und letztlich auch zu albernen Finale, welches dann doch arg zu viel des Guten ist, zieht man sich aber mehr als achtsam aus der Affäre. Dem Zeitgeist angepasst hat man sich hier mit Klimaleugnern und Querdenkern ein neues Feindbild ausgesucht, welches natürlich ein mehr als leichtes Opfer darstellt. Das macht den Kampf gegen diese hirnlosen und sich mit ihren eigenen Floskeln demontierenden Gestalten aber nicht weniger lustig. Zwar sollte man keine wirklich intelligente Abhandlung des Themas, wie man eine verstrahlte Person, die in den Kaninchenbau gefallen ist, wieder aus diesem herauszieht, erwarten, doch dafür wird munter gegen alles gefeuert, was in den Jahren der Pandemie und des Klimawandels solcherlei Gefahren riskant heruntergespielt oder sogar geleugnet hat. Und das ist oftmals gar nicht mal unintelligent, wenn die Hauptfiguren in einem clever geschriebenen Dialog vorführen, wie schnell sich solche Verschwörungstheorien eigentlich entwickeln und wie dumm das Ganze im Grunde ist, wenn man sich nur mal vorstellt, wie solcherlei entsteht. Umdrehen wird man diese Gestalten so natürlich nicht können, aber der Film hat zumindest einige sehr solide Ansichten und würzt diese mit dem von der Vorlage gewohnten, politischen und reichlich tiefschlagenden Humors.
Da die Geschichte sich nun über weite Strecken auf die beiden Hauptfiguren konzentriert, müssen andere dafür weichen. Dass gerade sympathische Nebenfiguren wie Herta, Friedrich-Wilhelm und Otto Von nun allerhöchstens noch am Rande dabei sind, ist natürlich schade, aber auch dem etwas anders gearteten, dramaturgischen Unterbau geschuldet, der solcherlei Einschnitte nötig macht. Zum Glück wird auch die neu eingeführte Figur des Joe somit eher zu einer Randerscheinung, der in seinen wenigen Szenen bereits wahnsinnig nervig war und so zum Glück nicht Gefahr läuft, den lustigeren Charakteren die nötige Leinwandzeit zu stehlen. Ins Hintertreffen gerät auch die Liebesgeschichte zwischen Marc-Uwe und Maria, wobei diese auch schon im Vorgänger reichlich unglaubwürdig war und im zweiten Teil ebenfalls nicht klarer wird, warum sich der "Kleinkünstler" in diese Frau verschießt, die nicht gerade für ihre Umgänglichkeit bekannt ist. Dafür gibt Benno Fürmann als Ober-Querdenker dem Affen ordentlich Zucker und mit Petra Kleinert ist zudem eine weitere, richtig starke Neueinsteigerin dabei, die nicht nur auf komödiantischer Ebene überzeugt, sondern zudem auch den Plot immer wieder in Gang bringt und dabei für die dramaturgischen Eckpfeiler notwendig ist.

Fazit: Die Episodenhaftigkeit sorgt im zweiten Teil der Känguru-Verfilmungen für wesentlich mehr frechen Witz und rettet auch den Charme der Hörbücher. Dramaturgisch dadurch zwar immer etwas inkonsequent, dafür aber wesentlich lustiger, cleverer und überraschender als der alberne erste Film.

Note: 3



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