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Mission: Impossible - Fallout

Erneut muss ich eine meiner Wertungen kontrollieren: 2015 bewertete ich den vielerleiorts herausragend aufgenommenen fünften Teil der "Mission: Impossible"-Reihe als durchschnittlich - unterhaltsam, aber unter den hohen Erwartungen. Nun habe ich pünktlich für den neuesten Film des Franchise, "Fallout", alle Teile noch einmal gesehen und habe mich von "Rogue Nation" wesentlich besser unterhalten gefühlt. Die Lust für den sechsten Film, sofern sie der grandiose erste Trailer noch nicht entfachen konnte, war also da und im Grunde war ich bereit für ein neues Highlight der Reihe... die Kritiken sorgten bereits für astronomische Erwartungshaltungen. Leider kann "Fallout" diese aber nicht ganz erfüllen.

MISSION: IMPOSSIBLE - FALLOUT


Nachdem sie Solomon Lane (Sean Harris) in London dingfest machen konnten, werden Ethan Hunt (Tom Cruise) und sein Team, bestehend aus Luther Stickell (Ving Rhames) und Benji Dunn (Simon Pegg) nach Deutschland geschickt, um Verbrechern dort waffenfähiges Plutonium abzuringen. Der Deal geht jedoch schief und das Plutonium, welches zum Bau gleich zweier Nuklearsprengköpfe benutzt werden könnte, fällt den Feinden in die Hände. Um das Plutonium zurückzuerhalten, muss Hunt sich nun mit August Walker (Henry Cavill) vom CIA zusammenschließen und ein ungleiches Team bilden, welches es mit einigen der gefährlichsten Verbrecher aufnehmen kann...

Und, ist es nun der beste Teil der Reihe, die ja im Grunde spätestens seit "Mission: Impossible III" nicht mit Highlights geizt? Nein, ist es nicht, er kommt dabei auch nicht in die Nähe der grandiosen Qualität eines "Ghost Protocol" von 2011 beispielsweise. Gründe dafür gibt es so einige, einer davon ist leider auch der Plot, für den sich Christopher McQuarrie (zum ersten Mal in der Geschichte des Franchise darf ein Regisseur zum zweiten Mal ran, bislang wurde immer munter gewechselt) und sein Team entschieden haben. Sicher, ausgereifte Geschichten bot die Reihe noch nie, sondern nutzte das ständige Weltenretten lieber für eine Ansammlung halsbrecherischer Szenen, gewitzter Comedy und die Zusammenbringung herrlich sympathischer Charaktere. 
Das ist auch im sechsten Film nicht anders, weswegen man sich zurecht fragen darf, warum man gerade in diesem Anlauf den Plot auf sage und schreibe 147 Minuten aufplustern musste... mit Verlaub, das ist die Laufzeit eines Blockbusters wie "Avengers: Infinity War", der etliche Handlungsstränge und Charaktere unter einen Hut bringen muss, für einen geradlinigen Action-Thriller wie diesen ist das aber durchaus etwas zu viel des Guten und das spürt dann man gerade in der ersten Hälfte ab und zu. Einige Längen, durch die die Handlung sich etwas wirr und umständlich entfaltet und etliche Schauplatzwechsel vollführen muss, bis sie mal weiß, wo sie eigentlich hin möchte, werden dafür aber schon früh von einigen herausragenden Momenten aufgelockert - so gehört zum Beispiel eine herausragend choreographierte Kampfsequenz in der Toilette eines französischen Clubs zu einem der vielen Highlights. 
Mit dem weiteren Verlauf werden solcherlei grandiose Actionszenen natürlich nicht weniger und man kann den Machern zumindest nicht vorwerfen, dass sie in den 147 Minuten nicht genügend Futter bieten würden: Eine rasante Verfolgungsjagd per LKW und Motorrad durch die Innenstadt von Paris ist dabei mindestens ebenso spektakulär wie Tom Cruise, der erneut rennt, hetzt und springt, als gäbe es keine Zukunft mehr... diesmal vollführt er die grandiosesten Stunts, unter anderem auch den, bei dem er sich den Knöchel brach (der Take ist tatsächlich im fertigen Film zu sehen), in London. Pünktlich zum großen Finale geht es dann auch wieder gegen eine tickende Uhr zu gange... und wie die Macher einen Countdown auf beinahe das doppelte der eigentlichen zeit ausweiten, ihr herausragendes Finale immer höher und weiter spannen und eine Hochspannung bieten, die das Actiongenre auf solch intensive, gewitzte und bildgewaltige Weise nur noch selten aufliefert, das ist einfach nur ganz großes Kino. 
Nein, das ist schon alles sehr unterhaltsam und Tom Cruise hält dieses Schaulaufen verschiedener Locations und Action-Pieces mit seiner energiegeladenen Performance mal wieder zusammen - man sieht, dass er hundert Prozent gibt und das spürt man auch, weswegen sich ein "Mission: Impossible" wesentlich echter anfühlt als alle Bruce-Willis-Streifen der letzten zehn Jahre ("Looper" vielleicht ausgenommen). Neben ihm hat dann Henry "Superman" Cavill als undurchsichtiger und hünenhafter Neuzugang noch die besten Momente, die bekannten Gesichter, darunter Simon Pegg, Ving Rhames und "Greatest Showman"-Star Rebecca Ferguson, fahren indes aber mit gebremstem Schaum, da ihre Rollen doch etwas überschaubarer ausfallen. Das gilt auch für den wesentlich spärlicher eingesetzten Humor und auch für das Herz, denn so richtig emotional wird es diesmal auch nicht, was eben an dem etwas schwachen Plot liegen dürfte, der zwar nahtlos an "Rogue Nation" anknüpft, aber nicht richtig zu fesseln weiß.

Fazit: Auch "Fallout" bietet einmal mehr einige der herausragendsten und spannendsten Actionszenen des Kinojahres, einen energiegeladenen Tom Cruise und viel Futter für die Augen. Der spärliche Plot hält bei einer etwas unnötigen Überlänge aber nicht immer Schritt.

Note: 3+




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