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Edge of Tomorrow

Tom Cruise ist wohl einer der, wenn nicht sogar der unbeliebteste Schauspieler auf diesem Planeten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich einer der wenigen bin, welche noch zwischen dem Privatleben und dem Talent der heutigen Mimen unterscheiden können, denn bei dem Ansehen eines Films grenze ich diese beiden Tatsachen strikt voneinander ab. Ich muss ja nicht mögen, was Herr Cruise in seiner Freizeit und vor allem in seinen religiösen Machenschaften treibt (und tue dies auch nicht), aber dass er ein hervorragender Schauspieler ist, den ich in seinen Filmen immer gerne sehe, kann dies nicht trüben. So auch nicht in dem in diesem Sommer erschienenen "Edge of Tomorrow"...

EDGE OF TOMORROW

Die Welt steht am Abgrund, als unbesiegbar scheinende Aliens in Europa einfallen und sich nach und nach gegen das in Kampfanzügen kriegende Militär durchsetzen. Major Bill Cage (Tom Cruise) soll ebenfalls an die Front gehen, muss dazu sogar gezwungen werden, doch da er kaum militärische Fähigkeiten besitzt, ist er trotz seines Kampfanzuges nach wenigen Minuten an dem belagerten Strand bereits tot. Seltsam ist nur, dass Cage an genau dem selben Militärlager aufwacht, wo er zuvor abgeladen wurde. Offensichtlich befindet er sich in einer Zeitschleife, welche ihn stets nach seinem Ableben immer und immer wieder den selben Tag erleben lässt. Als er schließlich die erfahrene Kämpferin Rita Vrataski (Emily Blunt) aufsuchen und ihr die Lage erklären kann, scheint es doch einen kleinen Funken Hoffnung für die Menschheit zu geben...

Es gibt wenig, was ich an "Edge of Tomorrow" aussetzen kann. Die Geschichte ist einigermaßen spannend, wenn auch der Clou eines a la "Und täglich grüßt das Murmeltier" in einer Zeitschleife feststeckenden Mannes heute nicht mehr neu ist. Die Schauspieler verrichten allesamt solide Arbeit, die Effekte sind hervorragend, die Actionszenen haben ordentlich Wumms und können die Übersicht über das bildgewaltige Geschehen wahren und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Trotzdem fehlte mir der Funke, der das ganze Ding wirklich erinnerungswürdig macht. Das ist alles nett gemacht, kann bis auf einige kurze Längen unterhalten und teilweise sogar zum Mitfiebern anregen. Aber dennoch bleibt das große Staunen aus, da uns die Geschichte keine wirklichen Wendungen präsentiert, linear bis zum Finale vorprescht und dabei nicht einen Moment besitzt, den wir so nicht kommen sehen. "Edge of Tomorrow" ist vorhersehbar und somit leider nur ein Teil der Masse, der höchstens durch seine schöne Grundidee als Aufhänger heraussticht. Es ist auch schwer, genau zu sagen, woran dies liegt. Vielleicht einfach an einer Übersättigung durch Alieninvasionsfilme oder Menschen in gigantischen Kampfanzügen, die ordentlich austeilen. Oder an der mangelhaften Charakterisierung der flachen Figuren, weshalb willkommene Tiefe so von Anfang an ausgeschlossen ist. Oder an den zu seltenen Ruhepausen, welche dazu führen, dass "Edge of Tomorrow" schon bald zu einem Action-Overkill wird, an dem man sich schnell sattgesehen hat. Das sind alles nur marginale Kritikpunkte, welche der soliden Unterhaltung, die man bei dem Ansehen des Films hat, kaum im Wege stehen, aber es ist dennoch schade, da hier viel mehr möglich gewesen wäre. Die überschäumenden Kritikpunkte kann ich nicht nachvollziehen, ein guter Film ist es dennoch. Daher auch eine solide Note für einen soliden Streifen.

Note: 3+


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