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The Amazing Spider-Man

Als nach drei durchaus gelungenen "Spider-Man"-Filmen und der Planung eines vierten Teils plötzlich die Neuigkeit ans Licht kam, die Reihe zu beenden und stattdessen einen Reboot rund um den Netzschwinger zu starten, war ich nicht nur skeptisch, sondern auch vollkommen erwartungslos. Die ganze Geschichte noch mal, obwohl wir uns so sehr an Tobey Maguire gewöhnt hatten? Wer sollte sich das denn ansehen? So hielt ich mich beim Kinostart von "The Amazing Spider-Man" auch fern von den Lichtspielhäusern und sah mir den Film erst einige Monate später an, ohne irgendetwas zu erhoffen. Die Überraschung war groß...

THE AMAZING SPIDER-MAN

Seit er von seinen Eltern verlassen und bei seinem Onkel Ben (Martin Sheen) und seiner Tante May (Sally Field) zurückgelassen wurde, ist Teenager Peter Parker (Andrew Garfield) erpicht darauf, ihr Geheimnis zu lüften. Seine Spur führt ihn zu Doktor Curt Connors (Rhys Ifans), welcher in dem gigantischen Betrieb Oscorp mit Reptilien und Spinnen experimentiert. Bei einem Rundgang durch das Gebäude wird Peter von einer genmanipulierten Spinne gebissen und beginnt auf einmal, unglaubliche Kräfte zu entwickeln. Gerade rechtzeitig, denn Connors' Experiment geht schief und er verwandelt sich in ein reptilienartiges Monster, welches die Stadt angreift. Peter, nun bekannt als Spider-Man, stellt sich ihm entgegen, muss sich dabei jedoch auch mit dem Polizisten Captain Stacey (Denis Leary) herumärgern, welcher den maskierten Rächer am liebsten hinter Gittern sehen möchte... und der zudem auch noch der strenge Vater seiner großen Liebe Gwen (Emma Stone) ist...

Natürlich kennen wir einen Großteil der Geschichte schon. Der Biss der Spinne, das Schicksal des Onkels, die Erlernung der Fähigkeiten... besonders die erste Hälfte des Films hält keine Überraschungen bereit und es lässt sich auch nicht verheelen, dass dies der Original-"Spider-Man" besser machte, nicht weil dies damals alles neu für uns war, sondern auch weil Sam Raimi an diese Einzelszenen mit deutlich mehr Schwung und auch mit mehr Emotionalität an die Sache heranging. Dass diese Kritikpunkte jedoch wenig stören und dass "The Amazing Spider-Man" trotzdem fantastisch funktioniert, liegt zum einen daran, dass der Film zwar die bekannten Wegpunkte abhakt, aber dabei immer offen für Neues ist, Schlüsselszenen mutig abändert und auch die Charaktere anders aufstellt, als wir es zuvor kannten. Der Film ist merklich düsterer als die bunteren Vorgänger, hat dabei aber auch an Humor nichts eingebüßt und bietet weit mehr als nur einen lauteren Lacher. Zurückgesteckt wird dabei in der Action, denn auch wenn die sparsam gestreuten Kampfszenen allein für sich beeindruckend sind, so steckte in der Raimi-Trilogie wesentlich mehr Staunen und auch mehr Rasanz. Dies liegt daran, dass sich Marc Webbs Version zu einem Großteil auf den Mensch Peter Parker, weniger auf den Mann im Anzug konzentriert, sich viel Zeit für die wunderbare Romanze zwischen ihm und Gwen Stacy lässt und auch die privaten Probleme Parkers nicht vom Tisch fegt, sondern sie sanft und bestimmt anfasst. Das dürfte nicht jedem gefallen, ist für das Funktionieren des Films jedoch ungemein wichtig, denn auch wenn es an wirklich kräftiger Emotionalität fehlt, so folgen wir Peter nur gerne, da wir ihn mögen lernen... was natürlich ein besonderer Verdienst von Andrew Garfield ist, denn dieser spielt den Spinnenmann wahrlich herausragend. Mit viel Witz, einier guten Portion Überheblichkeit und einer Menge Sympathie überstrahlt er bisweilen sogar seinen tollen, aber im Vergleich glatteren Vorgänger Maguire. Ihm zur Seite steht eine wie immer brillante, herrlich charmante Emma Stone, ein solider Rhys Ifans und als besonderes Schmankerl die beiden Altstars Sally Field und Martin Sheen, wobei letzterer noch mal besonders heraussticht. Insgesamt rettet sich "The Amazing Spider-Man" trotz eher lascherer, weil größtenteils bekannter Geschichte, sehr gut über die Zeit, was am Humor, der tollen Charakterzeichnung und einigen schönen neuen Ideen liegt, welches unseren Wandkrabbler düsterer und zeitgemäßer darstellt. So möchte ich auch keinen Vergleich zur Raimi-Trilogie stellen, denn trotz Story-Parallelen ist dieser Spidey von grundauf so anders, dass man sie kaum vergleichen kann. Ein sehr guter Film, der einzig durch seine Schwächen im Storytelling und in der zu sparsam eingesetzten Emotionalität verliert.

Note: 2-


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