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Watchmen - Die Wächter

Gefeiert als das wohl beliebteste Comicbuch aller Zeiten (natürlich geschrieben von Genie Alan Moore) waren an die Verfilmung der "Watchmen" ganz besondere Erwartungen gelegt. Wie immer wachen Fans mit Argusaugen auf jede kleine Änderung, weswegen sich Regisseur Zack Snyder nun besonders eng an die Vorlage hält. Daraus entstanden ist ein Film, den Fans und Kenner der Comics lieben werden, welche den großen Rest (einschließlich mich) jedoch ziemlich verloren stehen lässt...

WATCHMEN 

Der "Comedian" (Jeffrey Dean Morgan) wurde ermordet. Dieser gehörte zu Gruppe der "Watchmen", eine Zusammenkunft von Helden in Kostümen, welche im politisch vor die Hunde gegangenen Amerika, regiert von Präsident Nixon, für Ordnung sorgen sollten, dann jedoch zersplittet wurden. Der Mord ruft das noch immer aktive Mitglied Rorschach (Jackie Earle Hayley) auf den Plan, welcher ein Komplott vermutet und dieses aufklären möchte. Bei seinen ehemaligen Mitstreitern Laurie (Malin Akerman), Daniel (Patrick Wilson) und den durch einen experimentellen Unfall zu einem "Übermensch" mutierte Dr. Manhattan (Billy Crudup) stößt er zunächst auf taube Ohren. Doch dann spitzt sich die Situation zu...

Zuallererst muss man sagen, dass "Watchmen" schlicht atemberaubend aussieht. Die Effekte sind eine Wucht, der Comicstil zieht sich unauffällig und nie störend, aber beeindruckend durch den Film, die düsteren Farben schaffen eine einzigartige Atmosphäre und auch die Detailtreue, mit der besonders erinnerungswürdige Figuren wie Rorschach oder Dr. Manhattan auf den Bildschirm gehievt werden, verdient einiges an Lob. Auch der Soundtrack ist erstklassig, die Schauspieler leisten mal solide (Patrick Wilson), mal gute (Malin Akerman) und mal herausragende (Jackie Earle Hayley) Arbeit, am meisten Eindruck macht jedoch Billy Crudup als bläulicher und meist nackter Dr. Manhattan, wobei er wenig Schauspielkunst braucht. Dennoch ist die Figur so faszinierend, dass man sich dem Staunen nicht erwehren kann. Eine Extraerwähnung verdient sich auch noch Jeffrey Dean Morgan, der so herrlich fies und ekelhaft ist, dass man ihn für diese Vorstellung nur loben kann. Leider funktioniert "Watchmen" abgesehen von den Darstellern und der brillanten Optik jedoch kaum. Über 162 Minuten passiert hier viel zu wenig und auch wenn es löblich ist, sämtliche Charaktere durch Rückblenden zu thematisieren, ihnen Raum und Tiefe zu geben und sie interessant zu machen, so ist es für das Tempo, den roten Faden und den Spannungsaufbau dennoch tödlich, wenn sich diese Einführung über gute zwei Drittel des ganzen Werkes schleppt... und auch danach immer wieder spürbar auf die Bremse getreten wird. Oftmals wirkt der Film dabei nur wie ein schwerer Koloss, der angesichts seiner winzigen Geschichte alles mit starken Bildern aufpeppen möchte, möglichst intellektuell wirken will und sich von der Masse abheben will... in seinem Inneren jedoch nichts davon übrig hat und somit eher leer und blass bleibt. Die Actionszenen sind rar gesät und bieten nichts, was wir nicht so schon mal irgendwo gesehen hätten, für Zuschauer, die es also ordentlich krachen sehen wollen, ist "Watchmen" definitiv nichts. Der Film ist eher dialoglastig, lässt sich sehr viel Zeit und schreitet bedächtig voran... bis zu einem enttäuschenden Finale, welches nicht für die vorigen Längen entschädigt. Für Fans ist der Film sicher eine Wonne, da der Comic sehr detailgetreu übertragen wurde, Neulinge dürften sich jedoch schnell verlieren und der Story wenig abgewinnen. Ist eben Geschmackssache und sicher nicht für jeden etwas. Ich jedenfalls konnte "Watchmen" nicht viel abgewinnen, dafür war mir das Ganze zu schwer, zu klischeehaft und auch einfach zu langatmig. Wir reden hier schließlich noch immer von einer Comicverfilmung...

Note: 4+

 

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