Ich habe mich letztens noch einmal an "Dexter" erinnert und daran, wie gut mir diese Serie (trotz späterer, offensichtlicher Schwächen) gefallen hat. Da ich erneut auf der Suche nach einer neuen, guten Serie als Suchtmittel war, beschloss ich daher, mich erneut im Crime- und Polizei-Genre umzusehen und stieß per Amazon Prime Video auf "Bosch", wovon ich im Vorfeld nur Gutes gehört hatte. Also habe ich mir die erste Staffel tatsächlich innerhalb von zwei Tagen angesehen, was an sich ja schon einmal ein gutes Zeichen ist. Mit "Dexter", dem König der Crime-Serien im speziellen Sinne, hält diese Show aber dennoch nicht mit...
BOSCH - STAFFEL 1
LAPD Officer Harry Bosch (Titus Welliver), der in Hollywood arbeitet, muss sich wegen zwei tödlichen Schüssen auf einen Mordverdächtigen vor dem Bezirksgericht verantworten, wobei sein Job auf dem Spiel stehen könnte. Obwohl seine Kollegen und Vorgesetzten ihm während dieser Zeit raten, ruhiger zu treten, lässt Bosch seine Arbeit nicht schleifen... und findet während einer Untersuchung auf einem Hügelgelände die alten Überreste eines offensichtlich ermordeten Kindes. Der Fall lässt Bosch nicht mehr los, weswegen er tiefer in den Mord eintaucht, als es ihm lieber gewesen wäre.
"Bosch" ist eine durchgehend gute Krimiserie, die das Interesse des Zuschauers über zehn gleichbleibend spannende Folgen hochhalten kann. Das Rad erfindet diese Serie keinesfalls neu, streckenweise stört es beinahe, dass man trotz zehn prall gefüllten Episoden im Grunde keinerlei neue Idee aufweisen kann, doch das Altbekannte können die Macher hier tatsächlich sehr unterhaltsam verpacken. Gut, es gibt zwischendrin sicherlich einige Längen und manchmal hätten die doch etwas kargen Untersuchungen und besonders die klischeebehafteten, wenn auch streckenweise sympathischen und interessanten Ausflüge in Boschs Privatleben und in seine Vergangenheit, mit etwas mehr Schwung erzählt werden können. Dennoch freut man sich über jede Minute, die man mit diesem Polizisten, der gerne mal die Regeln zurechtbiegt, um an ein sein Ziel zu gelangen, verbringen kann und nimmt dafür auch gerne ein paar langatmige Momente in Kauf. Diese kann man immerhin mit den durchgehend hübsch komponierten Bildern und einem netten Soundtrack überbrücken, sollte die spannende, aber eben keinesfalls originelle Geschichte sich dann doch mal ein wenig ziehen.
Vergleicht man "Bosch" aber schließlich mit "Dexter", der altbekannte Kriminalfälle in einer packenden, überdeckenden Geschichte lieferte, kann diese sich auf klassische Qualitäten verlassende Cop-Serie dann eben nur verlieren, denn dafür wird einfach nicht genug Aufregendes geboten. Ein Mehr an Action muss zwar nicht verlangt werden, da die messerscharfen Dialoge und die zwischenmenschlich aufregenden Konflikte mindestenns ebenso spannend sind wie die kurzen, knackigen Verfolgungsjagden und Schießereien, in den teils etwas mageren Subplots hätte man dennoch ein wenig mehr Originalität einfließen lassen können.
Auch die Nebenfiguren, die Bosch in seinen Fällen unterstützen oder ihm auch mal im Weg stehen, hinterlassen weniger Eindruck. Denkt man daran, wie "Dexter" neben seiner Hauptfigur grandiose Sidekicks wie Batista, Maskua oder Quinn aufbaute und sie mit passenden, eigenen Geschichten ausstattete, so kommen die Charaktere neben dem Hauptprotagonisten hier tatsächlich nur über eine klischeehafte Randnotiz heraus. Interessant und sympathisch sind sie irgendwie alle, ganz gleich ob wir von Boschs treuem Partner Jerry Edgar, seiner Vorgesetzten Billets oder auch seiner neuen Flamme Julia Brasher reden, dennoch fehlt es ihnen an echten Ecken und Kanten, was dazu führen könnte, dass wir uns noch länger an sie erinnern. Zu oft werden die Figuren nur über die Hauptgeschichte definiert, was sie im schlimmsten Fall belanglos erscheinen lässt.
Das klingt nun strenger, als es eigentlich sein muss, denn insgesamt hat mich "Bosch" gut unterhalten: Es ist sehr gut gespielt, besonders von Titus Welliver in der Hauptrolle, der zuvor durch meine Lieblingsserie "Lost" sowie durch prägnante Nebenrollen in Thrillern wie "Argo" und "The Town" bekannt wurde und auch die Nebendarsteller geben sich keinerlei Blöße. Die Serie bleibt durchgehend spannend, endet in dieser Staffel mit einem Abschluss, der aber als Cliffhanger gleichzeitig auch Lust auf die zweite Season macht und ist handwerklich ebenfalls ausgesprochen gut gelungen. Eine Auswahl für eine gute Serie kann man derzeit also auch schlechter treffen, wesentlich schlechter sogar.
Fazit: "Bosch" ist eine gute Crime-Serie, der es jedoch an Originalität und an zündenden Ideen mangelt. Das Gebotene ist durchgehend spannend und hält bei der Stange, für die Zukunft sollten sich die Macher aber etwas mehr trauen, um nicht irgendwann im Einheitsbrei zu versinken.
Note: 3+
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