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Ring 2

"Ring" aus dem Jahr 2002 ist bis heute eines der wenigen Remakes eines Horrorfilmes, welches eine doch recht große Fanbasis um sich vereinen konnte. Durch den überraschend großen Erfolg musste nach den Gesetzen der Filmwirtschaft auch eine Fortsetzung her, die ebenfalls auf dem japanischen Sequel des Originals beruht. Ich jedoch habe mir diesen Teil bislang gespart, da mir bereits der erste Film, im Gegensatz zu vielen anderen, nicht wirklich lag. Nun habe ich ihn mir doch angesehen, um durch diesen die Entscheidung zu fällen, ob ich mir den neuen Teil der Reihe, "Rings", im Kino ansehen würde... und ich bin noch arg unschlüssig.

RING 2


Die Journalistin Rachel Keller (Naomi Watts) ist mit ihrem Sohn Aidan (David Dorfman) aus ihrer alten Heimat geflohen, um die Ereignisse des schrecklichen Videobandes und dessen Fluchs hinter sich zu lassen. Als es jedoch auch in ihrem neuen Zuhause, der kleinen Vorstadt Astoria, neue Spuren auf eine Rückkehr Samaras gibt, bekommt es Rachel mit der Angst zu tun. Sie geht der Sache nach, muss dabei jedoch auch bemerken, dass sich Aidan mehr als seltsam verhält... und offensichtlich ein Geheimnis vor seiner Mutter verbirgt, welches mit Samara zu tun haben könnte.

Bereits der erste "Ring"-Film aus Amerika wollte mir kaum zusagen, trotz einer effektiven Bildsprache und einer ungemein gruseligen Eröffnungssequenz sprang der Funke bei mir nicht über und ich langweilte mich schneller, als mir lieb war. Deswegen senkte ich auch meine Erwartungen für den zweiten Teil der Reihe, der diesmal eine ganz eigene Geschichte entwickelt und dabei nicht auf der Story des originalen Sequels aus Japan basiert. Eine gute Idee war das offenbar nicht, denn diese Story wirkt hier nun einigermaßen wirr und planlos, was auch für den ganzen Film an sich gilt, denn dieser weiß offenbar nie so richtig, was er eigentlich gerade erreichen möchte. 
Generell ist es löblich, dass man sich nicht bloß auf einer reinen Wiederholung des Plots des ersten Teils ausruht, sondern tatsächlich ganz neue Wege beschreitet. Bezeichnend ist dabei, dass das berühmte Videotape aus dem Vorgänger nur noch zu Beginn eine Rolle spielt... und dann nicht einmal eine sonderlich wichtige. Leider ist diese neue Geschichte, die man sich hier aus den Fingern gesaugt hat, nicht sonderlich gelungen, sondern lässt dabei sogar die wenigen Pluspunkte vermissen, die das Original nicht gut, aber zumindest streckenweise ansehnlich machten. Eine bedrohliche Stimmung, die damals noch durch Rachels unterschiedliche Recherchen aufkam, fehlt hier völlig, da man sich eher darauf konzentriert, die Figuren einer von Beginn an präsenten Bedrohung gegenüberzustellen. Die Charaktere wissen damit jedoch lange Zeit einfach nichts genaues anzufangen, weswegen ein Großteil der Laufzeit darauf verschwendet wird, dass Rachel einfach ziemlich aufgeschmissen ist, nach neuen Informationen sucht und ihren Sohn umsorgt, während das Böse langsam aber sicher stärker wird. 
Dem Zuschauer ist dabei schon viel früher klar, wohin der Hase wohl laufen wird, was der Spannung natürlich nicht sonderlich zuträglich ist und der Geschichte eine unangenehme, banale Vorhersehbarkeit verleiht. Den Machern scheint dies irgendwie auch bewusst gewesen zu sein, denn sie versuchen, eben diese Zuschauer mit einigen visuellen Spielereien immer wieder hinter dem Ofen hervorzulocken, was leider so gut wie nie funktioniert. Teils liegt dies an den erbärmlich miesen Effekten (beispielsweise in der Hirschszene), teilweise auch einfach daran, dass diese Szenen so offensichtlich dazu da sind, um zumindest einige optische und schockende Spielereien zu bieten, dass man diesen Plan viel zu rasch durchschaut. Bis zum enttäuschenden Ende, dessen Wendungen sich dann noch nicht einmal durchgehend mit der Story des Originals vertragen, wodurch das ganze Konzept uneinheitlich und schlecht durchdacht wirkt, langweilt man sich also über weite Strecken. 
Zu Gute halten muss man den Machern jedoch, dass ihnen über weite Strecken erneut eine nette Bildsprache gelingt, wobei einen die eisig blauen, farbentsättigten Bilder doch ab und zu schaudern lassen, stets getragen von Hans Zimmers Soundtrack, der auch dieses Mal wieder sehr ordentlich funktioniert. Auch Naomi Watts ist als Hauptdarstellerin natürlich viel zu gut, um sich auch nur ansatzweise eine Blöße zu geben, während andere bekannte Namen wie "Captain America"-Star Emily VanCamp, Elizabeth Perkins und Simon Baker in mal mehr, mal weniger kleinen Nebenrollen leider fast durchgehend blass und austauschbar bleiben. Am Ende bleibt also nicht viel, sondern bloß der Hinweis, dass auch Fans des ersten Teils mit dieser Fortsetzung vorsichtig bleiben sollten... denn sogar für einen wie mich, der bereits den Vorgänger nicht mochte, ist dieses Sequel als noch ein ganzes Stück schwächer einzustufen.
Fazit: Trotz toller Bilder eine banale Fortsetzung, getragen von einer uninspirierten Handlung, schwachen Schockern und heftigen Längen. Diese "Ring"-Reihe ist bislang selten wirklich gruselig, dafür viel zu oft arg behäbig und langatmig.

Note: 4-




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