Direkt zum Hauptbereich

I Am Legend

Will Smith als alleiniger Hauptdarsteller in einer bedrückenden Hollywood-Produktion, welches Endzeit-Horror und Drama in sich vereint? 2007 konnte sich dies kaum einer vorstellen, war Smith, mal abgesehen von einer Glanz-Performance in dem Drama "Das Streben nach Glück" doch bislang er als Pausenclown aufgefallen, der das Publikum perfekt unterhalten konnte, ansonsten aber, trotz klingelnder Kassen, weniger schauspielerisch auffiel. All diese Zweifler überraschte Smith schließlich mit "I Am Legend", denn seine Darstellung in diesem Werk zählt noch bis heute zu seinen besten...

I AM LEGEND


Drei Jahre ist es her, seit ein schrecklicher Virus den Großteil der Menschheit ausrottete und die wenigen Überlebenden in blutrünstige Monster verwandelte. Seitdem lebt Robert Neville (Will Smith), offensichtlich der einzige noch lebende und immune Mensch, alleine mit seiner Hündin Samantha in New York City. Täglich muss er ums Überleben kämpfen, auf die Jagd gehen und sich der brutalen Mutanten erwehren. Dabei sucht er auch immer wieder nach einem möglichen Heilmittel, bislang scheiterten seine Versuche jedoch. Aber Neville gibt nicht auf und setzt jeden Tag daran, endlich etwas zu erreichen...

Über die ersten zwei Drittel des gut 100 Minuten langen Filmes hinweg entwirft "I Am Legend" ein für einen Mainstream-Blockbuster beeindruckendes Bild einer menschlichen Psyche, die durch Einsamkeit und durch die wohl schrecklichste Extremsituation, die man sich überhaupt vorstellen kann, in Mitleidenschaft gezogen wird. Wie Regisseur Francis Lawrence und sein Team hier aufzeigen, was Robert Neville tun muss, um nicht vollkommen wahnsinnig zu werden, hat Hand und Fuß und ist sehr intensiv in Szene gesetzt. Trotz Langsamkeit, die sogar für einige minimale Längen sorgt, gelingt es ihnen, den Alltag dieses ehemaligen Soldaten, der sich nun alleine und nur in Begleitung seiner treuen Hündin durch die ausgerottete Welt schlagen muss, sowohl stark zu bebildern als auch emotional greifbar zu machen. Ganz besonders gelungen ist dabei die Beziehung zwischen Neville und seiner Hündin, die für einige der schönsten uns ergreifendsten Szenen des Filmes sorgt. 
Auch Will Smith muss dabei natürlich lobend erwähnt werden, denn er muss den Film über weiteste Strecken alleine auf seinen Schultern tragen: Eine Aufgabe, an der auch fähigere Schauspieler bereits gescheitert sind. Smith zeigt jedoch eine herausragende Leistung und kann seiner Figur sowohl emotional nachvollziehbare Grundzüge als auch eine hohe Intensität verleihen. Die alleinige schauspielerische "Herrschaft" über die Geschichte gleitet ihm nie aus den Händen und dabei kann er das Publikum durch eine ergreifende Performance stets fesseln. Sicherlich eine Leistung, zu der man Smith auch neun Jahre nach der Premiere des Films nur gratulieren kann. 
Dennoch machen sich, trotz grandioser Einzelszenen und einer starken, intensiven Grundatmosphäre, auch schon in den wesentlich besseren ersten zwei Dritteln einige Schwächen bemerkbar. Die Schwerwiegendste liegt wohl in den im Zentrum der Handlung stehenden mutierten Menschen begründet, denn diese sollten natürlich für den zwingend notwendigen Suspense sorgen, können diesen aber niemals wirklich wecken. Die durchgehend schlecht animierten Monster wirken selten wirklich bedrohlich und sind aufgrund der mittelmäßigen Tricktechnik (die ansonsten gut ist und nur in den Mutanten-Szenen versagt) nicht wirklich gruselig, gerade in späteren Szenen, wenn man sie gut zu Gesicht bekommt, sind sie ab und zu gar unfreiwillig komisch geraten. 
Da passt es auch nicht wirklich ins Bild, dass am Ende natürlich ein großes Gefecht gegen den Anführer der Mutanten und seine Anhänger ausgefochten werden muss... ein Finale, welches sich schließlich mit Explosionen und billigen Schockeffekten beim Mainstream-Blockbuster anbiedert, was "I Am Legend" trotz einer letztendlich etwas schwächelnden Geschichte zu diesem Zeitpunkt absolut nicht nötig gehabt hätte. Das Ende kommt dann ebenfalls ziemlich fix und bleibt auf emotionaler Ebene eher dürftig, was den zuvor doch allgemein sehr positiven Gesamteindruck doch etwas trübt. Insgesamt ist Will Smiths Einzelperformance dennoch sehr gut gelungen und schwächt nur im letzten Drittel nach einer vorhersehbaren und dennoch nicht wirklich passenden Wendung etwas ab.
Fazit: Will Smith spielt grandios und trägt den Film, der gerade in der ersten Hälfte mit viel Ruhe und tollen Bildern überzeugt, quasi im Alleingang. Erst später fallen eine abfallende Geschichte und zu viel Getöse mit miesen Effekten auf.

Note: 3+






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...