Direkt zum Hauptbereich

Dark Shadows

Ein richtiges Qualitätsmerkmal ist Tim Burton nicht mehr, denn ein Großteil seiner letzten Filme wollte doch nicht mehr so recht zünden. Im Herbst 2016 erschuf er mit "Die Insel der besonderen Kinder" tatsächlich wieder einen wirklich guten Film, zuvor herrschte diesbezüglich aber doch eine überraschend lange Flaute. Einer seiner bittersten Tiefpunkte dürfte die Vampir-Komödie "Dark Shadows" sein, die so gar nicht funktionierte und Burton 2012 in arge Bedrängnis brachte...

DARK SHADOWS


Im Jahr 1775 wird der hochgeborene Barnabas Collins (Johnny Depp) von seiner von ihm abgewiesenen Bediensteten Angelique Bouchard (Eva Green) in einen Vampir verwandelt und schließlich für mehrere Jahrhunderte eingesperrt. Im Jahr 1972 wird er endlich, durch einen reinen Zufall, befreit und sucht sein ehemaliges Heim auf, welches nun seine Nachfahrin Elizabeth Collins (Michelle Pfeiffer) mit ihrer Familie bewohnt. Barnabas beschließt, dem mittlerweile verarmten Familienunternehmen zu einer neuen Höhe zu verhelfen, doch dabei taucht auch Angelique wieder auf, die sich in der Stadt einen Namen gemacht hat und gar nicht damit zufrieden ist, dass ihre ehemalige, große Liebe, welche sie verschmäht hat, nun wieder unter den Lebenden wandelt...

Wie habe ich Tim Burton früher doch verehrt: Mit "Sleepy Hollow", "Sweeney Todd" und den für viele eher enttäuschenden, für mich jedoch durchaus gelungenen "Alice im Wunderland" erschuf der Regisseur, der sich niemals irgendwelchen Konventionen neigen wollte, einige meiner All-Time-Favorites, die ich mir tatsächlich immer wieder gern ansehe. Seit einigen Jahren scheint Burton diese kreative Energie aber etwas verloren zu haben, die Kinosäle füllt er schon länger nicht mehr so selbstverständlich wie früher, was definitiv daran liegen mag, dass die Qualität seiner Filme doch spürbar nachgelassen hat. Besonders merkte man dies dem 2012 erschienenen "Dark Shadows" an, der eine üble Enttäuschung darstellte und nun auch bei meiner zweiten Sichtung nicht funktionieren mag. 
Der Film stellte die damals achte Zusammenarbeit zwischen Burton und seinem Stammschauspieler Johnny Depp dar, von ihrer gemeinsamen Energie ist hier jedoch nur noch sehr wenig zu spüren, was besonders an dem Drehbuch liegen mag, denn dieses ist eine mittelschwere Katastrophe. Eine wirklich zusammenhängende Geschichte ist dabei nur sehr schwer auszumachen, lieber rasen die Macher durch eine größtenteils unlustige und arg gezwungen wirkende Nummernrevue, die Spannung und auch cleveren Witz schnell eingebüßt hat. Nur in wenigen Momenten findet Burton während des wirren und lauen Plots seinen Drive wieder, den er ansonsten über den Rest des Films einbüßt, so sind die Szenen, in denen sich Barnabas Collins im neuen Jahrtausend zwischen Hippies, Sparlampen und Rockmusik zurechtfinden muss, tatsächlich ziemlich witzig und leben auch von der detailreichen Ausstattung, welche die 70er Jahre wirklich hübsch wieder aufleben lassen. 
Auch Johnny Depp passt als in der Zeit zurückgebliebener Vampir ziemlich gut in diese Klamotte hinein und stiehlt seinen namhaften Mitstreitern dabei deutlich die Schau, denn Michelle Pfeiffer und besonders Helena Bonham Carter in einem vollkommen sinnlosen und unnötigen Subplot haben im Grunde so gut wie gar nichts mehr zu tun. Störend fällt diesmal sogar auch Chloe Grace Moretz auf, die mit unpassendem und dementsprechend unlustigen Over Acting die Leinwand auffressen möchte, dabei aber schnell nervt. Seltsam, denn Moretz sehe ich ansonsten wirklich immer gerne. Die einzige, die Depp noch etwas Paroli liefern kann, ist die grandiose Eva Green, die als böse Hexe doch einige starke Szenen hat. 
Gegen die vollkommen aus dem Ruder laufende Geschichte kann sie aber auch nicht anspielen und wirkt da manches Mal recht verloren in einem Wust aus harmlosem Humor, abgemilderter Brutalität und düsterer Fantasy-Action, wobei all diese Aspekte stets unpassend aneinander vorbeilaufen, ohne sich zu ergänzen. Während des sehr zähen letzten Drittels, welches sich schließlich sogar in einen arg konventionellen und dämlichen Action-Showdown verwandelt, verlor ich dann, trotz des Hauptdarstellers und einiger wirklich netter Ideen, das Interesse und quälte mich schließlich bis zum Abspann, ohne noch einmal Freude an dem Film zu finden.
Fazit: Eine maßgeschneiderte Rolle für Johnny Depp, leider besitzt der Film anstatt Biss und Horror nur eine müde Geschichte, die an eine billige Nummernrevue erinnert. Trotz einiger netter Szenen ein mit schwachem Humor und wirrer Action ausgestattetes Fantasy-Märchen. Sicher einer von Tim Burtons schlechtesten Filmen.

Note: 4


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...