Eigentlich wollte ich mir gestern "Fences" ansehen, dessen Trailer mich extrem begeistert hatte, leider hat sich mein heimatliches UCI aber weiterhin daran gewöhnt, "kleinere" Filme zu Uhrzeiten laufen zu lassen, die für mich unter der Woche kaum zu besuchen sind, während die größeren Blockbuster etliche Säle zu mehreren Uhrzeiten abstauben. Das ist zwar schade, aber natürlich auf finanzieller Ebene auch irgendwie verständlich, auch wenn wesentlich interessante Streifen dabei von Anfang an nach unten gespült werden, wo sie sicherlich nicht hingehören. Also ging es anstattdessen in "John Wick 2"... den ich mir auch gleich hätte sparen können.
JOHN WICK: KAPITEL 2
Für John Wick (Keanu Reeves) ist es noch nicht vorbei. Seinen Hund hat er gerächt und auch sein geliebtes Auto befindet sich wieder in seinem Besitz, weswegen Wick nun wirklich an den Ruhestand denkt. Kaum zuhause angekommen erhält er jedoch Besuch von dem mysteriösen Santino D'Antonio (Riccardo Scamarcio), der eine Blutschuld bei Wick einfordert. Wick muss dieser nachgeben und einen neuen Auftrag erfüllen, der ihn erneut ins Milieu der eiskalten Auftragskiller schleust. Doch Santino spielt ein doppeltes Spiel und schon bald ist Wick erneut der Gejagte... und auch derjenige, der sich brutal zur Wehr setzt, um seine eigene Haut zu retten.
Der erste "John Wick"-Film war Anfang 2015 ein ebenso überraschendes wie unterhaltsames Werk, welches es mit Origianlität und Storytelling nicht so genau nahm und anstattdessen aus allen Rohren schoss. Ähnliches durfte man nun auch von der unvermeidlichen Fortsetzung erwarten, war doch klar, dass die Macher nach dem Erfolg des Erstlings nicht viel an dem beliebten Grundkonzept ändern würden. Und nein, größtenteils ist es noch immer das Gleiche, sodass sich Fans des ersten Teils hier schnell heimisch fühlen werden. Die Figuren sind die gleichen, die Ortschaften sind es auch, die Actionszenen sind noch immer so rasant und perfekt durchchoreographiert und letztlich schließt die Story der Fortsetzung sogar ziemlich nahtlos an das Ende des Originals an, sodass das ganze Ding doch ziemlich rund wird.
Die anfängliche Begeisterung nach einem krachenden und mordsunterhaltsamen Intro beginnt jedoch rasch zu schwinden, denn anschließend schalten die Macher erst einmal mehrere Gänge zurück, um ihre Geschichte in Gang zu bringen, was natürlich mit einigem Action-Armut vonstatten geht. Das ist ja an sich kein schlechter Ansatz, denn zwei Stunden Dauerfeuer wären wohl auch für den größten Action-Freund nur schwer zu ertragen. Leider hat man aber auch diesmal wieder keine gute Geschichte im Gepäck, welche das gut fünfzigminütige Gefasel über den Anfang hinweg bis zum Mittelteil irgendwie interessant machen würde. Ein Großteil der schwarzhumorigen Ironie wurde indes eingebüßt, anstattdessen nimmt man das Ganze hier bitterernst. Dass die Story jedoch wirklich ziemlicher Quatsch und die Charaktere nach wie vor blasse Einzeltäter sind, scheint hier niemand bemerkt zu haben, dementsprechend zieht sich "John Wick 2" schon früh wie Kaugummi und kommt auch später nur noch sehr schwer in Schwung.
Dann sehen wir zwar endlich wieder einige furiose, grandios inszenierte Actionszenen, ein hartes Finale (welches klärt, wieso der Film diesmal sogar eine FSK ab 18 Jahren erhalten hat) und dürfen der langerwarteten Reunion von Keanu Reeves und Laurence Fishburne beiwohnen. Beide standen zuletzt für die "Matrix"-Trilogie vor der Kamera, eine der großen Reihen des Sci-Fi-Genres, sodass man der erneuten Zusammenkunft der beiden Stars doch freudig entgegenblickte, Leider teilen die beiden nur wenige Filmminuten zusammen, die dann noch nicht einmal wirklich aufregend ausfallen, was im Übrigen auch für das stark inszenierte, ansonsten aber auch ziemlich klischeehafte und vorhersehbare Finale gilt.
Zuvor hat man einige tolle Ansätze verspüren lassen, versinkt aber immer wieder im Action-Einheitsbrei und schafft es nicht, die Fäden des ersten Teils wirklich zufriedenstellend weiterzuspinnen. Nach einem netten Cliffhanger, der bereits einen dritten Teil ankündigt, ist man zwar irgendwie wieder gefixt, dennoch wird man nie das Gefühl los, dass sich mit diesem Sequel niemand einen großen Gefallen getan hat, mit Ausnahme der Produzenten, die hier wieder ordentlich Geld in die Kassen spülen durften und natürlich Keanu Reeves, der sich erneut als einer der Actionhelden der heutigen Zeit profilieren darf. Der Rest ist, neben drei top inszenierten Shootouts, leider vergessenswert.
Fazit: "John Wick 2" fehlt es an dem Schwung und der krassen Selbstironie, die noch den Vorgänger ausmachte. Die vollkommen blasse Geschichte zieht sich und nur die spärlich gesäten Actionszenen halten das Interesse zumindest in der zweiten Hälfte sporadisch aufrecht.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen