Seit einigen Jahren dreht Robert De Niro scheinbar wie ein besessener und nicht jeder seiner Filme erreicht dabei eine Qualität, die diesem großartigen Schauspieler angemessen ist... streckenweise sind da sogar unnütze Filme wie "Dirty Grandpa" oder auch Kassenflops wie "The Big Wedding" dabei, wobei man immerhin noch froh sein kann, dass ab und zu noch immer Meisterwerke wie "Silver Linings" in seiner Biographie auftauchen. Bei der Masse an Filmen, die De Niro in den letzten Jahren drehte, fallen einige natürlich auch vergessen unter den Tisch... wie der einfühlsame "Everybody's Fine" aus dem Jahr 2009, den ich nun auf Amazon Prime nachholen konnte.
EVERYBODY'S FINE
Nach dem Tod seiner Frau vereinsamt Rentner Frank Goode (Robert De Niro) immer mehr. Als schließlich auch alle vier Kinder das geplante Familientreffen absagen, beschließt Frank, unbedingt gewillt, seine zwei Töchter und seine zwei Söhne zu sehen, selbst loszuziehen und jeden einzelnen in seiner eigenen Heimat zu überraschen. Dies geht jedoch nach hinten los, da keiner von ihnen wirklich Zeit zu haben scheint, Arbeit, Kinder und beruflicher Stress immer wieder dazwischenfunken. So langsam beginnt Frank zu vermuten, dass da etwas vielleicht nicht stimmen könnte und kommt einer unangenehmen Wahrheit auf die Spur...
Regisseur Kirk Jones hat hier ein beachtliches Ensemble um sich versammelt, dem es zu verdanken ist, dass "Everybody's Fine" tatsächlich ein netter Film geworden ist. Wo die Geschichte an sich zu konventionell und vorhersehbar verläuft, im letzten Drittel mit einer unnötigen Traumsequenz und flachem Kitsch sogar viel zu süßlich wird, da erden die talentierten Stars dieses Geschehen immer wieder auf angenehme Weise.
Im Zentrum steht dabei natürlich Robert De Niro, der durch seine sehr leise und zurückhaltende Performance die Sympathien und das Mitgefühl der Zuschauer wecken kann. Wir können seine Reaktionen stets nachvollziehen und mögen seinen Frank Goode gerade durch seine ungebrochene Naivität schon nach wenigen Filmminuten. Besonders auffallend sind dabei seine Eigenarten, auch auf offener Straße stets ein ebenso offener Mensch zu sein, dem in erster Linie erst einmal nichts unangenehm ist. Sein Zwang, nach dem Tod seiner Frau, die immer die erste Ansprechpartnerin für die vier gemeinsamen Kinder war, nun alleine auf ebendiese zuzugehen und sich mit ihren Problemen und Lebensarten auseinanderzusetzen, ist sowohl humorvoll als auch einfühlsam dargestellt und weckt dabei sicherlich auch manch bekannte Situation in den Köpfen der Zuschauer.
Neben De Niro überzeugt besonders Sam Rockwell als dessen Sohn, der als einziger noch keine ganz große Karriere starten konnte und somit Angst hat, dass sein Vater nicht sonderlich stolz auf ihn ist. Die gemeinsamen Szenen der beiden sorgen für einige herrliche Dialoge, ohne dass sich das solide Drehbuch auf Spritzigkeit ausruhen würde, nein, es setzt ganz im Gegenteil auf ruhigen Realismus, was der Geschichte gerade zu diesem Zeitpunkt ungemein gut tut. Neben den beiden überzeugen auch Drew Barrymore und Kate Beckinsale als wesentlich besser im Leben stehende Töchter, wobei besonders Barrymore für einige wichtige und essentielle Szenen notwendig ist und ihren Charakter trotz einiger Klischees stets überzeugend verkörpern kann.
Doch wie gesagt, gegen Ende rutscht all dies in eine recht unpassende Schmalzigkeit ab und kann die bisweilen etwas zu sehr konstruierte Geschichte nicht mehr wirklich gelungen zu einem Ende führen. Zwar gibt es noch eine recht berührende Wendung kurz vor dem Schluss, leider sieht man diese aber doch schon recht früh kommen, weswegen manche Emotion wirkungslos verpufft. Das stört dann, ebenso wie einige kleine Längen in dem ohnehin langsamen, aber niemals wirklich langatmigen Film, weswegen man am Ende dann doch nur eine Note a la "Okay" vergeben möchte. Man fühlt sich zwar irgendwie berührt, aber der ganz große Wurf ist allen Beteiligten damit doch nicht gelungen, dafür ist das Drehbuch dann doch ein wenig zu sehr auf Kalkulation bemüht. Die einzige Ausnahme bleibt De Niro, der eine faszinierende Performance bietet und somit zeigt, dass er trotz einiger fragwürdiger Entscheidungen in seiner Filmographie noch zu den Größten seines Fachs gehört.
Fazit: Robert De Niro glänzt in der Hauptrolle des naiven Vaters, der sich auf eine Reise begibt. Die Geschichte ist dabei etwas zu konventionell geraten und endet im Kitsch, dennoch gibt es auf dem Weg einige schöne Szenen zu bewundern.
Note: 3
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