Nun klemmt sich auch Denzel Washington, sicherlich einer der stärksten Schauspieler seiner Generation, hinter den Regiestuhl: Er verfilmt, natürlich mit sich selbst in der Hauptrolle, ein Theaterstück, bei welchem er selbst 2010 einige Monate auf der Bühne stand und bringt dieses unter dem Originaltitel "Fences" in die Lichtspielhäuser. Die Herkunft aus dem Theater ist dabei durchgehend spürbar, was dem Film ohnehin schon einmal am Mainstream vorbeiführt. Ob der Film aber tatsächlich insgesamt überzeugen kann, lässt sich schwer sagen und wohl nur daran festlegen, was für Erwartungen man an ihn hegt...
FENCES
Pittsburgh, Ende der 50er Jahre: Troy Maxson (Denzel Washington) arbeitet als Müllmann, ist zweifacher Vater und lebt gemeinsam mit seiner Frau Rose (Viola Davis) und dem jüngeren Sohn Cory (Jovan Adepo) in einem Haus. Troy ist sich sicher, dass er gegenüber seiner Familie gewisse Verpflichtungen entgegenbringen muss und nimmt diese sehr ernst, was in einer enorm strengen und kalten Erziehung seiner Kinder gipfelt. Mit der Zeit muss er jedoch erkennen, dass er viel von seinem eigenen Vater in sich trägt und seine Familie nicht für immer so stark kontrollieren kann, wie er es gerne hätte... denn diese verfolgt bereits eigene Ziele für ihr Leben.
Die Kritiker allerorts waren begeistert und auch ich habe mir von "Fences" nach dem intensiven Trailer einiges, fuhr nur meine Erwartungen aus dem Grund hinunter, dass das Inszenieren eines Theaterstückes für die Kinoleinwand bislang nicht immer eine gute Idee war. Und tatsächlich, Regisseur Washington scheint eine solch hohe Achtung vor dem Original-Stück zu haben, dass er dieses scheinbar vollkommen und komplett für seine Kinoversion übernommen hat... obwohl er hier mit einem völlig anderem Medium zugange ist.
So stellt sich, bei einer Lauflänge von 140 Minuten, irgendwann doch eine gewisse Müdigkeit ein, denn der Regisseur vertraut auch hier auf sehr wenige Schauplätze, lässt den größten Teil der Geschichte entweder in der heimischen Küche oder im Hinterhof des Hauses passieren, sodass man sich rein optisch doch irgendwann ein wenig Abwechslung herbeiwünscht und manchmal eben auch ein wenig Tempo, wenn von einer sehr langen (wenn auch intensiven) Dialogszene zur nächsten gesprungen wird. Als Theaterstück funktioniert eine solche Geschichte sicherlich hervorragend, die Sehgewohnheiten im Kino sind aber eben doch noch mal andere, sodass sogar ich (ein was Filme angeht sehr geduldiger und offener Mensch) das ein oder andere Mal etwas unruhig im Kinosessel herumgerutscht bin, wenn im zähen Mittelteil doch einige spürbare Längen auftraten, was vielleicht daran liegt, dass eine fortlaufende Handlung weniger geboten wird als das intensive, teilweise regelrecht schockierende Abbild einer schwarzen Familie in den Fünfziger Jahren.
Für das popcornmampfende Mainstream-Publikum ist das sicherlich nichts, wer aber auch mal auf tiefsinnige Kunst und besonders auf scharfe Dialoge steht, der dürfte mit "Fences" wenig falsch machen, denn obwohl er sicherlich zu lange dauert, man auf das kitschige, letzte Bild hätte verzichten können und man streckenweise doch ein wenig hätte kürzen und abändern müssen, um den Film fürs Medium Kino tauglicher zu machen, habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Die Dialoge besitzen einen gewissen Reiz und wissen immer wieder zu packen, manch eine Metapher, die uns dabei dargeboten wird, ist mehr als nur sinnig und auch die Charaktere werden mit viel Tiefe und Mut angepackt.
Für Schauspieler ist dies natürlich der exzellente Film, um wirklich Talent zu zeigen und gerade Denzel Washington in der Hauptrolle zeigt hier eine seiner besten Leistungen, die er in den letzten Jahren vollbracht hat. Er greift den Hauptpart des Troy Maxson mit einer Selbstverständlichkeit, einer beinahe seelischen Grausamkeit, einer stoischen Arroganz und liefert seine Szenen so abgebrüht, so echt, so glaubwürdig ab, dass man den Blick kaum von ihm abwenden kann. Neben ihm spielt Viola Davis als Troys Ehefrau ebenfalls ganz groß auf, denn wie sie immer wieder leichtfüßig zwischen herrlich ironischer Haltung und zittriger Wut, grausamer Überraschung und strenger, aber fürsorglicher Mutterliebe hin und herwechselt, das ist schlichtweg großartig. Beide führen ein kleines, aber feines Ensemble an und machen "Fences" somit zu einem Schauspielerfilm aller erster Güte, der alleine durch die Leistungen der Akteure doch noch zu einem Erlebnis wird.
Fazit: Grandios gespielt ist "Fences" ein echter Schauspieler-Film, der größtenteils durch seine Dialoge und die Darsteller, die sie darbringen lebt. Darüber hinaus strauchelt das Werk, da es das originale Theaterstück nicht immer passend für das Medium Kino optimieren kann.
Note: 3+
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