Manche Filme, die gerade in den USA zum Ende des Jahres erscheinen, schielen so offensichtlich auf die Oscar-Verleihung, dass es schon bei der Sichtung des Werkes stört. Sie liefern große Themen ab und wollen mit enormen Gefühlen überzeugen, manchmal wirkt dies jedoch so gezwungen, dass die ganz großen Preise dann aber gerade deswegen nicht abgesahnt werden. Dieses Problem hat auch "Unterwegs nach Cold Mountain", der von sieben Nominierungen letztendlich nur einen Oscar mit nach Hause nehmen durfte, vielleicht auch, weil sich alle Beteiligten viel zu sehr bemühten, das perfekte Gefühls-Kino abzuliefern...
UNTERWEGS NACH COLD MOUNTAIN
Die gebildete Pfarrerstochter Ada Monroe (Nicole Kidman) verliebt sich kurz vor dem Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges in den Handwerker Inman (Jude Law). Kurz nachdem sich beide endlich ihre Gefühle gestehen konnten, beginnt der Krieg und Inman wird eingezogen, angespornt von dem Versprechen Adas, dass sie auf ihn warten würde. Nachdem er sich drei Jahre lang den Schrecken des Krieges ausgesetzt hat, beschließt Inman schließlich dem Tod den Rücken zu kehren und in seine Heimat und zu Ada zurückzukehren. Nun gilt er jedoch als Fahnenflüchtiger und wird während des beschwerlichen Rückweges unerbittlich gejagt...
Das größte Problem, welches "Unterwegs nach Cold Mountain" von Regisseur Anthony Minghella mit sich herumträgt, ist ausgerechnet die im Zentrum stehende Liebesgeschichte zwischen Inman und Ada. Diese wirkt im Grunde von vorne bis hinten unglaubwürdig und entwickelt niemals ein richtiges Feuer, da man die große Liebe, die sich hier aufbauen soll, niemals ganz nachvollziehen kann. Wobei das angesichts der sehr verhaltenen Kontaktaufnahmen der beiden, bevor Inman schließlich eingezogen wird, eben auch nicht so einfach ist. Die kleinen Flirt-Gespräche und ein ziemlich flotter, erster (und bis dahin einziger) Kuss zeugen nicht wirklich von einer großen Liebe und dass sich die Ziele beider Protagonisten schließlich nur noch um den jeweils anderen drehen, das kauft man der Geschichte hier nicht wirklich ab.
Vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges lässt sich angesichts der enormen Dramatik aber natürlich immer am besten filmisch schmachten, weswegen man die Macher des Werkes schon verstehen kann, die hier sicherlich großes Romance-Potenzial rochen. Dieses Potenzial ist sicherlich auch da, leider kommt die arg kitschige und selten wirklich echt anmutende Lovestory hier nie wirklich aus dem Quark, was auch daran liegen könnte, dass die (größtenteils getrennt von einander angierenden) beiden Hauptdarsteller nie eine richtige Chemie zueinander aufbauen. Für sich genommen spielen beide auf hohem Niveau, besonders Jude Law glänzt mit einer starken Performance, das große Liebespaar nimmt man beiden jedoch nicht ab, dafür sind ihre Charaktere viel zu sehr auf innerlichen Hochglanz getrimmt und bleiben insgesamt schlicht und einfach zu blass, es fehlt an Ecken und Kanten.
Diese bietet immerhin Renee Zellweger als heimlicher Star des Filmes auf, die als ruppige helfende Hand Adas jede Szene an sich reißt und dafür sogar den Oscar als beste Nebendarstellerin mit nach Hause nehmen durfte. Neben Zellweger, die "Unterwegs nach Cold Mountain" stets beherrscht, wenn sie auftritt, darf man auch noch einige namhafte Gaststars in prägnanten Rollen bewundern, die hier das entscheidende Salz in die Suppe geben und dafür sorgen, dass der Film über weite Strecken doch noch funktioniert: Während seines beschwerlichen Heimweges muss Inman immer neue Gefahren und Hindernisse überwinden und trifft dabei auf die unterschiedlichsten Figuren, die ihm mal freundlich und mal weniger nett geöffnet sind.
Diese Figuren, die mal mehr, mal weniger Leinwandzeit besitzen, werden von einigen der fähigsten Darsteller Hollywoods gespielt und gerade als Filmfan macht es Spaß, immer wieder ein neues, bekanntes Gesicht auf dem Bildschirm zu entdecken. Unter anderem darf man sich dabei auf "Black Swan"-Star Natalie Portman, den großartigen, viel zu früh verstorbenen Philip Seymour Hoffman, einen intriganten Giovanni Ribisi, dem wie immer fantastischen Brendan Gleeson, "Tribute von Panem"-Bösewicht Donald Sutherland sowie Ethan Suplee, Cillian Murphy, Jena Malone und Ray Winstone als grandiosen Antagonisten freuen. Diese Subplots werden die ansonsten doch sehr karge und in der ersten Hälfte zudem auch äußerst zähe und langsam erzählte Liebesgeschichte erheblich auf. Sie retten den Film zwar nicht, der über weite Strecken zu schmalzig und vorhersehbar anmutet, aber immerhin sorgen sie doch für einiges an düsterer, streckenweise aber auch schöner Unterhaltung.
Fazit: Zähes Drama nach bekanntem Strickmuster, in welchem die karge Liebesgeschichte kein Feuer entwickelt. Gelungen ist dafür die großartige Besetzung, die mit etlichen Stars aufwartet und dabei auch interessante Subplots vor dem Hintergrund des Bürgerkrieges liefert.
Note: 3-
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