Robert Rodriguez hat einige unumstößliche Klassiker der Filmgeschichte erschaffen, ein Fan von ihm bin ich (ganz im Gegensatz zu dem eng mit ihm befreundeten Quentin Tarantino) allerdings nie geworden. Seine Filme sind gut gemacht, haben mich jedoch in den seltensten Fällen wirklich angesprochen, was sowohl für den von Kritikern umjubelten "Sin City" als auch den in meinen Augen ziemlich flachen "Irgendwann in Mexiko" gilt. An "From Dusk Till Dawn" hatte ich dennoch besondere Erwartungen, denn dieser gilt in Trash-, Horror- und Splatter-Kreisen als Meisterwerk. Und ja, sogar ich muss sagen, dass er definitiv zu Rodriguez' besten Arbeiten zählt.
FROM DUSK TILL DAWN
Nach einem Banküberfall mit mehreren Toten wollen Gangster Seth Gecko (George Clooney) und sein psychisch gestörter Bruder Richard (Quentin Tarantino) über die Grenze nach Mexiko absetzen. Auf dem Weg gabeln sie die Familie rund um Jacob Fuller (Harvey Keitel) in einem Wohnmobil auf, die ihnen bei der Grenzüberfahrung helfen sollen. Das Vorhaben gelingt und die Gruppe macht bei einer düsteren Truckerbar halt, um dort auf Seths Kontaktmann zu warten. Doch die Bar stellt sich als Höllenpfuhl heraus und schon früh müssen sich die Gangster Rücken an Rücken mit der unschuldigen Familie gegen fiese Vampire zur Wehr setzen...
Robert Rodriguez' Filme halten sich selten an eine wirkliche Norm, die von der Filmgeschichte auf gewisse Art und Weise vorgegeben wird. Allenfalls die familienfreundlichen "Spy Kids"-Filme bleiben in ihren Rahmen, ansonsten gibt Rodriguez in seinen Filmen stets Vollgas und pfeift dabei auf politische Korrektheit oder massentauglichen Mainstream. Dies merkt man auch "From Dusk Till Dawn" aus dem Jahr 1996 an, sicherlich eines der bekanntesten und zugleich beliebtesten Werke von Rodriguez, der auch heute noch gut unterhalten kann... wenn man sich denn auf diese Art Trash einlassen möchte.
Grob unterteilt sich der Film in zwei Hälften, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während der circa ersten fünfzig Minuten entwirft Rodriguez einen knallharten Gangster-Thriller, der ebenso gut auch von (dem hier produzierenden und eine gewichtige Nebenrolle einnehmenden) Quentin Tarantino hätte stammen können: Messerscharfe Dialoge, die cooler kaum sein könnten, markige Oneliner, fähige Schauspieler, Brutalität und eine gewisse Art von Spannung sowie skurille Charaktere rufen solcherlei Erinnerungen einfach ab. Dabei inszeniert Rodriguez diese Art von krankem, oftmals auch sehr schwarzhumorigen Thriller sehr stilsicher... dies bricht er dann aber ab, wenn es zu den berühmten Horrorszenarien in der Trucker-Bar "Titty Twister" kommt.
Hier fällt der Film schließlich endgültig in die Sparte des extrem brutalen, aber dennoch auch sehr spaßigen Trash und hat sich somit sicherlich auch irgendwie zurecht seinen hartnäckigen Kultstatus erarbeitet. Es geht schon ziemlich blutig und heftig zur Sache, sobald die Vampire hier von der Leine gelassen werden, da sich der Film ebenso wie seine dürftige, nur aufs Nötigste beschränkte Geschichte aber niemals wirklich ernstnimmt, ekelt man sich angesichts solcher Übertreibungen dann doch kaum... fiebert allerdings auch nie wirklich mit den Charakteren mit. Obwohl Rodriguez auch hier auf Korrektheit pfeift und innerhalb des Massengemetzels dann auch mal Figuren opfert, die es in "normalen" Horrorfilmen doppelt und dreifach übers Ziel geschafft hätten, wirklich gebannt ist man davon nicht und lässt angesichts der lauten Action und der die Überhand nehmenden Effekte dieses Spektakel letztendlich nur noch über sich ergehen, erfüllt von einigem Gelächter und einigem Staunen über die (für das geringe Budget von nur 19 Millionen Dollar) doch recht gut gelungenen Special Effects.
Natürlich ist das alles ziemlicher Mumpitz, das wussten offenbar auch die Darsteller, denn der einzige, der seiner Figur hier eine gewisse Ernsthaftig- und Bodenständigkeit verleiht, ist Harvey Keitel, während George Clooney, Quentin Tarantino sowie Rodriguez' Stamm-Nebendarsteller Danny Trejo, Cheech Marin (gleich in drei Rollen), Salma Hayek und Tom Savini doch deutlicher chargieren, was dem Spaß-Faktor aber doch zu Gute kommt. Bis zum sehr flotten, aber irgendwie auch genialen Ende feuert dieses groteske Werk also aus allen Rohren, lässt seine Geschichte dabei vollkommen zur Nebensache werden und bedient dadurch einfach die Gore-Fans, die sich berieseln lassen möchten. Das ist sicherlich mutig und trifft nicht jeden Geschmack, hat dafür aber auch etwas Besonderes an sich.
Fazit: Knallige Groteske, die Horror, Thriller und bösen Humor in sich vereint. Stilsicher und ebenso brutal ergötzt sich Robert Rodriguez an seinen skurillen Figuren, pfeift auf Story und Anspruch und gibt konsequent Vollgas, was irgendwie schon ziemlich cool ist.
Note: 3+
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