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Wanted

Comicverfilmungen stehen gerade in der heutigen Zeit sehr hoch im Kurs und spätestens seit der Joker in "The Dark Knight" einen der einflussreichsten Bösewichte mimte und die "Avengers" 2012 sämtliche Einspielrekorde brachen und auch die Kritiker für sich einnehmen konnten, ist die Welle kaum mehr aufzuhalten. So viele gibt es von ihnen, dass man einige kaum mehr in ihrem Genre erkennt, so zum Beispiel der Actionfilm "Wanted", der tatsächlich ebenfalls auf einer sechsteiligen Comicvorlage beruht. Dennoch konzentriert sich dieser hauptsächlich auf krachende Action, weniger bzw. gar nicht auf strahlende Helden.

WANTED

Wesley Gibson (James McAvoy) ist ein Looser und hasst sein Leben... bis er eines Tages durch die undurchsichtige Fox (Angelina Jolie) in eine wilde Schießerei verwickelt und anschließend entführt wird. In einem Lagerhaus erfährt Gibson von dem respekteinflößenden Anzugträger Sloan (Morgan Freeman), dass sein Vater der sogenannten "Bruderschaft" diente, eine Versammlung von Killern, welche versuchen, das Gleichgewicht in einer von Macht beseelten Welt wiederherzustellen... indem sie Attentate auf bestimmte Menschen verüben. Auch Gibson soll die Fähigkeiten, welche seinen Vater zu einem der Besten seines Fachs machten, besitzen und nun in die Bruderschaft eingewiesen werden, mit brutalen und zweifelhaften Methoden...

Brutal und irgendwie zweifelhaft ist dabei auch der Film als Ganzes ausgefallen und auch wenn all dies so "over the top" ist, dass man es wirklich nicht ernstnehmen kann, das ein oder andere Mal zuckt man schon mal getroffen zusammen bei all den Kopfschüssen, Explosionen, Faustschlägen und herumspritzenden Blutfontänen. Abgemildert wurde hier für den Verleih nichts und somit ist "Wanted" auch sicher nichts für Zartbesaitete, denn hier geht es ab und an ziemlich hart zur Sache, auch wenn trashiger Humor das Spektakel immer wieder gekonnt abmildert, mit netten Sprüchen und sogar Slapstick gar einige Lacher hinkriegt. Der Fokus liegt jedoch eindeutig auf der Action und die ausgedehnten Sequenzen, in welchen sich Gibson und Co. durch Feinde schießen, aus einem entgleisenden Zug entkommen wollen oder in einer haarsträubenden Autoverfolgungsjagd rasante Manöver hinlegen, sind definitiv in Sachen Choreographien und Spezialeffekte eine ziemliche Wucht. Das sieht zwar alles recht künstlich aus, hat aber richtig starke Momente und viele so noch nicht gesehene Szenen zu bieten, die einem doch schon mal ein "Wow" entlocken. Der Soundtrack von Danny Elfman untermalt diese Bilder perfekt, die Bildsprache ist gelungen, die Kamera fängt unglaubliche Perspektiven ein... doch dies reicht lange nicht für einen guten Film. Denn auch wenn technisch wirklich alles im Lot ist, gibt es da leider immer noch eine Story, die kaum funktioniert. Wenn Gibson zu Beginn vom Looser zum langsam aufmüpfigeren Tunichtgut wird, dann ist dies alles noch sehr schön gelungen, sobald jedoch eine geheimnisvolle Vorsehung in den Mittelpunkt rückt, Gibson zum Held oder zum Schurken werden muss und uns schwachsinnige und vorhersehbare Wendungen präsentiert werden, verliert "Wanted" nicht nur an Humor, sondern auch an Schwung. Der Film nimmt sich schon bald zu ernst, was einem Todesstoß gleicht bei all dem realitätsfernen Quatsch, den man uns hier vorsetzt. Hier funktioniert dann so einiges nicht, die Charakterentwicklungen sind mau, die Dialoge schmerzhaft, die einzelnen Storyfäden dünn, die Gesamtgeschichte nicht erwähnenswert. Immerhin macht James McAvoy eine grandiose Figur in seiner damals ersten, richtigen Hauptrolle, während Morgan Freeman und Angelina Jolie unterfordert, oft sogar gelangweilt wirken. Das tut alles nicht richtig weh und liefert dank toller Actionszenen auch solide Unterhaltung... aber die schwachbrüstige Story und die mies gezeichneten Charaktere halten dagegen und sorgen so nur für ein zwiespältiges Vergnügen. Zwiespältig und brutal.

Note: 3-



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