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In meinem Himmel

Gute vier Jahre vergingen, bis Peter Jackson, welcher mit der monumentalen "Der Herr der Ringe"-Trilogie und dem zwei Jahre später folgenden "King Kong"-Remake die Kinolandschaft revolutionierte, seinen neuen Film präsentierte. Diesmal ließ er sich also gewaltig Zeit, was annehmen ließ, dass es sich dabei erneut um ein Herzensprojekt handelte... zudem auch noch um eines mit einer sehr sensiblen und schwierigen Thematik. Auch wenn ihm mit "In meinem Himmel" ein überzeugender Film gelungen ist, setzt er dabei leider zu oft auf die falschen Ansätze.

IN MEINEM HIMMEL

Die kleine Susie Salman (Saoirse Ronan) ist vierzehn Jahre alt, als sie dem aus ihrer Nachbarschaft stammenden Serienkiller George Harvey (Stanley Tucci) in die Fänge gerät und ermordet wird. Ihre Leiche ist nicht auffindbar, ihre Eltern Jack (Mark Wahlberg) und Abigail (Rachel Weisz) sind am Boden zerstört, versuchen sich mit eigenen Ermittlungen daran, den Mörder ausfindig zu machen, wobei sie ihre Trauer nicht mehr verkraften können. Doch Susie ist noch nicht ganz fort, anstatt in den Himmel zu fahren, sitzt sie noch in einer Art fantastischer Zwischenwelt fest und kann sehen, was die Hinterbliebenen tun... so auch Mörder Harvey, welcher schon bald, von den Ermittlungen in die Enge getrieben, nach neuen Opfern sucht.

Ein heikles Thema nach einer (von mir nicht gelesenen) Buchvorlage von Alice Sebold, welchem sich Jackson hier angenommen hat und leider ist es offensichtlich, dass er gerade mit den zwischenmenschlichen Tragödien dabei nicht immer etwas anfangen kann. Keine Frage, trotz recht künstlicher Tricks sind die bunten und kitschigen Welten, welche er nach Susies Ableben erschafft, ein Augenschmaus und auch die Thriller-Story, in welcher sich Mörder Harvey zu verstecken versucht, während ihm die Familie Salmon langsam aber sicher auf die Schliche kommt, sorgen für einige starke Herzschlag-Momente. Würde "In meinem Himmel" auch nicht mehr sein wollen als ein knackiger Thriller mit kruden, aber schön gemachten Fantasy-Elementen, der Film würde auf ganzer Linie überzeugen... leider sind da aber auch noch die Menschen, welche die Geschichte bewohnen und denen hier zu wenig Raum gewidmet wird, um wirkliche Emotionen beim Zuschauer zu wecken. Ist man zu Beginn, wenn Susie dem unheimlichen Harvey in die Fänge geht, noch gepackt und erschaudert, so hat Jackson für solcherlei tiefgründige und packende Szenarien nicht mehr viel übrig. Anstatt sich auf die sorgfältige Trauerarbeit der Eltern zu konzentrieren, schwenkt er lieber immer wieder in die actionreicheren und effektlastigen Momente, spült dabei ganze Szenen herunter und gibt auch den Schauspielern wenig Luft zum Atmen. Wo Mark Wahlberg und besonders ein grandioser, kaum wiederzuerkennender Stanley Tucci noch einen starken Eindruck hinterlassen, bleibt Rachel Weisz überraschend im Hintergrund und Susan Sarandons Auftritt fällt regelrecht in den Bereich obskur und nicht nötig. Saoirse Ronan hingegen zeigt, dass sie mal eine Jungschauspielerin mit sehr viel Potenzial war... schade, dass man mittlerweile so wenig von ihr hört. Einige berührende Momente gibt es dennoch, so beispielsweise der Moment, in welchem Mark Wahlberg und Rachel Weisz den Tod ihrer Filmtochter registrieren oder wenn Wahlberg in seiner Paranoia und in dem Willen, an seiner Tochter festzuhalten, die Ermittlungen selbst in die Hand nimmt. Hätte man diesen Szenarien jedoch mehr Raum gegeben als der ohnehin funktionierenden Thriller-Story (in welcher Stanley Tucci förmlich aufblüht), hätten starke Emotionen hervorgerufen werden können, die hier nun mehr zusammenhanglos, wirr und unentschlossen scheinen. Über 135 Minuetn hält "In meinem Himmel" bei der Stange, ist mutig und optisch wundervoll, nutzt aber in Sachen Gefühl und Wagnis sein Potenzial nicht und spült das Thema glatt... was relativ schade ist.

Note: 3+

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