1992 hatte sich Quentin Tarantino mit dem aus dem Nichts gekommenen "Reservoir Dogs" einen Namen gemacht und für sein nächstes großes Werk "Pulp Fiction", an welchem der Regisseur und Autor bereits seit 1986 werkelte, floss dann endlich auch etwas mehr Geld. Das zahlte sich, wie Filmfans wissen, mehr als aus: Tarantinos Noir-Thriller gilt bis heute als einer der besten Filme aller Zeiten, bekam etliche Preise und ist noch immer einer der unsterblichen Klassiker der Kinogeschichte. Dass der Film Schwächen hat, ist nicht von der Hand zu weisen, dennoch packen uns besonders die grandiosen Dialoge auch heute noch...
PULP FICTION
Der Film besteht aus drei Geschichten, die ineinander verwoben sind: In einer von ihnen sind Vincent Vega (John Travolta) und sein Partner Jules Winnfield (Samuel L. Jackson) für ihren Boss Marsellus Wallace (Ving Rhames) unterwegs, um einen blutigen Auftrag auszuführen. Später soll Vega Marsellus' Frau Mia (Uma Thurman) ausführen, die sich langweilt, da ihr Mann mit so viel Arbeit beschäftigt ist. Dieser ärgert sich nämlich mit dem Boxer Butch (Bruce Willis) herum, der während eines Kampfes nicht wie vereinbart zu Boden gegangen ist und sich nun auf der Flucht befindet. Alle Figuren geraten dabei jedoch in einige Schwierigkeiten...
"Pulp Fiction" ist wohl DER Klassiker in einer Reihe von Tarantino-Filmen, welche allesamt mindestens als beachtlich, einige von ihnen mehrfach als meisterhaft gelten. Tarantino hat das Kino verändert, was wohl daran liegt, dass er einer der letzten Filmemacher ist, der sich leidenschaftlich seinem Hobby hingibt, etliche Filme aus allen Genres ansieht und sich daran immer wieder weiterentwickelt. Man merkt diese Liebe zum Kino jedem einzelnen seiner Filme an und ganz besonders kommt dies in "Pulp Fiction" zum Tragen, welchen der Großteil der Fan-Gemeinde als sein bestes Werk sieht. Das sehe ich nicht so, dennoch ist das hier ganz großes Kino. Tarantinos Dialoge sind ein wunderbarer Mix aus zynischem Humor, druckhafter Ernsthaftigkeit und purer Lust. Noch nie waren Sex, Witz, Gewalt und Thrill so wunderbar verbunden wie hier. Dass Tarantino dabei gewaltig unkonventionell vorgeht, dürfte niemanden überraschen, der mal ein Werk von ihm gesehen hat... gerade hier spielt er mit seinen Charakteren und den Storys, die sie erleben, tobt sich an ihnen aus und macht den Film zu einem großen Abenteuerspielplatz voller Referenzen. Das fördert zu Tage, dass "Pulp Fiction" von vorne bis hinten von seinen Dialogen lebt. Diese sind unfassbar gut geschrieben, intelligent, lebendig, spritzig und faszinierend. Eine spezielle Szene herauszusuchen, dürfte schwer fallen, da jede einzelne von ihnen ihre Momente hat, jede seine Daseinsberechtigung hat. Noch dazu arbeitet Tarantino wie gewohnt mit überspitzter Gewalt, mit gleich einem ganzen Haufen an Toten und einigem an Blut. Heutzutage sind wir beispielsweise mit seinem letzten Film, "Django Unchained", an solcherlei unbequeme Gewaltexzesse gewohnt, dennoch zucken wir auch heute noch zusammen, wenn Tarantino so hemmungslos aus allen Rohren feuert und dies auch noch mit einem solch schwarzen Humor schmückt, dass man schluckt, während man lacht. Es liegt alles ganz nah beieinander, wird nicht jedem gefallen, doch wer sich darauf einlässt, bekommt ein Genre-Feuerwerk der Extraklasse. Auch die heute allesamt mehr als bekannten Stars machen einen hervorragenden Job. Der heimliche Star dürfte Samuel L. Jackson sein, der im letzten Drittel in seinen Monologen die Zuschauer bannt... ebenfalls stark agieren John Travolta, der sich mit diesem grandiosen Auftritt seine Karriere rettete, Uma Thurman, die selten so sexy und verführerisch agierte, und Harvey Keitel als Aufräumer, der so lässig und cool agiert, wie es wohl kaum ein anderer angesichts einer kopflosen Leiche tun könnte. Der Film macht von vorne bis hinten also wirklich jede Menge Spaß, allerdings dürften auch hartgesottene Fans bei 154 Minuten voller noch so starker Dialoge irgendwann nachgeben. Es passiert schlichtweg zu viel, um es so lange verarbeiten zu können und irgendwann nimmt man nur noch auf, ohne mit dem Herzen dabei zu sein... dabei leidet besonders die Episode um die Goldene Uhr rund um Bruce Willis und Ving Rhames, die einige wirklich irre Wendungen hinlegt. Dennoch ein klarer Klassiker, der ab und an etwas lang ist, aber in seinen Dialogen so viel Feuer entfaltet, dass er nie wieder aus der Kinogeschichte verschwinden wird. Unsterblich eben, wie Tarantino selbst, der sich mit jedem neuen Werk ein neues Denkmal setzt. Was für ein Künstler!
Note: 2-
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