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Grand Budapest Hotel

Wes Anderson hat schon seit jeher spezielle Filme gemacht, die aber fast immer den Nerv des Publikums trafen. Kleine, aber feine Werke, bevölkert von skurillen Figuren, irren Wendungen und einer sehr eigenen, einzigartigen Inszenierung. Mit seiner mit vier Oscars ausgezeichneten Komödie "Grand Budapest Hotel" hat er diese Eigenarten auf den Höhepunkt getrieben, sie aber gleichzeitig mit harter, echter Dramatik verwoben, wenn er wahre, geschichtliche Ereignisse in seine aberwitzige Geschichte einfügt.

GRAND BUDAPEST HOTEL


Im Jahr 1968 erzählt Zero Moustafa (F. Murray Abraham), der Besitzer des Grand Budapest Hotels in Nebelsbad, einem an einer Schreibblockade leidenden Autor (Jude Law) von seinen Erlebnissen in ebenjenem Hotel. Damals, 1932, arbeitete Zero (jetzt: Tony Revolori) unter der Fuchtel des damaligen Besitzers Gustave H. (Ralph Fiennes), zu welchem er bald eine Freundschaft empfand. Als Gustave des Mordes verdächtigt wird und in ein Komplott aus plötzlichen Todesfällen, gestohlener Kunst und eines drohenden Krieges hineingezogen wird, muss Zero ihn unterstützen, um seinem Freund zu helfen.

Als erstes, schon beim Betrachten des Filmposters, fällt natürlich die enorme Starbesetzung auf, die Wes Anderson für sein Werk versammeln konnte, die Liste der bekannten Namen ist wahrlich enorm lang. Natürlich kann da nicht jeder Star eine wirklich große Rolle absahnen und sogar Bill Murray und Owen Wilson bleiben in Sachen Leinwandzeit hinter den international weniger bekannten Namen Florian Lukas und Volker "Zack" Michalowski zurück. Dennoch gelingt es jedem von ihnen, aus ihren skurillen Rollen sehr viel herauszuholen und man kann sich kaum entscheiden, wer denn nun der wahre Star des Films ist. Natürlich sind das eigentlich Ralph Fiennes und Newcomer Tony Revolori in den klaren Hauptrollen, die mit Charme und Schwung zu faszinieren wissen. Neben ihnen gefällt die riesige Star-Armada in kleinen und großen Nebenrollen so gut, dass man keinen herausheben möchte. Ganz gleich ob Willem Dafoe als wortkarger Scherge, der gerne seine Fäuste einsetzt, Adrien Brody als leicht zu reizender Sohn einer verstorbenen Dame, F. Murray Abraham als Erzähler, Jeff Goldblum als leicht verwirrter Anwalt oder Edward Norton als stets zu spät kommender Polizist, glänzen tun sie alle und jeder von ihnen bekommt seine Momente. 
Neben den Stars ist die verstrickte Geschichte das eigentliche Highlight von "Grand Budapest Hotel": Wie Anderson hier mit immer neuen verrückten Wendungen spielt und seine skurillen Figuren von einer Bredouille in die nächste bringt und uns mit neuen Überraschungen förmlich erstaunen lässt (gerade wenn es darum geht, etablierte Figuren ums Eck zu bringen), das hat schon Klasse. Mit der Zeit wird es jedoch ein wenig chaotisch und gerade im Mittelteil wiederholt man sich doch ein wenig in Sachen Skurillität, mit immer neuen Momenten des Verrücktseins, das Tempo lässt dabei ein wenig nach, wird jedoch pünktlich zum grandiosen Finale, in welchem viele Handlungsfäden zusammenlaufen, wiedergefunden. 
Optisch ist "Grand Budapest Hotel" neben seiner etwas fahrigen, aber dennoch entzückenden Geschichte, die von realen Tagebucheinträgen inspiriert wurde, mal wieder ein kleines Kunstwerk. Auch wenn nicht sämtliche Inszenierungsentscheidungen ihre ganze Pracht entfalten können, da sie doch etwas willkürlich wirken (so zum Beispiel das ständige Ändern des Bildformates, je nachdem, in welcher Zeitepoche wir uns gerade befinden), so entfalten sich gerade durch den altmodischen Charme einige wunderbare Bilder. Die Kameraarbeit ist exzellent und wird von einem grandiosen, oscarprämierten Soundtrack von Alexandre Desplat untermalt, welcher so verspielt und gewitzt ist, dass ich ihn wohl immer und immer wieder hören könnte. 
Und auch in Sachen Ausstattung weiß "Grand Budapest Hotel" zu gewinnen, das Pompöse wird für das Charmante aus dem Weg geräumt, jede Einstellung wirkt perfekt durchstrukturiert und aufgebaut. Ducrh viele Details entstehen dabei einige herrliche Lacher, die sowohl durch die Genauigkeit des Regisseurs in der Inszenierung als auch durch die Leidenschaft und das perfekte Timing der Schauspieler entstehen, sodass eine recht schwarze, aber ebenso leidenschaftliche und charmante Komödie entstanden ist.
Fazit: Wes Andersons Werk ist nicht frei von Schwächen, überzeugt jedoch durch eine charmante Inszenierung, ein tolles Star-Ensemble und einer zeitweise etwas wirren, aber dennoch sehr gewitzten Geschichte.

Note: 2-




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